Karriere

Programmieren für's Klima - so geht Impact als Programmierer*in

Das Internet hat mehr mit dem Klima zu tun, als du auf den ersten Blick vielleicht denken magst. Wir stellen dir das Jobprofil Programmierer*in und zeigen, wie Green Coding etwas für's Klima tut.

Isabella von Hobe

22.11.2024

Eine Person sitzt auf einem gelben Sessel, ein Macbook auf dem Schoß und ein Buch zu „Python" neben sich.

© Christina Morillo via Pexels

Mit energieeffizientem Coding, nachhaltigen Technologien und klimafreundlichen Projekten können Programmierer*innen dazu beitragen, die Emissionen des Internets zu senken.

Was genau hat das Internet überhaupt mit dem Klimawandel zu tun? Leider eine ganze Menge, denn das Internet ist mittlerweile zu einem großen Energieverbraucher und CO2-Emittenten geworden.

Wenn man es sich bildlich vorstellen will, kann man es mit einem Ländervergleich abbilden: Wäre das Internet ein Land, würde es im Hinblick auf CO2-Ausstoß wohl gleich hinter Japan rangieren (Quelle: Statista 2023). Und wer kann etwas dagegen tun? Die Menschen, die das Internet auch maßgeblich mitgestalten – das sind unter anderem Programmierer*innen.

Grafik zeigt den CO2-Ausstoß der Top 8 Länder weltweit. Auf Rang 6: Das Internet

Wäre das Internet ein Land, läge es auf Rang 6 des weltweiten CO2-Ausstoßes. Quelle: Statista


Was macht ein*e Programmierer*in?

Programmierer*innen entwickeln Programme und Anwendungen – sie schreiben, testen und pflegen Computercode, damit bestimmte Aufgaben und Funktionen möglich sind. Dazu arbeitet sie mit verschiedenen Programmiersprachen, Frameworks und Tools, um Softwarelösungen zu erstellen, die von einfachen Websites bis zu komplexen Betriebssystemen reichen können. Programmierer*innen entwickeln nicht nur neue Software, sondern optimieren und beheben auch Fehler in bestehenden Systemen. Damit sind sie entscheidende Gestalter*innen der digitalen Welt.

Coding für den Klimaschutz - Wie Programmierer*innen Sinn stiften können

Programmierer*innen können bei ihrer Arbeit auch den Klimawandel mitdenken. Hierbei gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und Wege, um aktiv mitzuwirken.

Klimaschutzprojekte unterstützen

Programmierer*innen können sich bei Organisationen wie Greenpeace oder GermanZero engagieren und so ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das geht als Angestellte*r oder auch ehrenamtlich. Dabei können sie ihr Know-how in verschiedenen Bereichen einbringen und so die NGOs unterstützen. Entwickelt werden können zum Beispiel auch Anwendungen, die Umweltparameter überwachen. Solche Tools sind wichtig, um Umweltveränderungen besser zu verstehen und zu managen. So können NGOs wichtige Daten sammeln und auswerten, um bessere Entscheidungen zu treffen.

Nachhaltige Technologien entwickeln

Ein weiterer Ansatz ist die Entwicklung nachhaltiger Technologien. Hier geht es nicht nur darum, CO2-Emissionen zu senken, sondern auch langfristige, ressourcenschonende Lösungen zu schaffen. Ein gutes Beispiel dafür sind Smart Grids, sogenannte intelligente Stromnetze. Sie optimieren die Energieverteilung in Echtzeit, steuern den Verbrauch und verbessern die Integration erneuerbarer Energien.

Aber auch Software für erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie gehört dazu. Damit können wir uns unabhängiger von fossilen Brennstoffen machen und auch bei der Elektromobilität können Programmierer*innen viel erreichen. Sie können nämlich Software entwickeln, die dafür sorgt, dass die Ladeinfrastruktur und die Batterienutzung von Elektrofahrzeugen besser werden.

Energieeffizienter Code

Energieeffizienter Code ist eine weitere Möglichkeit, den Klimaschutz zu unterstützen. Durch effizient programmierte Anwendungen wird weniger Rechenleistung benötigt, was den Energieverbrauch senkt. Der große Vorteil: Diese Optimierung lässt sich in fast jedem Projekt umsetzen und trägt so universell zu mehr Nachhaltigkeit in der IT bei. Im nächsten Abschnitt zeigen wir, wie ihr das umsetzen könnt.

 

Green Coding: Wie kann Code klimabewusster sein?

Effizienz und Optimierung

Wenn Programmierer*innen Algorithmen benutzen, die weniger Rechenleistung und Speicher benötigen, kann die Belastung der Ressourcen minimiert werden. Ein schlanker Code, der unnötige Wiederholungen vermeidet, spart Rechenoperationen und Energie. Auch die Optimierung von Schleifen, die Reduzierung von Funktionsaufrufen und die Minimierung von Speicherverbrauch tragen zur Effizienz bei. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Programme schneller laufen, sondern auch, dass man langfristig gesehen die Umwelt schont, weil weniger Energie verbraucht wird.

Ressourcenschonung

Mit effizienten Datenbankabfragen und dem Einsatz von Caching-Techniken kann der Energieverbrauch von Websites und Software senken. Caching speichert Daten, die häufig gebraucht werden, zwischen. Dadurch werden wiederholte Berechnungen vermieden. Wenn man die Anzahl und Komplexität von Datenbankabfragen minimiert, wird weniger Rechenleistung verbraucht. Effizientes Management von Speicherressourcen hilft dabei, die Umwelt zu schonen. Denn dadurch muss weniger Energie für die Bereitstellung und Verarbeitung von Daten aufgewendet werden.

Reduktion des Datenvolumens

Wenn Programmierer*innen Bilder und Videos komprimieren, spart das Datenvolumen und Energie. Lazy Loading ist dafür eine gute Sache, weil damit Inhalte nur bei Bedarf geladen werden. Dadurch werden unnötige Datenübertragungen minimiert. Das hat zur Folge, dass die Netzwerklast und der Energiebedarf für die Datenübertragung sinken. Das führt zu schnelleren Ladezeiten und einer geringeren Serverbelastung. So können digitale Ressourcen insgesamt effizienter und umweltfreundlicher genutzt werden.

Grüne Hosting-Anbieter für Websites

Grüne Hosting-Anbieter setzen auf erneuerbare Energien und betreiben klimaneutrale Rechenzentren. Wenn sich Programierer:innen bei ihren Projekten für einen grünen Hosting-Anbieter entscheiden (oder es auch hier ihren Kund:innen raten), können sie dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck von digitalen Produkten zu verringern. Das ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Weg, um die Nachhaltigkeit im digitalen Bereich zu fördern. Im Archiv der Green Web Foundation gibt es eine große Auswahl an grünen Hosting-Providern zu finden.

Wiederverwendbarkeit und Modularität

Wiederverwendbare Module und Bibliotheken sparen Coder*innen Zeit und Ressourcen, weil sie den Code nur einmal schreiben müssen und ihn dann mehrfach nutzen können. Eine Microservices-Architektur ist sinnvoll, weil sie flexible und effiziente Systemgestaltungen ermöglicht. Wenn Programmierer*innen Anwendungen in kleinere, unabhängige Module aufteilen, kann der Code einfacher gewartet und skaliert werden.

Welche Maßnahmen in Projekten oder im Arbeitsalltag eines/einer Entwickler*in zum Einsatz kommen, hängt natürlich von den spezifischen Anforderungen ab.

 

Ein Einblick in die Arbeit eines „grünen“ Coders

Michael Voit ist ein Coder, der sich dafür einsetzt, Nachhaltigkeit in allen Aspekten seiner Arbeit zu priorisieren. Er ist Teil der Webagentur ACB, die ihren Fokus auf energieeffiziente, barrierefreie Websites für NGOs und nachhaltige Unternehmen legt.
Zudem ist er als Green Coder bei °Cleaner Web aktiv und hat einen Großteil der Programme der Initiative entwickelt. °Cleaner Web hat unter anderem ein Label geschaffen, das klimabewusste Websites auszeichnet. Dafür müssen Websites eine Prüfung bestehen, das sogenannte Audit.

Portraitbild von Michael Voit

© Sabrina Wagner
Entwickler Michael Voit setzt sich nicht nur im Job für nachhaltigen Code ein, sondern nutzt seine Skills auch ehrenamtlich. 

 

Michaels Arbeitsalltag ist ziemlich abwechslungsreich. Er entwickelt Software und Lösungen, die dazu beitragen, das Internet umweltfreundlicher zu machen. Regelmäßig vernetzt er sich mit anderen aus der Green-Coding-Bewegung, hält Vorträge zum Thema und hilft anderen Coder*innen bei ihrer Arbeit. Auch schaut er sich regelmäßig seine Programme an und überarbeitet sie, um „Altlasten“ im Code zu beseitigen.
Auf die Frage, ob er sich als Klimaaktivist sieht, antwortet er:

 „Ja, auf jeden Fall. Ich lebe seit Jahren klimagerecht, bin in ein paar lokalen Initiativen aktiv und kann über meine digitalen Beiträge als Green Coder in einem großen Radius aktiv sein.“

 

Weiterbildungsangebote & Infos zum Thema nachhaltiges Programmieren

Für diejenigen, die sich im Bereich Software Development weiterentwickeln oder mehr über „grünes Coden“ lernen möchten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auf Konferenzen, Vorträgen und in Meetings erfahrt ihr, was es Neues gibt, könnt Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen und von Expert*innen lernen.

Es gibt immer mehr Leute, die sich für Green Code interessieren und viele spannende Gedanken, Ansätze und Lösungen haben. Veranstaltungen aus der Green-Coding-Bewegung sind eine tolle Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen und Best-Practice-Beispiele zu informieren und gleichzeitig ein Netzwerk aufzubauen. Bei der Green Hack Konferenz und EcoComputeKonferenz zum Beispiel tauschen Leute sich über einige Tage hinweg über umweltverträgliche Entwicklungen und den größten Herausforderungen der Zukunft aus.

Es gibt auch einige Bildungsangebote von Organisationen wie Green Coding und der Green Software Foundation, die ein Training für grüne Software entwickelt. Auch das Projekt °Cleaner Web, bei dem Michael aktiv ist, ist eine gute Anlaufstelle für alle, die sich für ein nachhaltiges Internet einsetzen wollen. Das Projekt bietet eine umfassende Sammlung von Links, Ressourcen und Tools für Green Coding und Webentwicklung.

Fazit: Code für die Zukunft

Das Beispiel von Michael verdeutlicht, wie Entwickler*innen durch bewusste Entscheidungen und gezielte Projekte einen positiven Einfluss auf das Emissionsproblem des Internets ausüben können. Indem sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen in Projekte einbringen, die den Klimaschutz fördern – sei es direkt oder indirekt – und ihre Programme so optimieren, dass sie weniger Energie verbrauchen, leisten sie einen bedeutenden Beitrag. Programmieren fürs Klima ist somit weit mehr als ein technisches Ziel; es ist ein wertvoller Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.



FAQ Green Coding

Was ist Green Coding?
Green Coding bezeichnet die Entwicklung energieeffizienter und ressourcenschonender Software. Ziel ist es, den Energieverbrauch in allen Phasen des Software-Lebenszyklus zu reduzieren – vom Schreiben des Codes bis hin zur Ausführung in Rechenzentren und Endgeräten. Green Coding ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der IT-Branche.

Warum ist Green Coding wichtig?
Die IT-Branche trägt erheblich zum globalen Energieverbrauch bei, insbesondere durch Rechenzentren und Cloud-Dienste. Durch Green Coding lässt sich der Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß von Softwareanwendungen senken. Dies hilft Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und Kosten zu sparen.

Welche Techniken werden im Green Coding eingesetzt?
Green Coding umfasst Techniken wie effiziente Datenverarbeitung, Minimalisierung der Rechenleistung und bewusster Umgang mit Speicherkapazitäten. Entwickler setzen Methoden wie Code-Optimierung, energieeffiziente Algorithmen und "Lazy Loading" ein, um ressourcenschonend zu programmieren.

Welche Karrierechancen gibt es im Bereich Green Coding? Da Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung immer wichtiger wird, steigen die Karrierechancen im Bereich Green Coding. Rollen wie Sustainable Software Engineer, Green Code Consultant oder Sustainable IT Specialist bieten spannende Möglichkeiten für Fachkräfte, die sich für Technologie und Umwelt einsetzen möchten.

Welche Fähigkeiten brauche ich für eine Karriere im Green Coding? Neben fundierten Programmierkenntnissen in Sprachen wie Python, Java oder C++ sind Wissen über energieeffiziente Algorithmen und Design-Prinzipien entscheidend. Kenntnisse in Cloud-Technologien und Infrastruktur-Optimierung sowie ein Verständnis für Nachhaltigkeitsstandards runden das Profil ab.

Wie qualifiziere ich mich für Green Coding?
Um sich für Green Coding zu qualifizieren, sollten Entwickler*innen sowohl ihre Programmierkenntnisse als auch ihr Wissen über nachhaltige IT-Praktiken erweitern. Hier einige Schritte, die helfen:

💡 Weiterbildung in energieeffizientem Programmieren: Zahlreiche Online-Kurse, Tutorials und Zertifizierungen bieten tiefergehendes Wissen über effiziente Algorithmen und nachhaltige Softwareentwicklung.

💡 Kenntnisse in Clean Code und Code-Optimierung: Durch das Erlernen von Techniken zur Code-Optimierung und das Anwenden effizienter Datenstrukturen kann man den Energieverbrauch von Programmen senken.

💡 Bewusstsein für Hardware- und Cloud-Effizienz: Das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Code und Ressourcenverbrauch auf Endgeräten und in der Cloud ist essenziell. Hier helfen auch Grundlagen in Cloud Computing und Infrastrukturmanagement.

💡 Praktische Erfahrung sammeln: Mitarbeit an Projekten, die Nachhaltigkeit als Ziel haben, wie Open-Source-Projekte für ressourcenschonende Software, kann wertvolle praktische Einblicke und Erfahrung bringen.


 

Über Isabella

Portraitfoto von Isabella von Hobe

 

Isabella von Hobe ist im Bereich Webkonzeption tätig. Als Teil der ACB-Webagentur ist sie Expertin für prägnante Inhalte mit Impact und engagiert sich nebenbei bei °Cleaner Web. Ihr grundlegendes Ziel ist es, sinnhaften Projekten eine breite Sichtbarkeit im Web zu verschaffen.

 

 

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