Ist es Zeit für einen Jobwechsel - ja oder nein?
Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine berufliche Neuorientierung? Business Coach Julia Garrelfs hilft dabei, für sich festzustellen, ob jetzt ein guter Zeitpunkt für den Jobwechsel ist oder nicht. Im GoodJobs Magazin erklärt sie mögliche Beweggründe, die Mitarbeiter*innen zum Wechsel bewegen.
Nicole Michalak
Gerade jetzt zum Jahreswechsel stellen sich viele wieder die Frage, ob aktuell der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel ist - ja oder nein? Schließlich verbringen wir in der Regel viel Zeit in unserem Job. Umso wichtiger ist es, dass wir das Gefühl haben, “am richtigen Ort” und nicht ständig unter- oder überfordert zu sein. In diesem Gastbeitrag gibt Dir Julia Garrelfs, systemischer Business Coach für berufliche Neuorientierung Tipps, wie Du für Dich herausfindest, ob aktuell der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel ist oder nicht.
Zweifel am Jobwechsel
Vielleicht spielst Du schon länger mit dem Gedanken an einen Jobwechsel, Dich überkommen aber immer wieder Zweifel, ob das wirklich so eine gute Idee ist oder ob Du nicht lieber zufrieden mit dem sein solltest, was Du hast. Schließlich hast Du Dir über die letzten Jahre beruflich etwas aufgebaut und ein Jobwechsel fühlt sich ein bisschen so an, als würdest Du das aufgeben. Gleichzeitig weißt Du nicht, was Dich in einem neuen Job erwartet und ob er überhaupt besser ist als Dein aktueller Job. Glaube mir, diese Zweifel gehören absolut dazu, schließlich möchtest Du den Wechsel hinterher nicht bereuen und eine gute und nachhaltige Entscheidung treffen. Gleichzeitig erlebe ich in meinen Coachings aber viele Menschen, die viel zu lange in Jobs verharren, die ihnen absolut nicht (mehr) guttun und sie schlimmstenfalls sogar krank machen.
In diesem Beitrag möchte ich Dich dabei unterstützen, für Dich eine gute Entscheidung hinsichtlich der Fragestellung “Jobwechsel - ja oder nein” zu treffen.
Gründe für den Jobwechsel
Es gibt allerlei Gründe, die für einen Jobwechsel sprechen. Die einen sind ein klares Anzeichen dafür, dass es (höchste) Zeit für einen Jobwechsel ist, bei anderen besteht gegebenenfalls die Chance, zum Beispiel in einem Gespräch eine positive Veränderung herbeizuführen, um eine Verbesserung ohne Jobwechsel zu bewirken.
Über- oder Unterforderung:
Ein sehr häufiger Faktor, der mir als Grund für einen Jobwechsel genannt wird, ist eine ständige Über- oder Unterforderung im Job. Hierzu muss man sagen, dass beide Fälle für den oder die Betroffene*n auf Dauer gleichermaßen zermürbend und auslaugend sein können. Dabei stellt sich bei der Entscheidung nach einem Jobwechsel - ja oder nein die Frage, ob sich etwas grundlegend an der Situation verändern lässt? Hat ein Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten stattgefunden, um die Unter- beziehungsweise Überforderung zu adressieren? Können Aufgabengebiete abgegeben oder Zuständigkeiten verändert werden, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren beziehungsweise die Anforderungen zu erhöhen? Ist dies nicht möglich, kann ein Jobwechsel ein sinnvoller nächster Schritt sein - schließlich möchtest Du weder auf der Stelle treten noch Gefahr laufen, in ein Burnout zu schlittern.
Mangelnde Wertschätzung:
Ein weiterer Punkt, der in meinen Coachings häufig zur Sprache kommt, wenn es um die Frage geht, ob ein Jobwechsel Sinn macht, ist die mangelnde Wertschätzung durch Vorgesetzte. Diese kann auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht werden, beispielsweise:
➡️ durch ein Übergangen werden bei Beförderung und Gehaltserhöhung
➡️ durch ein Übergangen werden bei der Vergabe von Projekten und mehr Verantwortung
➡️ aber auch auf monetärer Ebene
Auch hier ist es wichtig, im ersten Schritt das Gespräch zu suchen und die Umstände offen anzusprechen. Zeigt das offene Ansprechen keine Wirkung, kann das für einen Jobwechsel sprechen.
Fehlende Weiterentwicklungschancen:
Daran schließt sich auch mein nächster Punkt an, denn mit mangelnder Wertschätzung gehen auch häufig fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten einher. Wenn diese nämlich nicht gegeben sind, kann dies ein Grund sein, warum Mitarbeitende sich die Frage stellen: “Jobwechsel - ja oder nein?”. Denn: Gerade für hochmotivierte Mitarbeitende gibt es wenig frustrierenderes als zu erkennen: ab hier geht es für mich nicht weiter - egal, wie sehr ich mich anstrenge. In diesem Fall wäre zu klären, ob es in einem anderen Unternehmensbereich gegebenenfalls bessere Aufstiegschancen gibt oder ob der Aufstieg nur durch einen externen Wechsel gelingen kann.
Mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie:
Ein Fall, der mir als Coach für berufliche Neuorientierung sehr häufig begegnet, ist die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie - sei es aufgrund von Reisetätigkeit, Schichtarbeit oder sehr starrer und unflexibler Strukturen. Auch hier wäre zu klären, inwiefern eine Umschichtung der Aufgaben, eine Flexibilisierung der Arbeitszeit oder ähnliches möglich sind. Sollte dies nicht möglich sein, ist ein Jobwechsel ggf. die stressfreiere Alternative.
Fehlender Sinn in der Tätigkeit:
Ebenfalls ein häufiger Grund für die Fragestellung “Jobwechsel - ja oder nein”, ist die Suche nach dem Sinn in der Tätigkeit. Denn: Die meisten verbringen sehr viel Zeit in ihrem Job und wünschen sich daher, dass dieser sie mit Sinn erfüllt. Ist dies nicht (mehr) der Fall, führt das häufig dazu, dass die Identifikation mit dem Job beziehungsweise dem oder der Arbeitgeber*in abnimmt oder irgendwann ganz verloren geht. Hier ist die Frage, ob es Möglichkeiten für Dich gibt, innerhalb Deines Tätigkeitsfeldes wieder mehr Sinn zu finden oder ob das nur außerhalb der Abteilung oder des Unternehmens möglich ist.
Steigende Unzufriedenheit im Job:
Vielleicht merkst Du aber auch, dass Du eine diffuse Unzufriedenheit in Deinem Job verspürst, die Du Dir nicht recht erklären kannst. Eigentlich hast Du Deinen Job bisher gerne gemacht. Doch mittlerweile steigt sonntags bereits Dein Stresspegel, wenn Du an Montag denkst und Du sehnst spätestens dienstags das Wochenende herbei. Reflektiere in diesem Fall einmal: seit wann empfindest Du diese Unzufriedenheit? Gab es einen konkreten Auslöser oder war es ein schleichender Prozess? Hat es zum Beispiel (personelle) Wechsel innerhalb der Abteilung oder bei den Aufgaben gegeben? Versuche die Ursache für Deine Unzufriedenheit zu finden, um anschließend zu überlegen, was Du verändern kannst, um wieder zufriedener in Deinem Job zu werden.
Ist nun der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel - ja oder nein?
Wie Du siehst, lässt sich die Fragestellung, ob aktuell der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel ist, nicht pauschal beantworten, da sie von vielen Faktoren abhängt und immer eine Einzelfallentscheidung ist. In jedem Fall ist es immer sinnvoll und ratsam, das persönliche Gespräch mit Vorgesetzten zu suchen, um herauszufinden, ob sich an der aktuellen Jobsituation und den jeweiligen Rahmenbedingungen etwas verändern lässt. Sollte dies nicht der Fall sein, ist es in der Regel an der Zeit, sich nach neuen beruflichen Möglichkeiten umzuschauen.
Julia Garrelfs begleitet als systemischer Business Coach für berufliche Neuorientierung Menschen auf der Suche nach einem Beruf, der ihren Werten, Stärken und Talenten entspricht und sie wieder aufblühen lässt. Denn sie ist der festen Überzeugung, dass wir dann beruflich erfolgreich sind, wenn Job und Persönlichkeit in Einklang sind. Außerdem bietet sie Coachings für Mütter und Väter an, die ihren Job an den Bedürfnissen ihrer Familie ausrichten möchten.
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