Mentale Gesundheit @ Work: Wie wir unsere Ressourcen besser kennenlernen
Jede*r kennt diese Zeiten: Überforderung, lange Arbeitstage, Stress im Team. Ab wann leidet unsere mentale Gesundheit darunter? Ein einfaches Tool hilft bei der Reflexion.
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Jede*r kennt diese Zeiten, in denen Arbeit einfach nur zu viel ist: Überforderung, lange Arbeitstage, Spannung im Team. Ab wann leidet unsere mentale Gesundheit darunter und durch welche Faktoren kann Arbeit unsere mentale Gesundheit stärken? Ein einfaches Tool hilft dir dabei, deinen Arbeitsalltag zu reflektieren und Veränderung anzustoßen.
Ein Blick auf die Statistik ist erschreckend!
Nicht nur ein Blick in den Freund*innenkreis bestätigt das Vorhandensein von psychischen Beschwerden und Erkrankungen, sondern auch die Statistik. In den letzten zwanzig Jahren haben sich die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen verdreifacht. Dies liegt nicht nur daran, dass sich unsere Arbeitswelt in den letzten Jahren stark digitalisiert und virtualisiert hat und der Fokus mehr auf der psychischen, als auf der körperlichen Leistungsfähigkeit liegt. Auch die zunehmende Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen spielt hier in die Statistik mit rein.
Ressource oder Stressor? Jeder Arbeitsplatz ist verschieden!
Aber welche Faktoren beeinflussen unsere mentale Gesundheit? Unser Arbeitsinhalt ist hier als Erstes zu nennen. Also zum Beispiel wie viel Verantwortung mir zugeschrieben wird, wie viel Handlungsspielraum ich beim Erfüllen meiner Tätigkeiten habe und welches Kompetenzerleben daraus resultiert.
Dem Purpose unserer Arbeit wird ebenfalls ein hoher Stellenwert zugeschrieben und sorgt für nachhaltige Freude und Leistungsfähigkeit bei unseren Tätigkeiten. Auch wie unsere Arbeit organisiert ist: Wie viel Mitgestaltungsmöglichkeiten habe ich? Wie viel und wie regelmäßig mache ich Pausen und sind meine Arbeitszeiten meinem Lebensstil entsprechend?
Ein mitunter sehr relevanter Aspekt, welchen viele gerade durch die Corona Pandemie verstärkt wahrgenommen haben, ist das soziale Miteinander im Team: Anerkennung und Wertschätzung, Fairness und soziale Unterstützung.
All das kann uns in unserem Arbeitsalltag als Ressource begegnen, aber leider auch oft als Stressor. Wie sieht es bei dir aus? Was gibt dir Energie und stärkt deine mentale Gesundheit? Was stresst dich?
Dein persönliches Energie-Assessment
Die individuellen Belastungs- und Entlastungsfaktoren regelmäßig zu reflektieren ist auch ein wichtiger Aspekt der Selbstfürsorge.
Einen Überblick, wie es um die eigenen Belastungs- und Entlastungsfaktoren steht, erhältst du mit dem Energiefass – eine Methode, welche den aktuellen Zustand unserer Ressourcen und Belastungen visualisiert und somit einen persönlichen Energiecheck liefert.
1. Zunächst malst du dein Energiefass als Sinnbild deines persönliches Energiehaushalts auf ein Blatt Papier. Zeichne hier intuitiv den Mittelwert deiner Energie bezogen auf deinen Arbeitsalltag der letzten Wochen oder Monate ein und überlege zu wie viel Prozent dein Fass gefüllt ist.
2. Nun kannst du dir folgende Fragen stellen: Durch welche Arbeitsaktivitäten, -situationen fülle ich mein Energiefass? Welche oben genannten Faktoren geben mir Energie? Schreibe diese detailliert oben an den Zufluss deines Energiefasses.
3. Jetzt überlege dir, welche Arbeitssituationen dir immer wieder Energie ziehen und beschreibe diese detailliert. Als Anhaltspunkt können dir wieder die oben erwähnten Faktoren helfen.
4. Jetzt hast du einen Überblick darüber, was deine Energie und somit auch deine mentale Gesundheit beeinflusst.
5. Im nächsten Schritt kannst du dir überlegen, welche ersten Maßnahmen zu ergreifen sind, um den Füllstand deines Energiefasses zu stabilisieren. Entscheide dich hier lieber für kleine, aber realistische Maßnahmen und Schritte und versuche nicht direkt deinen gesamten Arbeitsalltag neu zu strukturieren.
Ein Beispiel – Focus Hours festlegen
Deine Arbeitszeiten kannst du individuell nach deinen Bedürfnissen gestalten. Diese Freiheit füllt dein Energiefass. Was dir Energie zieht, sind Arbeitsunterbrechungen von Kolleg*innen oder eingehende Anrufe. Du kannst nicht konzentriert arbeiten. Eine Maßnahme könnte zum Beispiel sein, Focus Hours zu vereinbaren, also Stunden, in denen du ohne Störung arbeiten kannst. Was passt für dich?
Was dir Energie gibt oder dich stresst, ist ganz individuell und mit dieser Methode auch manchmal ganz überraschend. Probiere es doch einfach mal aus und gehe die ersten Schritte, deine mentale Gesundheit aktiv zu fördern!
Anthea Backfisch ist systemische Beraterin und Coachin im Netzwerk Beratung & Entwicklung und beendet gerade ihr Masterstudium in Public Health. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Frage wie mentale Gesundheit in der Arbeitswelt gefördert werden kann, und berät dazu Unternehmen und Einzelpersonen.