New Work

Innovative Pflege- und Gesundheitswirtschaft? Unternehmen, die zeigen wie es geht

Digitalisierung, Arbeit auf Augenhöhe, Transparenz, Nachhaltigkeit - wichtige Themen, die in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft oft zu kurz kommen. Wir teilen Unternehmen mit inspirierenden Ansätzen mit euch.

Julia Dillan

24.05.2021

Innovative Pflege- und Gesundheitswirtschaft? Unternehmen, die zeigen wie es geht

© National Cancer Institute via Unsplash

New Work funktioniert nur am Schreibtisch? Das sehen wir anders! Auch in der Pflege- und Gesundheitsbranche kommen langsam die Themen Digitalisierung, Transparenz, Nachhaltigkeit und hierarchieloses Arbeiten auf. So kann bei vielen der aktuellen Probleme und Herausforderungen in der Pflege angesetzt und die Zukunft der Pflege nachhaltig beeinflusst werden - für gemeinsames, lösungsorientiertes Handeln.

Jedes der folgenden Unternehmen hat uns durch einen oder mehrere Ansätze inspiriert, weshalb wir ihrer Arbeit ein Sprachrohr bieten wollen.

 

Kliniken Südostbayern

Bessere Arbeitsbedingungen durch New Work? In den Kliniken Südostbayern werden Werte wie Freiheit, Selbstständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft in die Teamarbeit integriert. Um das Pflegepersonal zu entlasten, strebt die Klinikleitung eine umfassende Digitalisierungsstrategie an. 

In den insgesamt sechs Häusern wird unter anderem ausschließlich mit einer digitalen Fieberkurve gearbeitet, welche in vielen Gesundheitseinrichtungen noch immer handgeschrieben ist. Dies sorgt für mehr Transparenz, Zeitersparnis und qualitative Verbesserungen. 

In aktuell vier Abteilungen wird eine Dienstplanung App der Firma „Ortec“ getestet: Durch selbstständige Planung und intelligente Abstimmung mit möglichen Tauschpartner*innen winkt für die Mitarbeitenden größere Flexibilität und eine bessere Work Life Balance. 

Auch Job Benefits wie sie mittlerweile in vielen Stellenausschreibungen von Startups stehen, gibt es für die Mitarbeiter*innen der Kliniken: Unter anderem eine betriebliche Gesundheitsförderung, Prämien für die Anwerbung neuer Mitarbeitenden oder ein gefördertes Jobrad.

 

Wohnbuddy (Wien)

Die gemeinnützige Wohnplattform bietet älteren Menschen, sowie Senioren- und Pflegewohnhäusern in Wien die Möglichkeit, passende Wohnpartner*innen zu finden. Das können zum Beispiel junge Menschen sein, die für erschwinglichen Wohnraum Zeit mit den älteren Menschen verbringen oder sie auch mal im Alltag unterstützen. Mehrgenerationen-WGs bieten eine super Möglichkeit für Austausch, soziale Kontakte und Hilfsbereitschaft. Die Plattform ist ein Angebot des WGE! Gemeinsam Wohnen, welches Alt und Jung durch gemeinsame Aktivitäten und Wohnkonzepte zusammenbringen möchte.

 

HippoAI 

Die gemeinnützige Organisation versucht durch künstliche Intelligenz die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche voranzutreiben. Ein Leitsatz der Firma ist die Demokratisierung gesundheitsrelevanter Daten, um Krankheitsprognosen schneller stellen zu können. Ein wichtiger Ansatz, um auch einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheit für alle Menschen zu schaffen. So können Menschen, die eine bestimmte Krankheit haben, der Organisation ihre Daten spenden. Im Beispiel von Brustkrebs können Algorithmen, die mit großen Datenmengen umgehen, die Diagnose beschleunigen und präziser machen.

 

Vierbeimir-Kiezpflege

Ähnlich wie im niederländischen Buurtzorg-Modell, arbeitet der Pflegedienst in kleinen, lokal ansässigen, selbstbestimmten Teams. Es kommen immer die gleichen vier Pflegekräfte zu den Gepflegten nachhause, wodurch sich persönliche Beziehungen und ein Miteinander auf Augenhöhe entwickeln kann. Die Pflegekräfte wohnen direkt im Kiez und sind so nicht vom Verkehr und langen Arbeitswegen abhängig.

 

Auch identifiziert sich die Vierbeimir Kiezpflege mit den Werten der Gemeinwohlökonomie, welche eine ethische Marktwirtschaft beschreibt, deren Ziel nicht die Vermehrung von Geld, sondern das gute Leben für alle ist. Sie setzt menschliche Werte wie Menschenwürde, Menschenrechte und die ökologische Verantwortung in der Wirtschaft um. Ein zertifiziertes GWÖ-Unternehmen ist der Pflegedienst noch nicht, aber das ist dann ein guter nächster Schritt.

 

Pflegen & Wohnen in Hamburg

Der Anbieter von stationärer Pflege hat sich einen großen Namen in Hamburg gemacht. Ein Aspekt, der uns inspiriert hat, ist das Konzept “Alt und Jung gemeinsam”. Mit den Kitas des WABE e.V. werden gemeinsame, generationsübergreifende Aktivitäten und Feste organisiert.

 

Auch hat Pflegen & Wohnen Hamburg das Projekt AGQua umgesetzt, welches das Ziel verfolgt, durch ehrenamtliches Engagement ein digitales Nachbarschaftsnetzwerk zu etablieren. So können Menschen, die in den Pflegeeinrichtungen wohnen, aktiver und selbstbestimmter am Gesellschaftsleben teilnehmen. Durch Innovationen, wie z. B. digitale Gesundheitsberatung, Smarthome-Technologien oder moderne Assistenzsysteme, wird das Projekt ergänzt. Gefördert wird das Ganze aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg.

 

Kindertagesstätte MixMax in Bern

Ähnlich wie die Hamburger Pflegeeinrichtung versucht auch diese Schweizer Kindertagesstätte, verschiedene Generationen zusammenzubringen.

Seit 2002 haben im Generationenhaus Domicil Schönegg Senior*innen und Kindergartenkinder die Möglichkeit, gemeinsam Zeit zu verbringen. 

2017 gewann die Einrichtung außerdem den Umweltpreis der Stadt Bern, da sie besonderes Engagement darin zeigte, Kinder schon von Klein auf für Umwelt und Natur zu sensibilisieren, z. B. durch den wöchentlichen Tag im Wald. Die Kinder werden in sämtliche Klimaschutzmaßnahmen eingebunden, was definitiv nicht die Regel ist.

 

Sedimentum

Das Schweizer Startup Sedimentum hat das erste berührungslose Gerät zur Sturz- und Notfallerkennung im Gesundheitswesen entwickelt. Es misst ohne Kamera und Mikrofon die Raumluft (Feuchtigkeit, CO2-Werte) sowie Bewegungsaktivität im Raum. So erkennt das Gerät Stürze oder Atemaussetzer und alarmiert im Notfall selbstständig Hilfe – ohne dass manuell ein Notruf ausgelöst werden muss. Das Gerät analysiert die Aktivitäten intelligent und kann so zwischen verschiedenen Bewegungstypen unterscheiden. Zum Schutz der Privatsphäre werden die Daten anonymisiert, verschlüsselt und in Echtzeit an die KI-Software des Unternehmens übermittelt. Durch diese Technologie kann ein autonomes Leben der Betroffenen gewährleistet werden.

 

CosaVita

Durch Smarte HomeCare Lösungen versucht CosaVita, Senior*innen die Möglichkeit zu geben, so lange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben und zu wohnen. Als Partner der Pflegedienste bieten sie beispielsweise als erstes und einziges Unternehmen standardisierte und digitale Wäschereidienstleistungen für Kunden der Ambulanten Pflege an. Dabei laufen alle Prozesse elektronisch ab und bedürfen keinerlei manueller Dokumentation. Für viele ambulante Pflegedienste ist es nur durch diese Digitalisierung überhaupt möglich, einen Wäscheservice anzubieten.

 

Eine App, die unbezahlte Carearbeit mit einem Preisschild versieht, ein Krankenhaus, welches Vorreiter im Energiesparen ist und eigene Wärme produziert oder ein explizit LQBTQI-freundliches Pflegeheim? Lest im ersten Teil mehr dazu! Arbeitet ihr vielleicht selbst in einem innovativen Unternehmen oder findet toll, was eine bestimmte Organisation leistet? Schreibt uns! Wir wollen uns durch unsere Kampagne dafür einsetzen, dass Berufe im Pflege- und Gesundheitssektor gesellschaftlich aufgewertet werden und den Austausch zwischen Betrieben und Arbeitssuchenden fördern. Wir freuen uns über eure Perspektive! Hier erfährst du mehr

 

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