Lässt sich Emotionale Intelligenz trainieren?
In der Bewerbung kann Emotionale Intelligenz sehr hilfreich sein. Alles eine Sache der Übung? Ob wir an unserem EQ arbeiten können und wenn ja, wie.
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In unserem letzten Artikel zur emotionalen Intelligenz haben wir festgestellt, was das Konzept eigentlich ausmacht und warum die Kompetenz am Arbeitsplatz mittlerweile so einen hohen Stellenwert hat. Gerade in Bewerbungsgesprächen wird emotionale Intelligenz immer häufiger getestet. Zeit also, sich zu fragen: Kann ich meinen EQ – den emotionalen Quotienten – denn auch trainieren?
Eine Frage des Trainings?
Daniel Goleman, Autor der bekanntesten populärwissenschaftlichen Veröffentlichung zur emotionalen Intelligenz, erklärt, dass der EQ eine Zusammensetzung aus von Geburt an feststehenden Persönlichkeitseigenschaften und erlernbaren Kompetenzen sei. Viele Psycholog*innen üben Kritik an diesem Ansatz, da er einerseits nicht ausreichend wissenschaftlich nachprüfbar sei und andererseits suggeriere, dass auch diese nicht erlernbaren Persönlichkeitsmerkmale durch Training verändert werden könnten.
Können wir unsere emotionale Intelligenz also nicht trainieren? Doch, aber in einem bestimmten und von Person zu Person unterschiedlichen Maß: nämlich im Rahmen der eigenen, bereits feststehenden Persönlichkeitseigenschaften. Der Outcome dieses Trainings kann dementsprechend unterschiedlich ausfallen. Trotzdem ist es immer eine gute Idee, an deinem EQ zu arbeiten – um ein besseres Verständnis für dich selbst und deine Mitmenschen aufzubauen. Aber wie?
Im Prinzip lässt sich dein EQ ganz leicht im Alltag trainieren. Viele der Übungen kannst du allein oder in Gesprächen mit anderen machen, auch durch reine Beobachtung ist viel zu lernen. Wie das gehen kann, erfährst du hier.
Take care of yourself
So simpel die Ansage auch ist, so effektiv ist sie beim Trainieren deines EQs: Selfcare is key! Wenn du körperlich aktiv und fit bleibst, kannst du negative Emotionen und Stress abbauen. Regelmäßiger Sport, ein täglicher Spaziergang und eine ausgewogene Ernährung sind zum Beispiel Dinge, die du in deinem Alltag einbringen kannst, um ausgeglichen zu bleiben und Stress zu reduzieren. Das kann dir auch dabei helfen, deine Emotionen aktiv zu regulieren.
Es ist außerdem wichtig, deine eigenen, zu dir passenden Entspannungsmethoden zu finden, um zu lernen, deine Emotionen regulieren zu können. Helfen können da unter anderem Meditation, progressive Muskelentspannung oder Journaling. Vor allem beim Journaling kannst du dich selbst, deine Gefühle und deine Bedürfnisse besser kennenlernen, indem du beispielsweise ein Gefühlstagebuch führst. Was du noch für dich selbst tun kannst, erfährst du auch in diesem Artikel, schau mal rein!
Mithilfe der Übungen kannst du auch an deiner Selbstwahrnehmung arbeiten: Frage dich, welche Gefühle du in welchen Situationen hast und wie du gern reagieren würdest, wenn andere beteiligt sind. Dadurch lernst du deine Gefühle besser kennen und auch, wie du sie in bestimmten Situationen regulieren kannst, um sie anderen angemessen kommunizieren zu können.
Gerade wenn du dich mit einer besonders aufwühlenden emotionalen Situation konfrontiert siehst, kannst du dir aber auch Bedenkzeit für deine Reaktion oder Antwort einräumen: Versuche erstmal, die Situation und deine damit verbundenen Gefühle zu verstehen, um dir danach Gedanken darüber machen zu können, wie du reagieren möchtest. Think first, act later. Du musst nicht immer direkt oder aus einem Impuls heraus handeln.
Apropos ‘act’: Durch einen Schauspielkurs kannst du zum Beispiel auch an deiner Empathiefähigkeit arbeiten. Durch das Spielen anderer Rollen versetzt du dich in verschiedene Charaktere und Denkmuster und lernst, Gefühle anderer besser nachzuvollziehen.
Take care of others
Um dein Empathiegefühl auszubauen, kannst du am einfachsten in den Austausch mit deinen Mitmenschen treten. Dadurch lernst du andere Meinungen und Verhaltensweisen kennen und baust Verständnis dafür auf. Gerade in Gesprächen kannst du nicht nur deine Kommunikationsfähigkeiten verbessern, sondern auch lernen, aktiv zuzuhören und interessierte Nachfragen zu stellen. Damit steigerst du deine soziale Kompetenz.
Auch bei der Beobachtung von Gruppen oder deiner*m Gesprächspartner*in in einer Konversation zu zweit, kannst du eine Menge für deinen EQ tun: Wenn du aufmerksam bist, kannst du über die Körpersprache deines Gegenübers erfahren, wie er*sie sich in dem Gespräch und mit der Thematik fühlt. Das stärkt nicht nur deine soziale Kompetenz, sondern auch deine Empathie.
Du kannst also in einem gewissen Maß an deinem EQ arbeiten und deine Fähigkeiten ausbauen. Auch wenn die Steigerung der emotionalen Kompetenz im Rahmen der eigenen Möglichkeiten jeweils sehr unterschiedlich ausfallen kann, ist es immer gut, mithilfe eines Trainings aufmerksamer zu werden – für deine eigenen Gefühle und die deiner Mitmenschen.