Familie und Beruf: Wie du beides in Balance bringst
Wie gelingt der Spagat zwischen Karriere und Kindererziehung? In unserem Blogbeitrag geben wir Tipps für Paare, zeigen, wie Unternehmen unterstützen können und welche gesetzlichen Regelungen Eltern helfen, eine bessere Balance zwischen Familie und Beruf zu finden.
© Rafael Henrique
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt viele Eltern vor große Herausforderungen. Wie können Beruf und Elternsein so harmonieren, dass die Work-Life-Balance nicht ins Wanken gerät? In Zeiten flexibler Arbeitsmodelle und einem modernen Rollenverständnis – das Frauen und Männer gleichermaßen in der Arbeitswelt und als Eltern aktiv sieht – bleibt die Frage, wie das gelingen kann. Der Wunsch nach echter Balance zwischen Familie und Beruf ist groß, doch häufig fehlt es an passenden Strukturen. Auch die veralteten Rollenvorstellungen, wonach vor allem Frauen zu Hause bleiben, entsprechen längst nicht mehr der Realität.
⚠️ Disclaimer: Viele dieser Tipps beziehen sich auf ein Familienmodell mit zwei Elternteilen. Natürlich ist jede Familie einzigartig und jedes Modell individuell - von alleinerziehenden Eltern, getrenntlebenden Eltern oder ganz anderen Modellen. Wir feiern all diese Modelle - sie alle könnten einen gesamten Artikel füllen. An dieser Stelle fokussieren wir uns auf Modelle mit zwei Eltern.
Definition: Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Vereinbarkeit von Familie und Beruf meint die Möglichkeit, sowohl berufliche als auch familiäre Verpflichtungen und Bedürfnisse in einem ausgewogenen Verhältnis zu gestalten. Dies umfasst flexible Arbeitszeiten, die Unterstützung durch Betreuungseinrichtungen und Modelle, die Eltern genug Zeit geben, um für ihre Familie da zu sein, ohne beruflich zurückstecken zu müssen. Die Definition ist dabei individuell – für manche Eltern bedeutet es, Vollzeit zu arbeiten und flexible Betreuungsmöglichkeiten zu haben, während es für andere bedeutet, Job und Familie im Teilzeitmodell unter einen Hut zu bringen.
💡 Laut einer Umfrage der KfW-Förderbank zur Zufriedenheit berufstätiger Eltern geben 70 % an, dass flexible Arbeitszeiten für sie der wichtigste Faktor für die Balance zwischen Beruf und Familie sind. Etwa die Hälfte der befragten Eltern wünscht sich zusätzliche Unterstützung von Arbeitgebern, beispielsweise in Form von Kinderbetreuungsangeboten. Gleichzeitig stellen Betreuungskosten, eingeschränkte Kitaplätze und unflexible Arbeitsmodelle viele Eltern weiterhin vor große Hürden dar.
Tipps zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Was Paare tun können
Eine gelungene Balance zwischen Familie und Beruf erfordert oft gute Planung, Flexibilität und vor allem Teamwork. Es gibt verschiedene Ansätze, die Paare nutzen können, um die Rollenaufteilung im Alltag gerechter zu gestalten und den individuellen Bedürfnissen beider Elternteile gerecht zu werden.
✅ Frühzeitig planen und Aufgaben verteilen: Eine klare Absprache zur Aufteilung von Haushalts- und Betreuungspflichten kann helfen, Missverständnisse und Überlastung zu vermeiden. So kann ein wöchentlicher Plan oder eine Aufgabenliste sicherstellen, dass beide Partner*innen ihre Verantwortung im Alltag tragen und gemeinsam eine Balance finden.
✅ Offene Kommunikation: Ein regelmäßiger Austausch über berufliche Herausforderungen, persönliche Bedürfnisse und Erwartungen ist entscheidend. So bleibt die Partnerschaft dynamisch und das Verständnis für die jeweilige Rolle als Elternteil und Berufstätige*r wächst.
✅ Flexible Arbeitsmodelle nutzen: Viele Unternehmen bieten mittlerweile Homeoffice-Optionen, Gleitzeit oder Teilzeitarbeit an, die Eltern den Alltag erleichtern können. Wenn einer oder beide Partner*innen die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsalltag flexibel zu gestalten, schafft das oft wertvolle Zeit für die Familie.
✅ Externe Unterstützung einbeziehen: Manchmal kann es entlastend sein, Aufgaben auszulagern – sei es durch die Unterstützung von Großeltern, Nachbar*innen oder einem Babysitter. Gerade bei außergewöhnlichen Terminen oder langen Arbeitstagen können solche Hilfen eine wertvolle Entlastung sein.
✅ Individuelle und gemeinsame Bedürfnisse im Blick behalten: Sowohl Zeit für sich selbst als auch als Paar ist wichtig, um langfristig glücklich und zufrieden zu bleiben. Ein „Freiraum-Tag“ pro Monat, an dem jeder Elternteil Zeit für Hobbies oder Entspannung hat, kann langfristig viel zu einem harmonischen Miteinander beitragen.
✅ Prioritäten setzen und Zeit realistisch einschätzen: Im Alltag kann es hilfreich sein, sich auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist, und Kompromisse einzugehen. Statt alles perfekt zu machen, können Eltern den Fokus auf wertvolle gemeinsame Momente legen und sich bewusst Zeit für die Familie nehmen.
„Was uns im Alltag am meistem hilft: Flexible Arbeitszeiten & Homeoffice und WIRKLICH gleichberechtigte Elternschaft: Wir beide arbeiten 32 Stunden, Kind krank-Tage werden fair aufgeteilt, Kita Bringen/Holen 50:50, jedes Elternteil kann sich um alle kindbezogenen Themen kümmern." Julia Astagneau, Key Account Managerin bei GoodJobs
Indem Paare gemeinsam Lösungen entwickeln und flexibel bleiben, können sie sich gegenseitig den Freiraum geben, sowohl als Eltern als auch im Beruf Erfüllung zu finden. Die individuelle Gestaltung der Vereinbarkeit ist dabei der Schlüssel für eine harmonische Balance.
Hindernisse für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird oft durch strukturelle, finanzielle und gesellschaftliche Herausforderungen erschwert. Viele Eltern stoßen dabei auf Hürden, die eine ausgewogene Balance zwischen beruflichen Verpflichtungen und Familienleben erschweren. Diese Hindernisse sind häufig tief verwurzelt und erfordern individuelle Anpassungen und gesellschaftliche Veränderungen, um Eltern im Alltag zu entlasten.
Zu den wichtigsten Hindernissen gehören:
⛰️ Fehlende Betreuungsangebote und lange Wartelisten: Ein großes Problem für Eltern ist die oft unzureichende Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen, insbesondere für Kinder unter drei Jahren. Lange Wartelisten und hohe Kosten erschweren es Eltern, frühzeitig wieder in den Beruf einzusteigen oder ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Auch die eingeschränkten Öffnungszeiten vieler Betreuungseinrichtungen passen oft nicht zu den Arbeitszeiten vieler Eltern und erhöhen den organisatorischen Aufwand erheblich.
⛰️ Hohe Kosten für Kinderbetreuung: Selbst, wenn Betreuungsplätze verfügbar sind, belasten die hohen Kosten viele Familien finanziell. Die Betreuungskosten können gerade bei niedrigem oder mittlerem Einkommen eine erhebliche Herausforderung darstellen und verhindern in vielen Fällen, dass beide Elternteile eine für sie zufriedenstellende Berufstätigkeit aufnehmen können. Dies kann auch dazu führen, dass sich ein Elternteil aus finanziellen Gründen entscheidet, länger zu Hause zu bleiben.
⛰️ Unsichere Arbeitsverhältnisse und Befristungen: Viele Eltern arbeiten in befristeten oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, was langfristige Planungen und die sichere Organisation des Familienalltags erschwert. Unsicherheit im Job kann bei Eltern zusätzlichen Druck erzeugen, da sie finanzielle Stabilität für ihre Familie anstreben und oft keine langfristigen Vereinbarungen für Betreuungsplätze oder Arbeitszeitmodelle treffen können.
⛰️ Mangelnde Flexibilität am Arbeitsplatz: Nicht alle Arbeitgeber bieten flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice oder Gleitzeit an, obwohl solche Modelle für Eltern entscheidend sind. Starre Arbeitszeiten und die Erwartung, stets verfügbar zu sein, können die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark beeinträchtigen. Eltern sind häufig auf Arbeitszeiten angewiesen, die es ihnen erlauben, Kinder zu betreuen oder abzuholen, und es fehlt oft an Verständnis oder Unterstützung seitens der Arbeitgeber.
⛰️ Gesellschaftliche Rollenvorstellungen und Druck: Die traditionelle Rollenverteilung, wonach die Frau primär für die Kinderbetreuung verantwortlich ist, hat sich zwar gewandelt, doch viele Familien stehen noch unter dem Einfluss dieser Erwartungshaltung. In vielen Branchen und Berufen herrscht noch das Bild des „Vollzeit-Arbeitnehmers“ vor, dass wenig Raum für familiäre Verpflichtungen lässt und es gerade Vätern schwer macht, ihre Rolle als aktive Elternteile in den Beruf zu integrieren.
⛰️ Fehlende Unterstützung im Krankheitsfall: Wenn Kinder krank werden, müssen Eltern oft kurzfristig einspringen und Betreuung organisieren. Es gibt jedoch nur wenige Lösungen, die Eltern im Krankheitsfall ihrer Kinder unterstützen, wie beispielsweise flexible Homeoffice-Möglichkeiten oder bezahlte Freistellungen. Die Betreuung eines kranken Kindes kann für Eltern zu einem erheblichen Stressfaktor werden, wenn keine kurzfristige Entlastung durch den Arbeitgeber angeboten wird.
⛰️ Doppelte Mentale Anforderung: Viele Eltern stellen an sich selbst den Anspruch, sowohl im Job als auch in der Familie 100% zu geben. Wenn zu einem stressigen Arbeitstag, ausfallende Schulstunden, Förderbedarf im Unterricht oder Konflikte mit Mitschüler*innen kommen, kann das überfordernd oder ablenkend wirken.
„Was ich gern früher gewusst hätte: Kleinkinder können sich nicht so lang allein beschäftigen, wie ich dachte - Kind zu Hause und nebenbei arbeiten funktioniert (zumindest bei uns) mit einer 2,5 Jährigen noch gar nicht. Man wird in der Zeit weder Job noch Kind gerecht. Außerdem: Mich abends nach einem langen Arbeits+Care-Arbeitstag nochmal an den PC zu setzen fällt mir viel schwerer als gedacht und wirklich produktiv ist es oft auch nicht." Julia Astagneau, Key Account Managerin bei GoodJobs
Die Kombination dieser Hindernisse zeigt, dass Eltern oft gegen eine Vielzahl von strukturellen und gesellschaftlichen Barrieren ankämpfen müssen, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen.
Um die Vereinbarkeit zu verbessern, ist ein breites Umdenken erforderlich – sowohl seitens der Arbeitgeber als auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung kann die Balance zwischen Beruf und Familie für mehr Familien realistisch werden.
Wie Unternehmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen können
Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie gut sich Beruf und Familie vereinbaren lassen. Durch die gezielte Förderung von Eltern und familienfreundlichen Maßnahmen kann die Arbeitgeberattraktivität gesteigert, die Mitarbeiterbindung gestärkt und die Arbeitszufriedenheit erhöht werden.
„Arbeitgebende werben oft in Stellenanzeigen mit Flexibilität und guter Vereinbarkeit, Work Life Balance etc. - wenn man dann in einem persönlichen Gespräch anspricht, dass man „nur" 32 Stunden arbeiten möchte, ist das oft dann doch nicht möglich, was natürlich frustrierend ist. Bei Führungspositionen ist das Thema noch kritischer, sich eine "Karriere" aufzubauen, also aufzusteigen ist mit Kindern noch viel schwieriger als ohne. Nachvollziehen kann ich das ehrlich gesagt nicht. Ich gebe dann offen und ehrlich Feedback und hoffe in den Köpfen der Entscheider*innen ändert sich in Zukunft etwas - so dass die Arbeitswelt wirklich familienfreundlich wird." Julia Astagneau, Key Account Managerin bei GoodJobs.
Hier sind einige Ansätze, mit denen Unternehmen zur besseren Vereinbarkeit beitragen können:
💡 Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort:
Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitoptionen und Homeoffice-Möglichkeiten gehören zu den wertvollsten Maßnahmen, die Arbeitgeber anbieten können. Diese Flexibilität hilft Eltern, die täglichen Anforderungen der Kinderbetreuung und des Arbeitslebens besser zu koordinieren. Teilzeitmodelle, die Eltern eine schrittweise Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung ermöglichen, können ebenfalls die Belastung reduzieren und ihnen dabei helfen, Beruf und Familie langfristig zu vereinen.
💡 Betriebliche Betreuungsangebote und finanzielle Unterstützung:
Viele Unternehmen setzen auf betriebseigene Kindertagesstätten oder kooperieren mit nahegelegenen Einrichtungen, um Betreuungsplätze für Kinder von Mitarbeitenden zu sichern. Diese Angebote reduzieren nicht nur den organisatorischen Aufwand für Eltern, sondern schaffen auch ein Gefühl der Sicherheit und Entlastung. Alternativ können Arbeitgeber finanzielle Zuschüsse für Kinderbetreuungskosten anbieten, wodurch die finanzielle Belastung für Familien verringert wird.
💡 Elternfreundliche Unternehmenskultur und Sensibilisierung:
Eine Unternehmenskultur, die Verständnis für die Herausforderungen von Eltern zeigt, ist eine wichtige Grundlage für die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung. Führungskräfte, die familienfreundliche Werte vorleben und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen, schaffen ein Klima des Vertrauens und der Offenheit. Unternehmen können außerdem durch Sensibilisierungs-Workshops oder Schulungen ihre Teams und Führungskräfte für die Belange von Eltern stärken und zur Akzeptanz von Familienzeit beitragen.
💡Transparente Kommunikation und Elternnetzwerke:
Eine transparente Kommunikation über bestehende familienfreundliche Angebote und Regelungen ist essenziell, damit alle Mitarbeitenden Zugang zu den Unterstützungsangeboten haben. Elternnetzwerke oder Eltern-Kind-Treffen im Unternehmen bieten zusätzlich eine wertvolle Plattform zum Austausch und gegenseitigen Support. Solche Netzwerke schaffen ein Gemeinschaftsgefühl und bieten Mitarbeitenden die Möglichkeit, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen.
💡 Zusätzliche Freistellungen und bezahlte Elternzeiten:
Unternehmen können über die gesetzlichen Regelungen hinaus zusätzliche bezahlte Freistellungen für Eltern anbieten, z. B. für den Krankheitsfall eines Kindes. Ein solches Angebot verschafft Eltern wertvolle Flexibilität und reduziert den Stress, der oft mit der kurzfristigen Kinderbetreuung verbunden ist. Diese Maßnahmen tragen zu einem Arbeitsumfeld bei, in dem sich Eltern gut aufgehoben fühlen und die Arbeit in Einklang mit familiären Verpflichtungen bringen können.
Mit Kind habe ich bisher nur bei GoodJobs gearbeitet und das ist für mich das aktuell beste Umfeld um Kind und Arbeit zu vereinbaren: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice/Remote Arbeit und mögliche Anpassungen meiner monatlichen Arbeitszeit (z.B. von Vollzeit auf 32 Std. oder auch mal ein Monat nur 20 Std. wegen einer spontanen Kitaeingewöhnung) machen es möglich, die Arbeit flexibel an meine aktuelle Lebenssituation anzupassen. Außerdem arbeiten auch einige Führungskräfte und Väter in Teilzeit, was für mich eine wichtige Signalwirkung hat - das sollte es viel mehr geben. Julia Astagneau, Key Account Managerin bei GoodJobs.
Durch diese Maßnahmen kann ein Unternehmen nicht nur die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden steigern, sondern auch das Image als familienfreundlicher Arbeitgeber stärken. Die gezielte Förderung von Vereinbarkeit sorgt dafür, dass Eltern langfristig im Unternehmen bleiben und motiviert sowie engagiert arbeiten.
Gesetzliche Regelungen zur Vereinbarkeit
In Deutschland zielen mehrere gesetzliche Regelungen darauf ab, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern und Eltern zu unterstützen. Diese Maßnahmen bieten rechtlichen Schutz und finanzielle Unterstützung, um die Doppelbelastung von Beruf und familiären Pflichten besser zu bewältigen.
Hier sind einige der zentralen Regelungen:
💸 Elternzeit und Elterngeld
Eltern haben das Recht, bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind zu nehmen. Diese Auszeit kann flexibel genutzt werden, etwa in mehreren Abschnitten oder aufgeteilt zwischen beiden Elternteilen. Während der Elternzeit genießen Eltern Kündigungsschutz, und nach der Elternzeit haben sie ein Rückkehrrecht in ihren vorherigen Job oder eine vergleichbare Position. Das Elterngeld dient dazu, den Einkommensausfall während dieser Zeit teilweise abzufangen. Es wird in der Regel für 12 bis 14 Monate gezahlt und orientiert sich am vorherigen Einkommen. Diese Regelung ermöglicht es insbesondere der nicht gebährenden Person, aktiv an der Kinderbetreuung teilzunehmen.
🤰 Mutterschutz und Schutzfristen
Der Mutterschutz umfasst eine Schutzfrist von sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt, in denen werdende Mütter von der Arbeit freigestellt sind. In dieser Zeit erhalten Mütter Mutterschaftsgeld und genießen einen besonderen Kündigungsschutz. Der Mutterschutz schützt die Gesundheit der Mutter und des Kindes und ermöglicht eine Erholungszeit vor und nach der Geburt, ohne dass finanzielle Einbußen entstehen.
👨🍼 Vaterschaftsurlaub und Partnermonate
Zwar gibt es in Deutschland keinen gesetzlich verankerten Vaterschaftsurlaub, jedoch können Väter bzw. die nicht gebährende Person über das Elterngeld ebenfalls Elternzeit nehmen und die sogenannten "Partnermonate" nutzen. Diese bieten Vätern und nicht gebährenden Personen die Möglichkeit, in den ersten Lebensmonaten des Kindes aktiv bei der Betreuung mitzuwirken und eine enge Bindung aufzubauen. Die Regelungen bieten Flexibilität und stärken die Rolle der Väter in der Familie.
🧸 Kinderbetreuungsangebote und Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz
Seit 2013 haben Eltern in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes. Der Staat fördert den Ausbau von Kindertagesstätten und anderen Betreuungsangeboten, um Eltern bei der Rückkehr ins Berufsleben zu entlasten. Dennoch bleibt die Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz eine Herausforderung, da die Nachfrage das Angebot übersteigt. Der kontinuierliche Ausbau von Betreuungsplätzen bleibt daher ein wesentlicher Bestandteil der Vereinbarkeitspolitik.
⏱️ Flexible Arbeitszeitregelungen
Mit dem Teilzeit- und Befristungsgesetz haben Beschäftigte das Recht, in Teilzeit zu arbeiten, um die Arbeitszeit besser an familiäre Bedürfnisse anzupassen. Auch das Rückkehrrecht zur vorherigen Arbeitszeit nach der Elternzeit gehört zu den gesetzlichen Rechten. Seit 2019 gibt es zudem die Möglichkeit, eine "Brückenteilzeit" zu beantragen, die es Eltern erlaubt, für einen befristeten Zeitraum in Teilzeit zu arbeiten und danach zur Vollzeit zurückzukehren.
🌈 Unterstützung für besondere Familienmodelle
Auch für Regenbogenfamilien gibt es spezifische Regelungen und Anpassungen im Elterngeldgesetz. So können gleichgeschlechtliche Paare, Pflege- und Adoptiveltern ebenfalls Elternzeit und Elterngeld beanspruchen, um den Alltag mit Kind und Beruf zu meistern.
Exkurs: Elternzeit und Elterngeld
Elternzeit – Was ist das und wie lange?
👉 In Deutschland können Eltern bis zu drei Jahre Elternzeit nehmen, um sich um ihr Kind zu kümmern. Diese Zeit kann flexibel zwischen den Elternteilen aufgeteilt werden, wobei beide während dieser Zeit Kündigungsschutz genießen.
Elterngeld – Was ist das und wie lange wird es gezahlt?
👉 Das Elterngeld gleicht den Einkommensverlust während der Elternzeit aus und kann bis zu 14 Monate bezogen werden, wenn beide Elternteile sich die Betreuung teilen. Es ist einkommensabhängig und kann in der Form von Elterngeld Plus auch flexibler in Teilzeit genutzt werden.
Elternzeit für Väter und Mütter
👉 Väter haben ebenso wie Mütter Anspruch auf Elternzeit. Immer mehr Väter nutzen diese Möglichkeit, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Die Regelungen gelten unabhängig von der sexuellen Orientierung und sind für alle Eltern gleich.
Elternzeit für Regenbogenfamilien
👉 Auch Regenbogenfamilien können Elternzeit und Elterngeld in Anspruch nehmen, wobei beide Elternteile die gleichen Rechte haben, um das Kind zu betreuen und zu erziehen. Die Regelungen sind hier ebenso flexibel und anpassbar.
Neuregelungen beim Elterngeld für Geburten ab dem 01.04.2024
„Für Geburten ab dem 1. April 2024 gilt eine neue Einkommensgrenze, ab der der Anspruch auf Elterngeld entfällt. Zudem werden die Möglichkeiten für einen parallelen Bezug von Elterngeld neu gestaltet." (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.)
Die Einkommensgrenze, ab der Eltern keinen Anspruch mehr auf Elterngeld haben, wird für Paare und Alleinerziehende für Geburten ab dem 1. April 2024 auf 200.000 Euro zu versteuerndes Einkommen und für Geburten ab dem 1. April 2025 auf 175.000 Euro zu versteuerndes Einkommen festgelegt. Für Geburten ab 1. September 2021 bis einschließlich 31. März 2024 gilt die Einkommensgrenze von 300.000 Euro für Paare und 250.000 Euro für Alleinerziehende. Maßgeblich ist jeweils das zu versteuernde Einkommen im Kalenderjahr vor der Geburt des Kindes.
Ein gleichzeitiger Bezug von Basiselterngeld ist grundsätzlich nur noch maximal für einen Monat und nur innerhalb der ersten zwölf Lebensmonate des Kindes möglich.
FAQ‘s zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Was begünstigt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird maßgeblich durch eine ausgewogene Aufgabenverteilung zwischen den Partner*innen, flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice und Teilzeit sowie durch externe Unterstützung, etwa durch Betreuungsangebote oder familiäre Hilfe, begünstigt. Eine klare Kommunikation und ein gemeinsames Verständnis der Rollen und Bedürfnisse innerhalb der Familie sind ebenfalls entscheidend.
Wie viel Elterngeld steht mir zu?
Das Elterngeld beträgt in der Regel 65 % bis 100 % des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens, wobei der genaue Prozentsatz vom Einkommensniveau vor der Geburt abhängt. Es gibt eine Mindesthöhe und eine Höchstgrenze, wobei die genaue Berechnung individuell auf das Einkommen des Elternteils angepasst wird.
Wer bekommt Elterngeld?
Anspruch auf Elterngeld haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Beamtinnen und Beamte, Selbständige sowie Erwerbslose oder Hausfrauen und Hausmänner.
Eltern, die vor der Geburt ihres Kindes kein Einkommen hatten oder bei denen kein Einkommen wegfällt, weil sie vor und nach der Geburt in unverändertem Umfang teilzeiterwerbstätig sind, bekommen den Mindestbetrag von 300 Euro. Dies gilt auch für Eltern, die vor der Geburt Einkommen hatten und bei denen die Berechnung weniger als 300 Euro ergibt. (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.)
Elterngeld wird an Eltern gezahlt, die wegen der Betreuung ihres Kindes Einkommenseinbußen erleiden. Die Unternehmerin Verena Pausder betont, dass flexible Elterngeld-Modelle und eine faire Verteilung von Betreuungspflichten unerlässlich sind, um Eltern die Rückkehr in den Beruf zu erleichtern: „Wir brauchen ein Elterngeldmodell, das für Väter und Mütter gleichermaßen attraktiv ist.“ Mit dieser Unterstützung sollen Eltern selbstbestimmter entscheiden können, wie sie Erwerbs- und Familienarbeit aufteilen möchten.
Vater oder Mutter in Elternzeit?
Beide Elternteile haben das Recht, Elternzeit zu nehmen, und sie können diese flexibel aufteilen. In der Vergangenheit haben vor allem Mütter Elternzeit genommen, doch zunehmend entscheiden sich auch Väter dafür, aktiv Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Viele Väter nutzen die Elternzeit, um die ersten Monate oder Jahre ihrer Kinder zu begleiten und ihre Vereinbarkeit von Beruf und Familie aktiv mitzugestalten.
Fazit
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Eltern eine Herausforderung, aber auch eine Chance, neue Wege zu finden. Von flexiblen Arbeitsmodellen bis hin zu gesetzlichen Unterstützungen – es gibt heute viele Möglichkeiten, eine Balance zu schaffen. Dabei spielt eine familienfreundliche Kultur im Unternehmen eine wichtige Rolle. Eltern, die merken, dass sie in ihrem Unternehmen gut unterstützt werden, sind zufriedener und langfristig auch engagierter. Und falls der aktuelle Job keine optimale Balance erlaubt, kann eine berufliche Neuorientierung zur Lösung führen.
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