Klimakiller Weihnachtsfest - wie wir die Weihnachtszeit nachhaltiger gestalten
Weihnachten sollte für Zeit mit den Liebsten und eine Pause vom Alltagsstress da sein. Welcher ökologische Impact an unserer Tradition hängt, erfahrt ihr hier.
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Egal ob Weihnachtsmuffel oder nicht, an Lebkuchen, Glühwein und der jährlichen Weihnachtstanne kommen die Wenigsten vorbei. Der Dezember sollte dazu da sein, mit den engsten Menschen Zeit zu verbringen und vielleicht auch eine Pause vom Alltagsstress nehmen zu können. Stattdessen hat sich diese westlich geprägte Tradition in einen Konsumrausch gewandelt, den wir vielleicht einmal mehr hinterfragen sollten. Welche Auswirkungen dieser Konsum auf das Klima hat und unsere Tipps für ein nachhaltiges Weihnachten könnt ihr in diesem Artikel lesen.
Woher kommt Weihnachten und der dazugehörige Überkonsum überhaupt?
Bis ins 16. Jahrhundert galt der Heilige Sankt Nikolaus am 6. Dezember als Höhepunkt der Weihnachtszeit. Jedoch wurde er durch den Einfluss von Martin Luther durch das Narrativ vom Christkind und Weihnachtsmann ersetzt. Ein heidnischer Brauch vor Weihnachten beinhaltete das Beschenken von Ärmeren durch Wohlhabende. Der weihnachtliche Überkonsum, wie wir ihn heute kennen, entstand durch die aufstrebenden Löhne nach dem Krieg, günstigen Krediten und dem Kapitalismus. Verbreitet und verinnerlicht wurde, dass Geschenke und Konsum glücklich machen, jedoch sorgt dies viel mehr für den Erhalt unseres Wirtschaftssystems.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum
Im Jahr 2019 wurden fast 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Meist werden sie auf riesigen Plantagen als Einmalprodukt gezüchtet. Dabei benötigt ein Baum vom Samen bis zur ausgewachsenen Tanne circa 12 Jahre, nur um dann gefällt und im Wohnzimmer für etwa vier Wochen aufgestellt zu werden. Wenn der Tannenbaum im Januar weggeworfen (nicht recycelt) wird, entspricht dies der Emissionen eines Hin- und Rückfluges von England bis nach New York. Während der Baum heranwächst, bindet er aber natürlich auch eine Menge CO2.
In Deutschland werden die Bäume nach der Entsorgung ganz verschieden verwertet: als Brennstoff in Biokraftwerken, Stoff für Kompostanlagen, Futter für Tiere in Zoos und Tierparks oder die Verwertung zu Spanplatten. Bei ungespritzten Öko-Weihnachtsbäumen gibt es diverse Möglichkeiten, diesen nach der Nutzung zu upcyceln – zum Beispiel zu einem Jahresvorrat an Badezusatz.
Vielfältige Alternativen zum herkömmlichen Weihnachtsbaum.
Zum Beispiel gibt es verschiedene Initiativen, die dir ermöglichen, einen Baum zu mieten. Das mittlerweile recht bekannte Start-up Wundertree ist dieses Jahr sogar schon ausgebucht.
GoodCompany Plasticfreeworld produziert mit dem “Holzbaum” auch eine Alternative: “Eine ausgewachsene Tanne produziert am Tag bis zu 13 Kilogramm Sauerstoff - eine Menge, die ausreicht, damit 10 Menschen einen Tag lang atmen können. “Wir als Team haben uns dieses Jahr viele Gedanken gemacht, wie Weihnachten ohne Bäume fällen funktionieren kann und lassen Weihnachtsbäume aus recycelten Filmkulissen herstellen.” so Bettina Schnier. Wenn ihr Zugang zu altem Holz habt, könnt ihr euch an die Initiative wenden!
Verrückte Alternativen sehen wir auch immer wieder: geschmückte Zimmerpflanzen, selbstgebastelte Bäume aus gesammelten Ästen oder tannenartig angeordneten Lichterketten an der Wand.
A propos Lichterketten: Welchen Impact hat Weihnachtsdeko?
Es macht einen großen Unterschied fürs Klima, wie viele Stunden die Lichterketten in deinem Zimmer brennen und ob sie LED-betrieben sind. Genauso, ob die Dekoration für den Weihnachtsbaum aus der Umzugskiste im Keller Jahr für Jahr aufs Neue hervorgeholt wird oder regelmäßig neue Kugeln und Weihnachtssterne gekauft werden. Ein Tipp von uns: Wenn du doch ab und an neue Weihnachtsdeko shoppen möchtest, wirst du hundertprozentig auf Plattformen wie Ebay Kleinanzeigen oder nebenan.de fündig!
Und für den Lichterglanz im Wohnzimmer sind LED-Lichterketten, die nicht 24/7 eingeschaltet sind, die beste Lösung. Investiert am besten in qualitativ hochwertige Produkte, denn die halten oft jahrzehntelang. Billige Produkte gehen oft nach kurzer Zeit kaputt und vergrößern den Berg an Elektromüll. Schaut beim Kauf auf die Leuchtdauer: gute Modelle sollten zwischen 20.000 und 30.000 Stunden leuchten. Mehr zum Unterschied zwischen LED-Leuchten und Lichterketten mit Glühlampen erfahrt ihr hier.
Aber Geschenke gehören einfach zum Weihnachtsfest dazu!
Geschenke sollen unseren Liebsten zeigen, wie wichtig sie uns sind, doch irgendwie ist das etwas ausgeartet, oder? Die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke steigen von Jahr zu Jahr. 2020 lagen die durchschnittlichen Ausgaben für Weihnachtsgeschenke bundesweit bei rund 500 Euro, 2019 betrug dieser Wert noch 475 Euro. Wir haben zwar das Gefühl, dass immer mehr Zeit statt Zeug oder Selbstgemachtes verschenkt wird, allerdings sprechen die Zahlen für sich. Durch die Corona-Pandemie haben diese Konsumausgaben keinesfalls abgenommen, der Online Versandhandel boomt und Menschen kaufen mehr denn je. Häufig wird nur um des Schenkenswillen verschenkt, nicht weil eine Person den Artikel wirklich braucht. Aus dem Grund werden viele Dinge im neuen Jahr entsorgt oder verstauben in der Ecke. Wir finden: das muss so nicht sein.
Alternativen sind vielfältig: vielleicht legt ihr euch auf ein Geschenk fest, fragt vorher, was die Person wirklich braucht, verschenkt Lebensmittel, Selbstgemachtes, Briefe oder eine gemeinsame Aktivität. Falls es doch ein physisches Produkt sein soll, kannst du dich bei GoodBuy durchklicken oder auf unseren nachhaltigen Geschenkeguide warten.
Auch das Geschenkeverpacken hat einen großen Impact auf das Klima. Eine Tonne neues Geschenkpapier entspricht den Emissionen von einer Tonne Stahl. Eine Rolle Geschenkpapier pro Erwachsene*r: 8,7 Millionen kg in Deutschland pro Jahr – das entspricht dem Energiebedarf einer Kleinstadt mit 12.500 Einwohner*innen. Verrückt, oder? Dabei können wir unsere Geschenke, wenn wir sie denn schon verpacken wollen, auch in Zeitungspapier, Einmachgläser oder wiederverwendbare Materialien verpacken – meist sieht das sogar viel schöner aus.
Sich umweltfreundlich durch die Weihnachtszeit futtern
Klar - Plätzchen und Glühwein gehören zur kalten Jahreszeit einfach dazu. Solange wir uns bewusst sind, welch riesige Weihnachtsindustrie dahinter steht, ist es auch in Ordnung, hier und da süße Teilchen zu naschen. Vielleicht probierst du dieses Jahr das ein oder andere (vegane) Plätzchenrezept mehr aus? Ein Tipp, um der Verschwendung im neuen Jahr entgegenzuwirken: Kauft doch auch noch ein paar übriggebliebene Weihnachtssüßigkeiten im Januar und Februar – Schokolade ist Schokolade und bis zum nächsten Jahr (oder zum nächsten Filmabend) halten sie auf jeden Fall.
Dass auch der Konsum tierischer Produkte an Weihnachten in die Höhe schnellt, ist nicht verwunderlich. Der jährliche Weihnachtsbraten ist für viele Tradition. 2017 haben die Deutschen fast 29.000 kg Gänsefleisch verzehrt – 90 Prozent davon zwischen dem Martinstag und Weihnachten. Wer sich traditionelle Weihnachtsessen anschaut, sieht den Unterschied schnell: Während für ein Kilogramm Kartoffeln oder ein Kilogramm frischen Rotkohl 0,2 kg CO2e anfallen, verursacht Geflügel zwischen 5,5 und 6 kg CO2e und Rindfleisch sogar 13,6 kg CO2e - ohne überhaupt das verursachte Tierleid einzurechnen. Vielleicht gibt es ja dieses Jahr die Möglichkeit, zumindest einen Teil des Festtagsmenüs pflanzlicher zu gestalten und so Traditionen umzudenken.
Mike Berners-Lee hat in seinem Buch “How Bad are Bananas – the Carbon Footprint of Everything” ausgerechnet, dass ein richtig ausgiebiges, traditionelles Weihnachtsfest um die 1,5 Tonnen CO2e pro Person kosten könnte. Dieser Artikel soll euch allerdings nicht dazu aufrufen, die Tage allein und ohne Weihnachtsstimmung zu verbringen, sondern Konsumentscheidungen einmal mehr zu hinterfragen. Was brauchst du wirklich, worauf kannst du verzichten? Vielleicht lässt sich in deinem Familien- oder Bekanntenkreis ja auch eine neue, klimafreundliche Tradition etablieren!