Nachhaltigkeit

#WorkForFuture rettet das Klima

Als #ScientistForFuture und Energieökonomin spricht sich Claudia Kemfert für eine Klimadiät aus. Wir haben sie gefragt, mit welchen Jobs wir das Klima retten können

Claudia Kemfert

30.05.2019

#WorkForFuture rettet das Klima

© Gustavo Quepón via unsplash

Als Erstunterzeichnerin der #ScientistForFuture Bewegung und Energieökonomin spricht sich Claudia Kemfert für eine Klimadiät aus. Sie forscht zu den Themen nachhaltige Energieversorgung, Mobilität und Klimaschutz und wie wir mit diesen Hebeln die Zukunft gestalten können. Wir haben sie gefragt, mit welchen Jobs wir das Klima retten können.

Freitags tausendfach in den Schulstreik zu treten, ist ein prima Druckmittel, um die Aufmerksamkeit der Politik auf die wirklich wichtigen Themen zu lenken. Und ein YouTube-Video mit 55 Minuten lautstarkem Rant bringt Menschen dazu, die Parteien zu wählen, die sich Klimaschutz auf die Fahne schreiben. 

Doch was, wenn in Zukunft wirklich der politische Hebel endlich komplett konsequent umgelegt wird? Was wenn Gesetze tatsächlich Unternehmen und Menschen überall und immer dazu zwingen, sich klimagerecht statt klimaschädlich zu verhalten. Was wenn endlich zur Tat geschritten wird? Was gibt es dann zu tun? Wie sehen sie aus die „Grünen Jobs“ für Umwelt- und Klimaschutz? Welche Berufe sind gefragt, in welchen Branchen werden Arbeitsplätze entstehen? 

Die „Boom-Branche Grün“ und ihre Jobs

Klar ist: In keinen Markt werden in den kommenden Jahrzehnten mehr Investitionen fließen als in die Energie- und Mobilitätsmärkte. Die Branche der erneuerbaren Energien  ist schon in den letzten zehn Jahren zu einer enormen Wachstumsbranche geworden. Am stärksten sind die Windbranche und die Stromerzeugung aus Biomasse gewachsen, gefolgt von der Solarwirtschaft und Geothermie. 

Immer mehr Jobs entstehen im Bereich nachhaltige Mobilität, klimaschonende Antriebstechniken, Ressourcen und Materialeffizienz, Abfallverwertung oder intelligente Infrastruktur. Davon profitiert die gesamte deutsche Wirtschaft schon seit Jahrzehnten. Es gibt einen großen Umweltschatz zu heben: „Boom-Branche Grün!“ 

So vielseitig wie die Welt, so vielseitig ist die Arbeitswelt. Es gibt Jobs beim Ausbau der Energieeffizienz, in der Energiespeicherung, beim Aufbau intelligenter Daten- und Energienetze, bei Forschung und Entwicklung innovativer Kraftwerkstechnologien und Antriebstechnologien. Allein im Bereich der Gebäudeenergieeffizienz gibt es derzeit schon über 500.000 Beschäftigte. Jeder achte Beschäftigte in der Baubranche hat mit Maßnahmen der Gebäudedämmung oder energetischen Gebäudesanierung zu tun. Und auch im Export von Umwelt- und Klimaschutzgütern arbeiten schon heute knapp 200.000 Personen. 

Großes Wachstumspotenzial haben auch die klassischen Umweltschutzbranchen wie Abfallbeseitigung, Recycling, Gewässerschutz, Lärmbekämpfung und Luftreinhaltung. Zusätzlich entstehen viele neue Berufsfelder in den Bereichen Ökotourismus, umweltorientierte Versicherungswirtschaft und produktintegrierter Umweltschutz, die derzeit statistisch gar nicht erfasst werden. In allen Feldern gibt es für deutsche Unternehmen echtes Weltmarkt-Potential und damit weiterhin die Chance auf ein grünes Jobwunder! 

Knapp drei Millionen Menschen arbeiten schon jetzt in den klassischen Umweltschutzbereichen. Tendenz steigend. Und mit guter Perspektive. Denn Klima- und Umweltschutz sind langfristige Zukunftsmärkte. Nachhaltige Jobs entstehen in nahezu allen Bereichen – ob Gastgewerbe, Finanzsektor, öffentliche Dienstleistungen oder der Bereich der Ausbildung und Erziehung. 

Unternehmen auf dem Pfad Richtung grüne Zukunft

In nahezu allen Bereichen entstehen „grüne“ Jobs. Denn wenn Unternehmen nicht ganz hinterm Mond leben, haben sie verstanden, dass Unternehmen auch von großen Investoren daran gemessen werden, wie nachhaltig sie sind. Haben früher nur Marketingabteilungen bunte Bildchen zum Thema Umwelt produziert, zerbrechen sich inzwischen die Menschen in den Chefetagen den Kopf über die Nachhaltigkeit ihrer eigenen Zukunft. 

Händeringend gesucht werden deshalb auch Fachkräfte in Handwerk und Ingenieurswesen, und zwar in allen Bereichen, ob Service, Montage, Anlagenbau, Installation oder Instandhaltung. Mittlerweile bilden immer mehr Fachhochschulen und Universitäten gezielt in diesen Segmenten aus. Und auch die Unternehmen selbst bieten häufig Schulungen an. 

Expertise und Vielfalt für die #WorkForFuture Branche

Keine Jobsorgen muss sich machen, wer Expertise in Energie-und Biotechnik  mitbringt, ganz gleich ob Industriemechanik oder Mechatronik, ob Fertigmechanik, Konstruktionsmechanik oder Kunststofftechnik. Beste Zukunftsperspektiven haben auch (Bau)Ingenieure mit Energieschwerpunkt. 

Die klima- und umweltgerechte Arbeitswelt von Morgen besteht sie aus einer bunten Mischung von Arbeitenden: vom Öko-Landwirt über die Energieeffizienz-Expertin und den Finanzdienstleister für nachhaltige Finanzprodukte bis zur Speditionskauffrau für Umweltschutzgüter. Falls der künftige Berufsverband noch einen Namen sucht, wie wär’s mit #WorkForFuture? 

 

Asim AliloskiIn ihrem Buch „Das fossile Imperium schlägt zurück“  räumt die Energieökonomin Claudia Kemfert mit den 10 gängigsten Fake News auf. Verständlich und anschaulich erklärt die renommierte Expertin die politischen und ökonomischen Zusammenhänge, erläutert die dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre und zeigt auf, was Verbraucher, Politiker und Unternehmen jetzt tun müssen, um die erneuerbare Zukunft zu sichern. Die Energiewende ist das wichtigste Projekt auf der globalen Agenda. Wir müssen sie retten. Jetzt!