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Was macht eigentlich eine Koordinatorin für Globales Lernen?

Wie können wir globale Herausforderungen wie Klimakrise und soziale Ungleichheit meistern? Das Konzept des „Globalen Lernens" will unsere Gesellschaft zukunftsfähig aufstellen. Wir stellen es dir vor und sprechen mit Nina, die sich als Koordinatorin für Globales Lernen unter anderem auf Schokoladentouren für mehr Fairness einsetzt.

Interview: Ruth Rottwitt

13.01.2025

In zwei Händen liegt ein kleiner bunter Weltball.

© Nataliya Vaitkevich via Pexels

In einer Welt, die durch Globalisierung, Klimakrise und soziale Ungleichheiten geprägt ist, steht das Bildungskonzept des Globalen Lernens als Schlüssel für eine zukunftsfähige Gesellschaft im Fokus. Es bietet Werkzeuge, um globale Zusammenhänge zu verstehen und Handlungsmöglichkeiten zu erkennen. In unserem Interview mit Nina Martello, Koordinatorin für Globales Lernen beim Westdeutschen Förderkreis von Oikocredit, sprechen wir über die Chancen, die dieses Konzept für Bildung und Beruf bietet. Denn Globales Lernen ist nicht nur gesellschaftlich relevant, sondern eröffnet auch attraktive Karrierewege in Bildung, Entwicklung und Nachhaltigkeit.

 

Definition: Was ist Globales Lernen? 

Globales Lernen ist ein Bildungskonzept, das darauf abzielt, die Herausforderungen und Chancen einer globalisierten Welt zu verstehen und zu bewältigen. Es verknüpft globale Zusammenhänge mit individuellen Lebensrealitäten und befähigt Menschen, Verantwortung für die Weltgesellschaft zu übernehmen. Dabei setzt es auf ganzheitliche, prozessorientierte Ansätze und fördert das Lernen auf Augenhöhe, das alle Sinne einbezieht.

 

Ziele von Globalem Lernen

Die Ziele des Globalen Lernens sind vielfältig und darauf ausgerichtet, Menschen dazu zu befähigen, die Herausforderungen einer globalisierten Welt zu verstehen und aktiv an ihrer Gestaltung mitzuwirken.

🎯 Förderung eines kritischen Bewusstseins für globale Zusammenhänge.

🎯 Vermittlung von Kompetenzen zur aktiven Mitgestaltung einer gerechteren Welt.

🎯 Sensibilisierung für globale Ungleichheiten und Machtverhältnisse.

🎯 Entwicklung von solidarischem Denken und Handeln.

🎯 Vorbereitung auf ein Leben in einer komplexen, globalisierten Gesellschaft.

🎯 Förderung von Nachhaltigkeit und ökologischer Verantwortung.

🎯 Vermittlung von kultureller Vielfalt und interkultureller Kompetenz.

 

Geschichte und Entstehung des Konzepts „Globales Lernen"

Das Konzept des Globalen Lernens entstand in den 1990er Jahren als Weiterentwicklung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass Entwicklung eine globale Aufgabe ist, die sowohl den Globalen Süden als auch den Globalen Norden betrifft. Die zunehmende Vernetzung der Welt stellte neue Anforderungen an Bildung, die über nationale Perspektiven hinausgehen. Globales Lernen wurde als Antwort auf diese Herausforderungen entwickelt, mit dem Ziel, Menschen weltweit in die Lage zu versetzen, nachhaltige und gerechte Lösungen zu erarbeiten

 

Kritik am Globalen Lernen

Trotz seiner positiven Ansätze sieht sich das Konzept des Globalen Lernens Kritik aus verschiedenen Perspektiven gegenüber:

☑️ Postkoloniale Kritik: Einige kritisieren die Marginalisierung der Stimmen und Perspektiven aus dem Globalen Süden. Es wird eine stärkere Dekolonisierung der Inhalte gefordert.

☑️  Individualisierung von Verantwortung: Kritiker (m,w,d) bemängeln, dass die Verantwortung häufig auf Einzelpersonen abgewälzt wird, während strukturelle Probleme unzureichend adressiert werden.

☑️  Eurozentrismus: Die westliche Perspektive dominiert oft, während alternative Wissenssysteme und Philosophien unzureichend berücksichtigt werden.

☑️  Relevanz in der Praxis: Es bleibt eine Herausforderung, das Konzept flächendeckend und effektiv in Bildungseinrichtungen zu integrieren.

Diese Kritik hat jedoch auch zu Fortschritten geführt, wie der stärkeren Einbindung globaler Perspektiven und der Entwicklung von Ansätzen wie der Global Citizenship Education, die die systemischen Ursachen globaler Probleme stärker in den Fokus rücken.

 


 

Interview mit Nina Matello: Was macht eigentlich eine Koordinatorin für Globales Lernen?

Liebe Nina, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, um mit uns über deinen Job als Koordinatorin für Globales Lernen zu sprechen. 

Was ist eigentlich Globales Lernen? 

🙋‍♀️: Globales Lernen ist ein Bildungskonzept, mit dem Menschen motiviert werden sollen, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten - sozial, ökologisch und ökonomisch. 

Komplexe globale Zusammenhänge, wie die Klimakrise oder die herrschende globale Ungleichheit, werden über Perspektivwechsel und Selbstreflektion der Lernenden vermittelt. Dabei geht es letztlich immer um die Frage: “Was hat das mit mir zu tun?”

Globales Lernen verbindet das eigene Leben mit weltweiten Zusammenhängen und gibt gleichzeitig jedem Einzelnen Handlungsmöglichkeiten für mehr Solidarität mit. Der Lernprozess selbst ist interaktiv und gelernt wird häufig mit allen Sinnen. 

 

Und was machst du als Koordinatorin für Globales Lernen? 

🙋‍♀️: Meine Aufgabe beim Westdeutschen Förderkreis von Oikocredit ist es, Bildungsangebote zu schaffen und durchzuführen. Ich gebe Menschen in unserer Region einen Zugang zu weltweiten Zusammenhängen, informiere über globale Krisen und Chancen und zeige  dabei immer auch Möglichkeiten auf, wie man sich aktiv für eine gerechtere Welt einsetzen kann. 

Ich organisiere und moderiere Workshops, Vorträge und Infostände und bin eine Netzwerkerin für unseren Verein. Ein Format ist zum Beispiel der “Walk and Talk” - ein interaktiver Gruppen-Spaziergang zu Gerechtigkeitsfragen im Anbau und Konsum von Kakao oder Kaffee. Workshops gebe ich zu Themen wie faire Schokolade, Klimagerechtigkeit oder nachhaltigen Geldanlagen. 

 

Eine Frau steht unter einem Pavillon am Stand von Oikocredit. an dem es ein Glücksrad gibt. Den Stand besuchen eine Frau und ein junges Mädchen, die sich mit einer weiteren Frau unterhalten.

© Oikocredit Westdeutscher Förderkreis 
Als Koordinatorin für Globales Lernen schafft Nina Bildungsangebote, die Menschen für Engagement zu einer nachhaltigen Zukunft motivieren - z.B. bezüglich nachhaltigem Konsum. 

 

Wie sieht dein bisheriger Lebenslauf aus und wie bist du zu deinem aktuellen Job gekommen?

🙋‍♀️: Ich habe viele Jahre im internationalen Projektmanagement und als Leitung der Kommunikationsabteilung bei einem Anbieter für nachhaltige Geldanlagen gearbeitet. Noch in meiner Uni-Zeit war ich selbständig in der Service-Leitung und der Eventorganisation tätig. In meinem aktuellen Job kommen für mich alle diese Erfahrungen zusammen: interkulturelle Kommunikation und Projektmanagement mit Event-Management und dem Hintergrundwissen aus der Förderung nachhaltiger Entwicklung durch Impact Investing. 

 

Wie sieht dein Joballtag aus? Was sind deine Aufgaben, Verantwortung, Arbeitsweise, Kolleg*innen als Koordinatorin für Globales Lernen?

🙋‍♀️: Wenn ich nicht im Büro oder Homeoffice bin, sitze ich in einem Zug oder halte einen Vortrag bzw. gebe einen Workshop. Ich treffe viele Menschen jeden Alters, Geschlechts, Herkunft an den unterschiedlichsten Orten und dennoch bleibe ich dabei oft in der “Nachhaltigkeits-Bubble”. 

Meine Aufgaben drehen sich um die Gestaltung der Inhalte der Bildungsangebote, um Veranstaltungsorganisation und -bewerbung sowie um Netzwerkpflege und -ausbau. 
Im Team versuchen wir uns zweimal wöchentlich live zu sehen und arbeiten sonst oft in agilen Gruppen zusammen - auch deutschlandweit und international mit anderen Förderkreisen von Oikocredit. Diese Zusammenarbeit ermöglicht mir selbst den notwendigen Perspektivwechsel und Austausch mit Menschen mit den verschiedensten Hintergründen.

 

Hast du in deinem aktuellen Job Sinn gefunden und wenn ja, was genau macht ihn für dich aus? 

🙋‍♀️: Kurz gesagt: Ja, habe ich! Für mich ergibt mein Job schon dann Sinn, wenn eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer aus einer Veranstaltung geht, in der sie/er sich und ihr/sein Handeln kritisch hinterfragt hat. Wenn dann darauf noch ein Verhaltenswechsel stattfindet - sagen wir zum Beispiel der Umstieg auf fair und ökologisch hergestellte Schokolade - dann hat meine Arbeit Sinn ergeben. Es gibt danach verschiedene Stufen der Zielerreichung, würde ich sagen. 

 

Welche Eigenschaften braucht ein Mensch in deinem Job?

🙋‍♀️: Offenheit, Kommunikationsstärke und Ausdauer. 

 

Wenn du magst und darfst: Was verdienst du als Koordinatorin für Globales Lernen und welche anderen Benefits hast du?

🙋‍♀️: Die Genossenschaft Oikocredit und der Westdeutsche Förderkreis von Oikocredit haben einen ökumenischen Gründungshintergrund. Das bedeutet auch, dass die solidarischen Werte, die ich beispielsweise in meinen Bildungsangeboten vermittle, auch für uns selbst gelten. Mein Gehalt richtet sich nach den Tarifbestimmungen der evangelischen Kirche und ist demnach transparent. Die Einordnung zu einer Tarifgruppe und -stufe richtet sich nach der Stellenbeschreibung, den Aufgaben und den Qualifikationen. Darüber hinaus zahlt mein Arbeitgeber eine Kinderzulage und bezuschusst das Deutschlandticket. 

 

Was hat dich an deinem Unternehmen überzeugt?

🙋‍♀️: Die solidarischen Grundwerte und die Möglichkeit der Mitbestimmung. 

 

Wenn du anderen Bewerber*innen einen Tipp geben könntest, wie sie im Bereich Globales Lernen beruflich Fuß fassen können, welcher wäre das? 

🙋‍♀️: Da wir in dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Community Building auch auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfer*innen angewiesen sind, ist es sicherlich hilfreich, wenn man als Bewerber*in selbst Organisationen als Mitglied oder ehrenamtliche*r Helfer*in unterstützt und Erfahrung mit Engagement mitbringt. Darüber hinaus sollte man interkulturelle Kompetenz und Erfahrung mitbringen und den Willen sowie die Ausdauer, für Transformation einzustehen.

 

Welche Frage wird dir auf Parties am häufigsten gestellt? 

🙋‍♀️: Machst du noch diese Schoko-Führungen zu Fairness? 

 

Eine Menschengruppe steht unter Bäumen um eine Weltkarte auf dem Boden herum. Eine Blonde Frau erzählt ihnen etwas zur Karte


© Oikocredit Westdeutscher Förderkreis 
Die beliebteste Party-Frage kann Nina mit „Ja" beantworten. Sie gibt noch Schokoladen-Touren mit denen sie alle Teilnehmenden zu einem Umdenken hinsichtlich ihres eigenen Konsums motivieren möchte. 

 

Wie hat GoodJobs dir bei deiner Jobsuche geholfen? 

🙋‍♀️: Mein aktueller Job war hier ausgeschrieben und ich nutze euer Portal auch gerne, um Organisationen für mögliche Partnerschaften zu entdecken. 


 

Über Oikocredit 

Oikocredit ist eine internationale Genossenschaft, die sich seit 1975 für weltweite Gerechtigkeit einsetzt. Mithilfe des Kapitals ihrer rund 50.000 Anleger*innen bietet sie Partnerorganisationen im globalen Süden Kredite und Eigenkapitalbeteiligungen an. Diese sind in den Bereichen Inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft und erneuerbare Energien tätig.

Gemeinsam mit vielen anderen Vereinen weltweit unterstützt der Westdeutsche Förderkreis die Vision von Oikocredit durch entwicklungspolitische Bildungs-, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit. Bei Stadtfesten, Vorträgen oder Filmvorführungen informieren die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen unter anderem über Themen wie nachhaltiges Wirtschaften, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit.

Die aktuell rund 6.000 Mitglieder des Westdeutschen Förderkreises haben außerdem die Möglichkeit, die Arbeit der Genossenschaft aktiv mitzugestalten. Über den Förderkreis können sie ihre eigenen Anliegen einbringen, zum Beispiel bei der jährlichen Mitgliederversammlung.


 

FAQ Koordinator (m,w,d) für Globales Lernen 

Was ist globales Lernen?

Globales Lernen ist ein Bildungskonzept, das Menschen befähigt, globale Zusammenhänge zu verstehen und Verantwortung für eine nachhaltige und gerechte Welt zu übernehmen. Es verknüpft weltweite Entwicklungen mit der eigenen Lebensrealität und fördert ein Lernen auf Augenhöhe, das ganzheitliche Ansätze nutzt, um globale Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und kulturelle Vielfalt zu adressieren.

Welche Ziele verfolgt Globales Lernen? 

Das Konzept des Globalen Lernens hat das Ziel, Menschen auf das Leben in einer globalisierten Welt vorzubereiten. Es möchte unter anderem ein kritisches Bewusstsein für globale Zusammenhänge schaffen, Kompetenzen zur Mitgestaltung einer gerechteren Welt vermitteln, für soziale Ungleichheiten sensibilisieren, nachhaltiges Denken und Handeln fördern sowie kulturelle Vielfalt und interkulturelle Kompetenz stärken.

Wie und wann entstand das Konzept Globales Lernen? 

Globales Lernen entwickelte sich in den 1990er Jahren als Fortführung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Es entstand aus der Erkenntnis, dass Entwicklung keine einseitige Aufgabe des Globalen Südens ist, sondern eine globale Herausforderung, die den Globalen Norden ebenso betrifft. Mit der zunehmenden Vernetzung der Welt wuchs die Notwendigkeit, Bildung als globales Thema zu verstehen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden.

Was macht ein Koordinator (m,w,d) für Globales Lernen? 

Ein Koordinator (m,w,d) für Globales Lernen plant und organisiert Bildungsprojekte, die Menschen helfen, globale Zusammenhänge zu verstehen. Dazu gehören Workshops, Seminare oder Schulmaterialien, die Themen wie Klimagerechtigkeit, faire Arbeitsbedingungen oder nachhaltigen Konsum behandeln. Zudem vernetzt ein Koordinator (m,w,d) Bildungsakteure und arbeitet an der Integration des Globalen Lernens in Bildungseinrichtungen. Ziel ist es, Menschen zur aktiven Mitgestaltung einer gerechteren Welt zu befähigen.

 

 

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