Nachhaltigkeit

Zweite Hand als erste Wahl - Warum wir noch mehr gebraucht kaufen sollten!

Heute ist Tag der gebrauchten Kleidung. Welchen Impact es hat, deine Klamotten und mehr gebraucht zu kaufen, liest du hier - neben GoodCompanies, die diese Mission unterstützen. 

Julia Dillan

25.08.2021

Zweite Hand als erste Wahl - Warum wir noch mehr gebraucht kaufen sollten!

©
Onur Bahçıvancılar via Unsplash

Vintage ist total im Trend. Flohmärkte boomen überall und manchmal fragt man sich, wo eigentlich all diese “getragenen” Klamotten herkommen. Passend zum heutigen Tag der gebrauchten Kleidung am 25. August gibt es ein paar Facts dazu, was es eigentlich für einen Impact hat, second hand zu kaufen - egal ob deine Garderobe oder andere Gegenstände. Denn nicht nur für den Geldbeutel ist zweite Hand gut - auch unsere Emissionen können wir damit enorm verkleinern. 

Kleidung

“Fast Fashion” und Modetrends sind extrem kurzlebig. Eine Saison getragen und schon muss was Neues her. Wahrscheinlich kennt ihr einige der Auswirkungen von Fast Fashion und kauft bereits nicht mehr in entsprechenden Läden ein. Aber auch das Neukaufen an sich lässt sich aus Klimaschutzgründen immer wieder hinterfragen - auch wenn das Unternehmen super nachhaltig produziert. Es existieren weitaus mehr Kleidungsstücke als wir jemals abtragen könnten.

Laut dem Statistischen Bundesamt verursacht jede*r Deutsche jährlich knapp 200 kg Emissionen für Kleidung und Textilien. Von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der Kleidungskäufe verdoppelt. Deutsche kaufen im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. ”Für das Färben von einem Kilo Garn werden zudem rund 60 Liter Wasser benötigt: Wasser, das am Ende mit den chemischen Zusätzen verunreinigt ist. Die Folge: 17 bis 20 Prozent des industriellen Abwassers weltweit entsteht laut Angaben der Weltbank alleine bei der Textilveredelung.” (Quelle) Vermeintlich nachhaltigere Naturmaterialien wie beispielsweise Baumwolle benötigen für den Anbau erhebliche Mengen Wasser und haben einen genauso großen, wenn nicht manchmal größeren Fußabdruck als synthetische Materialien. Eine klassische Jeans entspricht rund 6 kg CO2e. Ein durchschnittliches Paar Schuhe 11,5 kg CO2e, Lederschuhe entsprechen sogar 15 kg CO2e. Rund 65 Prozent aller Textilfasern sind synthetisch und werden aus Erdöl hergestellt: im Jahr 2015 aus 98 Millionen Tonnen, im Jahr 2050 werden voraussichtlich 300 Millionen Tonnen gebraucht. So ist es kaum verwunderlich, dass die Textilindustrie mehr Treibhausgase als der internationale Luft- und Schiffsverkehr zusammen verursacht.

Bücher

Ein Taschenbuch verbraucht im Durchschnitt 1 kg CO2e, was für die Kohlenstoffdioxidäquivalente steht und die Maßeinheit bezeichnet, mit der Emissionen vergleichbar gemacht werden können und so die Wirkung verschiedenster Treibhausgase berücksichtigt wird. Wenn das Taschenbuch auf recycelten Papier gedruckt und jede gedruckte Ausgabe verkauft wird, liegt der Fußabdruck nur noch bei 400 g CO2e. Das gleiche Buch auf dickem, neu produzierten Papier schluckt glatt 2 kg CO2e, wenn die Hälfte entsorgt wird. Als Vergleich: Der Fußabdruck von einem typischen Taschenbuch entspricht ungefähr einem Serienmarathon von zwölf Stunden auf einem durchschnittlichen Fernseher. Das können wir doch besser! Mit jedem Mal, dass ein Buch gelesen wird, verringert sich der Fußabdruck ein wenig. Von daher sollten wir vor einem Buchkauf schauen, ob wir es auch ausleihen, tauschen oder eben gebraucht kaufen können! 

Elektronik

Wie ihr euch bestimmt denken könnt, ist die Produktion von elektronischen Geräten wahnsinnig klimaschädlich. Da viele von uns nicht ohne ein (gutes) Smartphone oder Laptop auskommen, egal ob um zu arbeiten oder Netflix zu schauen, fällt es vielen schwer, darauf zu verzichten. Ein einfacher Laptop, verbraucht allein für die Produktion 200 kg CO2e, ein iMac von 2010 720 kg CO2e. In der Rechnung fehlt noch der Stromverbrauch und die Internetnutzung. Berners-Lee schreibt in seinem Buch “How Bad Are Bananas? - The Carbon Footprint of Everything”: “Sogar bevor du ihn einschaltest, hat ein neuer iMac den gleichen Fußabdruck wie ein Flug von Glasgow nach Madrid und zurück.” Ein Smartphone verbraucht - ohne die Rohstoffgewinnung einzubeziehen - etwas weniger als Computer (circa 47 kg CO2e), hält aber meist auch nicht ganz so lang. Geplante Obsolenz ist leider immer noch ein großes Thema - viele Endgeräte gehen nach wenigen Jahren auf wundersame Weise kaputt und müssen ersetzt werden. Dazu kommt, dass ähnlich wie bei Fast Fashion auch bei Elektronik immer wieder neue Geräte auf den Markt kommen und regelmäßig die älteren ausrangiert werden. Da sollten wir uns alle zweimal überlegen, ob ein nagelneues Gerät wirklich sein muss.

GoodCompanies, die zweite Hand zur ersten Wahl machen

momox

​​Wahrscheinlich hat der*die ein oder andere von euch bei dieser Company schonmal Bücher verkauft. Momox kauft von Privatpersonen neben Bücher auch andere Medienartikel und Kleidung zum Festpreis an. Nach umfassender Qualitätsprüfung werden die Artikel über medimops und momox fashion sowie Online-Marktplätze weiterverkauft. Schaut mal auf die Company Seite - das Unternehmen sucht für ihre Mission noch Unterstützung!

Mit Ecken und Kanten

Wohin mit 2. Wahl-Produkten, die man sonst nicht mehr verkaufen kann? Richtig, ihnen eine zweite Chance geben und glückliche Besitzer*innen finden!. Bei Mit Ecken und Kanten findest du faire und nachhaltige Produkte, die ursprünglich mal ein Muster waren, einen kleinen Schönheitsfehler haben, aus einem älteren Sortiment stammen oder eine alte Verpackung tragen. Alle Produkte sind noch in einem einwandfreien Zustand, haben eben unter Umständen ein paar Ecken und Kanten und werden dafür aber natürlich für einen günstigeren Preis verkauft. 

ReBuy

Das Unternehmen betreibt eine Online-Plattform für den An- und Verkauf von gebrauchten Elektronikartikeln. Also DIE Adresse, wenn dein Smartphone doch wieder den Geist aufgegeben hat oder du eine neue Kamera haben möchtest. Besonders cool: die Geräte werden ‘refurbished’, also technisch aufgearbeitet und du bekommst sie mit dreijähriger Garantie - musst dir also keine Sorgen über ein kaputtes Gerät machen. Psst: Auch ReBuy stellt ein!

kaputt.de

Gut, das Berliner Startup verkauft keine gebrauchten Waren, sorgt aber dafür, dass du vielleicht erst Jahre später überhaupt Geräte austauschen musst. Seit 2015 ermöglichen sie eine schnellere, transparentere Reparatur von Elektrogeräten und verhindern so das Anwachsen der Berge von Elektroschrott.

Teqcycle Solutions

Teqcycle kooperiert mit den großen, international renommierten Unternehmen der Telekommunikationsbranche und bietet diesen die Möglichkeit, Altgeräte (Handys, Tablets, etc.) ihrer Kund*innen zurückzuführen. Teqcycle kümmert sich hierbei um den gesamten Prozess vom Ankauf der Geräte bis hin zum Refurbishment und der Vermarktung - Getreu dem Motto: Return, Rework, Reuse!

Berliner Büchertisch eG

Hinter dem Berliner Büchertisch stehen mehr als 40 Menschen, die sich regelmäßig ehrenamtlich oder angestellt im Verein und der Genossenschaft engagieren; Hunderte weitere, die jedes Jahr für einen Zeitraum mitmachen und viele tausend Menschen und Einrichtungen, die mit Buchspenden unterstützt haben. Der Berliner Büchertisch setzt auf das Prinzip des Teilens und findet nachhaltiges Lesen sinnvoller, als sich immer wieder Neues zu kaufen. 

 


Mehr lesen:

Mike Berners-Lee: “How Bad Are Bananas? - The Carbon Footprint of Everything” (2010)

quarks.de/umwelt/kleidung-so-macht-sie-unsere-umwelt-kaputt/ 

repedia.de/whitepaper-smartphone-co2/