Karriere

So klappt’s mit Freundschaften am Arbeitsplatz

Freundschaften am Arbeitsplatz sind für viele eine Selbstverständlichkeit. Doch es steigt auch das Konfliktpotenzial. Wir verraten dir, wie es klappen kann.

Marie Reichenbach

09.07.2018

Man teilt sich das Büro, verbringt die Mittagspausen zusammen und ab und zu gönnt man sich auch noch ein gemeinsames Bier nach Feierabend. Wir verbringen nicht nur viel Zeit bei der Arbeit, sondern gleichzeitig auch mit unseren Kolleg*innen.

Dass aus Kolleg*innen häufig Freund*innen werden, ist also keine echte Überraschung. Wie stark der gemeinsame Arbeitsalltag zusammenschweißt, zeigt auch eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Karriere-Netzwerks Xing: Jede*r zweite deutsche Arbeitnehmer*in hat am Arbeitsplatz schon langjährige Freundschaften geschlossen, jeder zehnte führt sogar eine Liebesbeziehung am Arbeitsplatz.

„Frollegen“ sind Motivator*innen

Wir bleiben schließlich auch am Arbeitsplatz Menschen“, sagt Karrierecoach Bernd Slaghuis. Gegen Freundschaften am Arbeitsplatz ist also grundsätzlich nichts einzuwenden, sie bringen auch einige Vorteile mit, denn Teamwork funktioniert vor allem dann, wenn sich die Kolleg*innen gut verstehen.

Gabriele Bringer vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen ergänzt: „Freundschaften am Arbeitsplatz erhöhen das Vertrauen untereinander und können eine stärkende und stabilisierende Funktion haben.“ . Und das führt dazu, dass wir nicht nur motivierter zur Arbeit gehen, sondern auch produktiver sind.

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine US-amerikanische Studie der Rutgers Unversity. Laut dem Forscher*innenteam rund um Jessica Methot sind dafür vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Einerseits hebt das Arbeiten mit Freund*innen die Laune. Vor allem aber traut man sich bei ihnen eher, nach Rat und Hilfe zu fragen.

Vor allem junge Arbeitnehmer*innen suchen Freundschaften am Arbeitsplatz

Gerade wenn man für den Job in eine neue Stadt zieht, sind die Kolleg*innen am Anfang der wichtigste soziale Anknüpfungspunkt. Es verwundert also nicht, dass die Forsa-Umfrage im Auftrag von Xing auch zeigt, dass vor allem junge Arbeitnehmer*innen zwischen 18-29 Jahren verstärkt Freundschaften im Kolleg*innenkreis suchen und besonders häufig ihre Freizeit miteinander verbringen.

Doch so schön es auch ist, mit den „Frollegen“ über den*die Chef*in zu lästern, Freundschaften am Arbeitsplatz bieten auch einige Fallstricke. Wer sich beispielsweise zu sehr auf die zwischenmenschlichen Beziehungen im Büro konzentriert, ist schnell von der eigentlichen Arbeit abgelenkt. Hinzu kommt auch ein erhöhtes Konfliktpotenzial. Bei Ärger oder Kritik kann schnell zu viel Verständnis und Loyalität eingefordert werden. Vor allem wenn man eigentlich anderer Meinung ist, führt das zu unangenehmen Situationen.

Freundschaften am Arbeitsplatz haben auch Schattenseiten

Richtig kompliziert wird es bei Freundschaften über Hierarchieebenen hinweg. Da ist von beiden seiten ein hohes Maß an Verständnis und Professionalität gefragt, denn „Unterschiede führen zu Spannungen", sagt auch Slaghuis.

Das heißt allerdings nicht, dass die alte Weisheit „Bei Geld und im Job hört die Freundschaft auf“ doch wahr ist. Um sich allerdings vor Enttäuschungen zu schützen, sollte man enge Beziehungen im Job mit Bedacht eingehen und nichts überstürzen. Damit du vor allem die Vorteile von Freundschaften am Arbeitsplatz genießen kannst, haben wir fünf Tipps für dich, wie es mit den „Frollegen“ auf jeden Fall klappt.

1.    Trenne Berufs- und Privatleben
Auch wenn es schwer fällt: Lass das Zwischenmenschliche während der Arbeitszeit nicht wichtiger werden als die Arbeit. So stellst du sicher, dass deine Arbeitsleistungen nicht leiden und dein*e Chef*in nicht den Eindruck fehlender Arbeitsmoral bekommt. Außerdem macht das Quatschen in gemütlicher Atmosphäre nach Feierabend sowieso viel mehr Spaß.

2.    Vermeide Konkurrenzkämpfe
Neid und Konkurrenz können Vertrauen zerstören und Freundschaften kaputt machen. Solltest du das Gefühl bekommen, dass dich ein*e Freund*in konkurrenzmäßig unter Druck setzt, solltest du so schnell wie möglich ein Gespräch suchen. Nur so kannst du verhindern, dass sich solche Gefühle aufstauen und für schlechte Stimmung sorgen.

3.    Verhindere Grüppchenbildung
Natürlich musst du nicht mit allen Kolleg*innen auch deine Freizeit verbringen. Aber zumindest im Büro sollte niemand ausgeschlossen werden, schließlich arbeitet man auf professioneller Ebene zusammen. Grüppchenbildungen führen schnell zu einem schlechten Klima und erschweren produktives Teamwork.

4.    Lass das Lästern sein
Gerüchte und Lästereien haben schon früher auf dem Schulhof schnell die Runde gemacht. Um niemanden vor den Kopf zu stoßen und keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen, solltest du dich da nicht nur raushalten, sondern dich aktiv für ein offenes Kommunikationsklima einsetzen.

5.    Sei ehrlich zu dir selbst
Stehe zu deiner Meinung und deinen Einstellungen. Wenn ein*e Freund*in Loyalität einfordert, obwohl du eigentlich anderer Meinung bist, solltest du dich keinesfalls unter Druck setzen lassen. Freundschaften sollten deine professionelle Meinung und die Fairness anderen Kolleg*innen gegenüber nicht beeinflussen. Sobald du also merkst, dass dir die Beziehungen zu einem*r Kolleg*in nicht mehr gut tut, gehe vorerst auf Abstand und mache dir in Ruhe Gedanken, wie du mit der Situation umgehst.

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