Zwischenzeugnis anfordern: So geht’s professionell
Ein Zwischenzeugnis hilft dir zu verstehen, wie dein Arbeitgeber dich sieht – und kann die Grundlage für deinen nächsten Karriereschritt sein. Wann es sich lohnt, wie du es anfragst und was drinstehen sollte: Hier findest du Tipps, eine Vorlage und eine smarte Checkliste.

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In diesem Artikel erfährst du:
👉 wann ein Zwischenzeugnis sinnvoll ist
👉 worauf du beim Inhalt achten solltest
👉 wie du es clever und unauffällig anforderst
👉 was Formulierungen zwischen den Zeilen wirklich bedeuten
Ein Zwischenzeugnis wirkt auf viele erstmal wie der inoffizielle Code für „Eigentlich will ich hier gar nicht mehr arbeiten“. Dabei wissen wir (als auch jene Vorgesetzte), dass das logisch betrachtet völliger Quatsch ist. Denn ein Zwischenzeugnis kann dir helfen, dich selbst besser einzuordnen, Feedback einzuholen und dich für neue Schritte zu wappnen – ohne gleich mit der Tür ins Bewerbungsbüro zu fallen. In diesem Artikel zeigen wir dir, warum ein Zwischenzeugnis keine große Sache, aber ein echter Karriereschub sein kann – und wie du es ganz easy und „unauffällig“ anforderst.
Was ist ein Zwischenzeugnis?
Ein Zwischenzeugnis ist ein offizielles Dokument deines Arbeitgebers/ deiner Arbeitgeberin, das deine bisherigen Aufgaben, Leistungen und dein Verhalten im laufenden Arbeitsverhältnis bewertet. Es ist nicht nur ein Statusbericht, sondern kann auch als Grundlage für Bewerbungen dienen, falls du dich beruflich (neu) orientieren möchtest.
Zwischenzeugnis auf einen Blick
Wenn du wenig Zeit hast, aber schnell die wichtigsten Infos zum Thema brauchst, findest du hier eine schnelle Übersicht:
🕖 Zeitpunkt: Das Zwischenzeugnis wird dir während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt.
🔁 Anlässe: Die meisten fordern ihr Zwischenzeugnis bei Vorgesetztenwechsel, interner Versetzung oder einer geplanten (Neu-)Bewerbung an.
📝 Inhalte: Es umfasst in der Regel eine Beschreibung deiner Aufgaben, eine Beurteilung deiner Leistung und dein Sozialverhalten.
📃 Formen: Hier unterscheidet man zwischen einem einfachen oder einem qualifizierten Zwischenzeugnis.
💡 Wert und Nutzen: Ein Zwischenzeugnis gibt dir Feedback, Orientierung und unterstützt dich bei interner/externen Bewerbung.
⚖️ Rechtlicher Anspruch: Einen rechtlichen Anspruch hast du grundsätzlich nicht, aber in bestimmten Fällen kannst du deinen Bedarf gut begründen.
Zwischenzeugnis vs. Arbeitszeugnis: Der Unterschied
Ein Zwischenzeugnis wird – wie der Name schon sagt – mitten im Arbeitsverhältnis ausgestellt. Ein Arbeitszeugnis hingegen bekommst du zum Ende deines Arbeitsverhältnisses (z. B. bei einer Kündigung). Inhaltlich können sie ähnlich sein, aber das Zwischenzeugnis kann dir früher helfen, Feedback und Klarheit zu bekommen.
Einfaches vs. Qualifiziertes Zwischenzeugnis
Zeugnis ist nicht gleich Zeugnis. In der Arbeitswelt unterscheidet man zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Arbeits- bzw. Zwischenzeugnis.
Einfaches Zwischenzeugnis:
Das einfache Zwischenzeugnis ist - wie das Wort schon sagt - sehr einfach gehalten. Es umfasst Angaben zu deiner Person, deinem Aufgabenbereich und deiner Tätigkeitsdauer - ohne hierbei zu bewerten. Es dient quasi der Dokumentation deiner Position.
Qualifiziertes Zwischenzeugnis:
Im Vergleich dazu findest du im qualifizierten Zwischenzeugnis neben den grundlegenden Angaben auch die Bewertung deiner Leistung und deiner sozialen und beruflichen Kompetenzen.
💡 Tipp - und der kommt nicht überraschend: In den meisten Fällen lohnt sich das qualifizierte Zeugnis – es bietet dir deutlich mehr Substanz.
Wann ein Zwischenzeugnis anfordern Sinn ergibt
Ganz grundsätzlich: Sich Feedback einzuholen, egal in welcher Lebens- oder Joblage, ist erstmal sinnig. Es kann dir helfen, deine Position besser zu verstehen und deine Chancen und Entwicklungspotentiale zu identifizieren. Dennoch gibt es auch bestimmte dienstabhängige Fälle, in denen ein Zwischenzeugnis dir ganz klare Vorteile verschaffen kann.
Interner Wechsel: Du wechselst die Abteilung oder dein*e Vorgesetzte*r wechselt? In dem Moment ergibt ein Zwischenzeugnis definitiv Sinn. Denn deine Leistung valide beurteilen kann in dem Moment der*die Vorgesetzte, der*die dich begleitet hat. Lass dir auf jeden Fall ein qualifiziertes Zwischenzeugnis ausstellen, damit du in der neuen Position etwas in der Hand hast, dass deine Arbeitsleistung belegt.
Bewerbung: Das ist wohl der Grund, der Angestellten am ehesten in den Sinn kommt. Und ja, wenn du dich neu bewerben möchtest, kann ein positives Zwischenzeugnis den entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen. Hierbei ist es sogar egal, ob du dich intern auf eine neue Stelle oder außerhalb deines Betriebs bewirbst. Neue Vorgesetzte, die dich und deine Skills noch nicht kennen, hast du in beiden Fällen. Übrigens: Wenn dir die Entscheidung den Job zu wechseln schwer fällt, kann unser Guide zur beruflichen Veränderung vielleicht helfen.
Leistungsdokumentation: Ein Zwischenzeugnis kann auch schlicht dazu dienen, deine Leistung zu dokumentieren. Es verschafft dir einen Überblick über deine eigenen Fähigkeiten und zeigt Entwicklungspotentiale auf.
Betriebsübernahme oder Umstrukturierung: Wenn sich im Unternehmen was bewegt – neue Führung, neuer Eigentümer, neue Strukturen – dann ist das oft mit Unsicherheit verbunden. Ein Zwischenzeugnis dokumentiert schwarz auf weiß, was du bisher geleistet hast und wie deine Position aussah – bevor sich eventuell Aufgaben verschieben oder Rollen neu verteilt werden.
Langjährige Betriebszugehörigkeit: Wenn du schon eine ganze Weile im Unternehmen bist, dann ist ein Zwischenzeugnis eine gute Gelegenheit, deine Entwicklung festzuhalten – schriftlich und offiziell. Es zeigt, wie du gewachsen bist, welche Erfolge du erzielt hast und wie sich deine Rolle verändert hat.
Habe ich Anspruch auf ein Zwischenzeugnis?
Die kurze Antwort: Ein gesetzlich verankerter Anspruch auf ein Zwischenzeugnis besteht leider nicht. Aber: In der Praxis wird es in vielen Fällen dennoch gewährt – insbesondere wenn ein triftiger Grund vorliegt. Gerade in den vorab genannten Fällen zeigt eine Nachfrage nach einem aktueller Nachweis deiner Leistung und Position, dass du deine berufliche Entwicklung aktiv mitgestaltest. Und eben dies wird von vielen Vorgesetzten nachvollziehbar akzeptiert. Wichtig ist dabei nur, dass du dein Anliegen sachlich und freundlich formulierst – am besten mit einem kurzen Hinweis auf den Grund. So schaffst du Transparenz und vermittelst, dass es dir um deine berufliche Weiterentwicklung geht, nicht um ein Zeichen des Misstrauens. Du brauchst also keine Angst haben, mit deiner Anfrage anzuecken.
Vorlage - Zwischenzeugnis per Mail anfordern
Du möchtest ganz konkret ein Zwischenzeugnis anfragen? We got you covered! Unsere Vorlage hilft dir, eine passende Anfrage für ein Zwischenzeugnis per E-Mail an deine Führungskraft zu senden.
Betreff: Bitte um Ausstellung eines Zwischenzeugnisses
Liebe*r [Name],
im Rahmen meiner bisherigen Tätigkeit bei [Unternehmen] möchte ich Sie bitten, mir ein qualifiziertes Zwischenzeugnis auszustellen. Hintergrund ist [z. B. ein interner Wechsel / mein Wunsch nach Dokumentation meiner Leistungen / eine anstehende Bewerbung].
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung und danke Ihnen im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen
[Dein Name]
💡 On a sidenote: Wir haben auch einen Guide für dein Anschreiben.
Checkliste: Aufbau eines Zwischenerzeugnis
Ein Zwischenzeugnis folgt inhaltlich meist einer klaren Struktur - ähnlich einem Arbeitszeugnis. Damit du weißt, worauf du achten solltest, findest du hier die wichtigsten Bestandteile – mit kurzen Erklärungen:
👤 Angaben zur Person: Dein vollständiger Name sowie ggf. Geburtsdatum oder Eintrittsdatum ins Unternehmen.
🕣 Dauer des Arbeitsverhältnisses: Von wann bis wann du (bisher) im Unternehmen tätig bist.
🧐 Beschreibung der Position & Aufgaben: Welche Rolle du innehast, welche Aufgabenbereiche du verantwortest und ob es ggf. Veränderungen in deiner Position gab.
⭐️ Bewertung der Arbeitsweise & Leistung: Wie zuverlässig, effizient, selbstständig oder kreativ du arbeitest – hier steckt oft der größte Teil des „Geheimcodes“ (mehr zum berüchtigtem „Geheimcode" findest du im nächsten Abschnitt).
🤝 Sozialverhalten: Wie du dich gegenüber Kolleg*innen, Kund*innen, Vorgesetzten verhältst – hier geht es um Teamfähigkeit, Kommunikationsverhalten und Umgangsformen.
👋 Schlussformel: Ein optionaler, aber sehr bedeutungsvoller Satz zum Dank und mit Zukunftswünschen. Zwischen den Zeilen lässt sich hier viel lesen.
✍️ Ort, Datum, Unterschrift: Damit das Zeugnis wie jedes andere offizielle Dokument gültig ist, braucht es diese formalen Angaben – idealerweise vom/ von der direkten Vorgesetzten oder der Personalabteilung.
Wenn du dein Zwischenzeugnis erhältst, prüfe, ob alle diese Punkte enthalten sind – und ob sie deiner tatsächlichen Tätigkeit und Leistung entsprechen. Wenn etwas fehlt oder nicht korrekt dargestellt ist, hast du das Recht, um Anpassung zu bitten.
Die Schlussformulierung: Zwischen den Zeilen lesen
Die sogenannte Schlussformel ist freiwillig – aber sie sagt viel aus. Ein wohlwollender Satz wie: „Wir danken Frau/Herr X für ihre/seine stets sehr guten Leistungen und wünschen ihr/ihm weiterhin viel Erfolg“ bedeutet fast immer: Da ist alles top gelaufen.
Wird die Schlussformel weggelassen oder klingt sie distanziert, kann das ein Warnzeichen sein. Hab dies also nochmal extra im Blick.
Was bedeuten die Formulierungen im Zwischenzeugnis?
Viele Zeugnisse folgen einem "Geheimcode". Hier unterscheidet sich das Zwischenzeugnis nicht vom Arbeitszeugnis. Was welche Formulierung übersetzt in Noten bedeutet, haben wir dir hier einmal übersichtlich aufgeschlüsselt:
„Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“: Note 1 (sehr gut)
„Stets zu unserer vollen Zufriedenheit“: Note 2 (gut)
„Zu unserer Zufriedenheit“: Note 3 (befriedigend)
„Im Großen und Ganzen zufriedenstellend“: Note 4 (ausreichend)
„Hat sich bemüht“: Note 5-6 (mangelhaft)
Alternativen zum Zwischenzeugnis
Manchmal ist ein offizielles Zwischenzeugnis (noch) nicht die passende Option – sei es, weil der Zeitpunkt ungünstig erscheint oder du ein informelleres Feedback suchst. Das heißt aber nicht, dass du auf Rückmeldung oder Referenzen verzichten musst. Es gibt clevere Alternativen, die dir ebenfalls wichtige Impulse für deine berufliche Weiterentwicklung geben können:
Feedbackgespräche: Ein offenes, ehrliches Gespräch über deine Leistung, Entwicklungspotenziale und Perspektiven kann extrem hilfreich sein – besonders, wenn du (noch) keine formelle Bewertung brauchst, aber Klarheit über deine Position willst.
💡 Unser Tipp: Protokolliere dir die Aussagen als persönliche Notiz für spätere Bewerbungen.
Referenzschreiben: Gerade wenn du im internationalen Umfeld unterwegs bist oder eine Bewerbung außerhalb der klassischen Arbeitszeugniskultur planst, kann ein individuelles Empfehlungsschreiben von einer vorgesetzten Person oder einem Projektlead den Unterschied machen. Es ist oft persönlicher und flexibler formuliert als ein Zwischenzeugnis.
LinkedIn-Empfehlungen: Eine Empfehlung auf LinkedIn kann besonders im digitalen Umfeld deine Stärken unterstreichen. Bonus: Du kannst selbst welche vergeben – oft kommen welche zurück.
Projektportfolio / Tätigkeitsnachweise: Gerade bei Freelancer*innen, Werkstudierenden oder in Start-up-Kontexten ist ein offizielles Zeugnis nicht immer üblich. Hier kannst du mit einem gut dokumentierten Projektportfolio punkten – inklusive Learnings, KPIs und deinem konkreten Impact.
FAQ – die häufigsten Fragen rund ums Zwischenzeugnis
❓ Wann kann ich ein Zwischenzeugnis verlangen?
Immer dann, wenn es eine berufliche Veränderung gibt – intern oder extern.
❓ Muss ich einen Grund nennen?
Nicht zwingend, aber es hilft bei der Kommunikation und vermeidet Misstrauen.
❓ Was ist besser: einfaches oder qualifiziertes Zeugnis?
Ganz klar: Das qualifizierte Zeugnis! Es bietet dir deutlich mehr Aussagekraft.
❓ Wie lange dauert es, bis ich mein Zeugnis bekomme?
In der Regel ein paar Tage bis wenige Wochen. Frag freundlich nach, wenn es zu lange dauert.
❓ Darf ich mein Zwischenzeugnis korrigieren lassen?
Ja, wenn es sachlich falsch oder unangemessen formuliert ist, hast du ein Recht auf Nachbesserung.
Zwischenzeugnis? Yes please!
Ein Zwischenzeugnis ist kein heimlicher Hinweis auf einen baldigen Abschied – sondern eine sinnige Möglichkeit für alle, die wissen wollen, wo sie stehen. Es zeigt dir on paper, wie dein Engagement im Unternehmen gesehen wird – und genau das kann dir in vielerlei Hinsicht zum Vorteil werden. Wenn es besonders positiv ausfällt, kann es dir zu mehr Selbstsicherheit im Arbeitskontext verschaffen oder als starke Grundlage für deinen nächsten Schritt dienen. Wenn konstruktive Kritik geübt wird, bietet es dir die Chance, dich in die richtige Richtung weiterzuentwickeln. Also ganz egal, ob für deine nächste Bewerbung, eine Gehaltsverhandlung oder einfach nur als Reality-Check: Es lohnt sich, nachzufragen. Und mal ehrlich: Wer heute seine Entwicklung aktiv steuert, hat morgen die besseren Karten. Also keine falsche Scheu: Frag nach deinem Zwischenzeugnis. Lies es aufmerksam. Und nutz es für dich.
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