Studienabbruch – wie finde ich den passenden Job, auch ohne Abschluss?
Heute ist Tag der Studierenden. Wie es allerdings weitergehen kann, wenn du dein Studium abbrichst und wie du auch ohne Abschluss einen Job mit Sinn finden kannst, liest du hier.
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Vor gut einem Monat ging es wieder los: Wo seit drei Semestern nicht gelernt und gelehrt werden durfte, sind nun wieder Studierende in Seminarräumen und Vorlesungssälen anzutreffen. An den deutschen Universitäten wurde die Präsenzlehre wieder aufgenommen.
Die Online-Lehre der drei Digitalsemester ging allerdings nicht spurlos an den Studierenden vorbei: Während Corona wurden allgemeine Studienzweifel lauter, da einige positive Seiten des Studiums einfach wegfielen. Dazu kam, dass viele Studierende zusätzlich mit Geldsorgen, mentaler und körperlicher Gesundheit oder erschwerten Lernbedingungen durch die Pandemie zu kämpfen hatten. Gedanken an einen Studienabbruch liegen da sehr nahe. Laut einer Studie des DZHW von 2014 bricht knapp ein Drittel der Studierenden in Deutschland ihr Studium im Bachelor tatsächlich ab.
Zum heutigen Tag der Studierenden beschäftigen wir uns deshalb mit diesen wichtigen Fragen: Wie geht es nach einem Studienabbruch weiter? Und wie gestaltet sich die Suche nach dem passenden Job – auch ohne den Abschluss?
Studium abgebrochen – und nun? Lass dich inspirieren!
Du bist dir ganz sicher und hast für dich entschieden, dass du dein Studium abbrechen möchtest – fragst dich aber im nächsten Schritt: und jetzt? Nimm dir erstmal Zeit und hol dir Inspiration von anderen! Denn glücklicherweise bist du mit deinem Studienabbruch nicht allein. Der Studienabbruch Podcast von Queraufstieg Berlin stellt Menschen, die ihr Studium aus verschiedensten Motiven abgebrochen haben, und ihren Berufsweg vor.
Auch eine gute Adresse: die Fuckup Nights Berlin. Unter dem Motto „Vom Scheitern lernen“ erzählen Menschen in dem Veranstaltungsformat monatlich von ihrem beruflichen Scheitern – unter anderem auch von Studienabbrüchen – und ihrem Umgang damit; im Podcast kann man alle Speeches nachhören.
Und wenn du danach selbst aktiv werden willst: Frag dich im ersten Schritt, wo deine Stärken liegen und was dir grundsätzlich Spaß macht. Trage auch nochmal deine Gründe für den Studienabbruch zusammen. Je eindeutiger du weißt, was dich motiviert und wie dein berufliches Ziel aussieht, desto überzeugender kannst du später in Bewerbungsgesprächen auftreten. Denn Studienabbrecher*innen haben viele Möglichkeiten, allerdings müssen sie in Bewerbungsgesprächen öfter einen starken Willen und eine konkrete Motivation für einen Job zeigen – gerade beim Quereinstieg. Mehr dazu, wie dieser Prozess aussehen kann, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Bereit für etwas Neues, aber was?
Du kennst nun deine Stärken, deine Werte und weißt, was dir Spaß macht — aber nicht, welche Jobs und Companies es gibt, die deine Interessen vereinen? Das lässt sich ändern! Neben Karrieremessen gibt es mittlerweile auch extra Messen für Studienabbrecher*innen, oft wird dort ein sogenanntes Job-Speed-Dating angeboten. Dabei bekommen Bewerber*innen und Unternehmen die Chance, sich in kurzen Gesprächen gegenseitig vorzustellen und zu schauen, ob ein potentielles Match dabei ist.
Oder du klickst dich einfach mal durch unsere GoodCompanies: Viele legen den Fokus bei ihren Stellenausschreibungen auf deine Motivation, deine Werte und was dir gut liegt – nicht zwangsläufig auf den passenden Abschluss. Schau mal rein und finde Companies, die zu dir und deinen Überzeugungen passen!
Theorie ist gut, Praxis ist besser
Dein Studium war sehr theorielastig, manchmal hast du dabei die Praxis aus den Augen verloren. Wie wär’s also mit einem Praktikum, in dem du den Hörsaal gegen das Office eintauschst? So kannst du entweder im Berufsfeld deines Studiums noch Bereiche finden, die dich in der Praxis überzeugen – oder mal einen ganz anderen Job ausprobieren. Hier muss es auch nicht immer das klassische Praktikum sein: Arbeite zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe, als Assistent*in im Büro oder als Fundraiser*in für den Umweltschutz und lerne so neue Jobs direkt in der Praxis kennen – auch ohne Studienabschluss.
Vielleicht hast du bei deinen Recherchen oder in der Job-Beratung schon einen Beruf gefunden, den du spannend findest. Auch hier kann dir ein Praktikum erste Eindrücke vermitteln und mehr Klarheit bringen, bevor du deine Ausbildung oder mit deinem Quereinstieg beginnst.
Für alle unter 27 Jahren bietet sich nach einem Studienabbruch – gerade im sozialen, kulturellen oder ökologischen Bereich – auch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) an, um Praxiserfahrungen zu sammeln und sich beruflich zu orientieren. Positiver Nebeneffekt: Du unterstützt damit nachhaltige Entwicklungen, entweder im sozialen Kontext oder im Umwelt- und Naturschutz.
Jobs, Praktika oder ein FSJ bzw. FÖJ mit Sinn – auch ohne Abschluss –, findest du hier auf unserer Seite.
Direkt in den Job – mit dem Quereinstieg
Wenn du bereits genau weißt, was dich antreibt und wo deine beruflichen Ziele liegen, ist der Quereinstieg in einen Job unter bestimmten Voraussetzungen etwas für dich. Wichtig ist, dass du dich in Bewerbungsgesprächen auf deine (praktischen) Erfahrungen und Stärken, deine Soft Skills und andere erworbene Fähigkeiten beziehst. Vor allem aber darauf: deine große Motivation für genau diesen Job und deine Bereitschaft, dich in neue Inhalte einzuarbeiten. Für viele Companies ist deine persönliche Motivation wichtiger als das exakte Erfüllen der fachlichen Anforderungen. Mit welchen Rückfragen du im Gespräch direkt einen guten Eindruck hinterlässt, liest du hier.
Aber: Sei dir bewusst, dass der Quereinstieg in den meisten Fällen eher etwas für Master-Abbrecher*innen mit Bachelorabschluss oder Menschen mit praktischen Vorerfahrungen ist. Gerade im öffentlichen Dienst, in der IT-Branche oder im Lehramt sind solche Quereinstiege möglich und Studienabbrecher*innen aufgrund ihrer akademischen Erfahrung beliebt. Neben dem Job sind Quereinsteiger*innen meistens noch in Weiterbildungsprogrammen involviert, um ihre fachlichen Qualifikationen auszubauen.
Lernen und arbeiten – mit der dualen Berufsausbildung
Eigentlich hast du genug vom Lernen und Ausbildungen dauern so lang? Dann lass dich als Ex-Studierende*r vom Gegenteil überzeugen! Du kannst deine Ausbildungszeit mindestens durch ein Abitur, meistens aber auch zusätzlich noch durch deine Studienleistungen verkürzen. Wenn deine Ausbildung im Berufsfeld deines Studiums angesiedelt ist, kannst du dir manche Kurse bereits anrechnen lassen. In Ausnahmefällen und mit genügend praktischer Vorerfahrung sowie ausreichend Studienleistungen kannst du sogar direkt zur Externenprüfung zugelassen werden.
Der theoretische Teil einer Ausbildung beträgt – ganz anders als im Studium – nur 30 Prozent, während du zu 70 Prozent Zeit in deinem Betrieb verbringst und praktisch arbeiten kannst. Auch cool: Deine Ausbildung ist international anerkannt. Das heißt, dass du nicht nur während deiner Ausbildung Auslandspraktika machen, sondern nach deinem Abschluss sogar international arbeiten kannst. Ausbildungen sind darüber hinaus auch noch flexibel: Du kannst sie unter gewissen Bedingungen in Teilzeit absolvieren.
Studienabbrecher*innen sind auch in Ausbildungsbetrieben wieder sehr beliebt, da sie selbstorganisiertes Arbeiten und ganzheitliches sowie analytisches Denken durch das Studium gelernt haben. Mit der richtigen Motivation ist es also kein Problem, zu einer Ausbildung zugelassen zu werden.
Egal, für was du dich entscheiden solltest: Angst davor, keinen Job zu finden, brauchst du als Studienabbrecher*in nicht zu haben. Es gibt viele Wege, um ins Berufsleben zu starten und den perfekten Lebenslauf gibt es nicht. Der Job, der genau zu dir passt, wartet schon auf dich – auch ohne Uni-Abschluss!