Psychologie

Optimismus – Der versteckte Karrierehelfer

"Meine Motivation? Die habe ich schon lange nicht gesehen." Mit solchen negativen Gedanken sollte schnell Schluss sein, denn Optimist*innen sind im Job viel erfolgreicher

Marie Reichenbach

29.12.2019

Optimismus – Der versteckte Karrierehelfer

© Ethan Hoover via unsplash.com

„Das ist viel zu viel Arbeit, das schaffe ich niemals!“ – „Die Präsentation ist mir überhaupt nicht gelungen – die Kollegen werden mich dafür sicher auslachen!“ – „So ein Mist, heute scheint die Sonne und ich muss den ganzen Tag im Büro verbringen.“ Kommen dir solche Gedanken auch bekannt vor? Negatives Gedanken hat wohl jeder und ohne, dass es uns wirklich auffällt, setzen sie sich wie Ungeziefer in unseren Köpfen fest.

Halb so schlimm könnte man denken, immerhin ist es ja ganz normal, dass man nicht immer gut gelaunt ist. Doch wie ausgeprägt diese negativen Gedanken bei vielen von uns sind, zeigen aktuelle Studien. Täglich haben wir etwa 60.000 Gedanken, doch nur knapp drei Prozent davon sind positiv.

In diesem Kreislauf gefangen, beeinflussen negative Gedanken unsere physische und psychische Gesundheit – und somit auch unsere Leistungsfähigkeit.

Optimisten leben gesünder und sind erfolgreicher

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass wir unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und schlussendlich auch unsere Performance am Arbeitsplatz mit positiven Gedanken steigern können.

Der Psychologe Michael F. Schleier ist einer der Pioniere im Bereich der Forschung über das positive Denken. Bereits 1985 veröffentlichte er mit seinem Kollegen Charles Carver im Fachmagazin „Health Psychology“ eine Studie, die beweist, dass Optimismus und Pessimismus eine entscheidende Auswirkung auf die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen haben.

Und auch im Arbeitsalltag spielen unsere Gedanken eine zentrale Rolle. Karriere-Coach Antje Heimsoeth erklärt im Interview mit der ZEIT, warum uns negative Gedanken im Job hemmen: „Im Arbeitsalltag müssen wir meist schnell und flexibel reagieren. Das fordert einem mental und emotional oft einiges ab. Wenn wir ständig darüber nachdenken, was wir falsch gemacht haben oder was wir falsch machen könnten, dann steigert das nicht gerade unsere Leistungsfähigkeit.“

Den Fokus auf positive Dinge legen

Es hat also durchaus viele Vorteile sich aus der Gewohnheit unserer negativen Gedanken zu verabschieden. Doch es ist oftmals nicht einfach, die eigene Sicht- und Denkweisen dauerhaft zu verändern. Das liegt vor allem daran, dass viele negative Gedanken und Sorgen auf tieferliegenden Glaubenssätzen oder Annahmen über uns selbst, andere Menschen und auch Situationen beruhen, die wir uns meist schon in unserer Kindheit angeeignet haben.

Um diese Glaubenssätze zu verändern und um eine positivere Grundhaltung zuzulassen, braucht es den Willen zur Veränderung und viel Übung. Antje Heimsoeth rät daher dazu, in einem ersten Schritt die eigene Leistungsbewertung zu verändern.

Bereits in der Schule fordert die Leistungsgesellschaft ihren Tribut. Unsere Sichtweise auf Arbeitsergebnisse ist in erster Linie auf die Suche und Beurteilung von Fehlern ausgelegt. Darüber verlieren wir schnell den Blick auf die Dinge, die gelungen sind und wofür wir dankbar sein sollten.

Diese Erfahrung nehmen wir natürlich auch mit in den Arbeitsalltag. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, rät Heimsoeth neue Feedbackrunden einzuführen, die sich auf positive Ergebnisse und Lernangebote konzentrieren. So könne man langfristig die eigene Bewertung von Leistungen verändern. Denn bei einem ist sich die Expertin sicher: „Die eigene Sichtweise ändern, das kann jeder.“

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