Karriere und Familie: So gelingt Vereinbarkeit heute
Für alle, die Eltern sind oder es werden möchten: Wie du als Mutter oder Vater eine erfüllte Karriere und ein glückliches Familienleben unter einen Hut bekommst – und welche Schritte du schon während des Kinderwunsches einleiten kannst.
© Linda Engel
Beruf, Familie und nachhaltiges Leben: Geht das?
In der heutigen Arbeitswelt wird oft darüber gesprochen, dass Frauen „alles haben können“ – eine erfüllte Karriere und den Traum einer Familie. Doch was bedeutet das in der Praxis? Wie können wir uns schon während des Kinderwunsches darauf vorbereiten, dass Karriere und Familie nicht nur nebeneinander existieren, sondern sich gegenseitig bereichern?
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du eine gelungene Vereinbarkeit erreichen kannst – und warum Unternehmen mit nachhaltiger Ausrichtung oft die besseren Bedingungen dafür bieten.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf heute: Offener Dialog ist alles
Elternsein ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, und niemand kann dich komplett darauf vorbereiten. Was du jedoch tun kannst, ist, schon frühzeitig mit deinem Partner oder deiner Partnerin über die bevorstehenden Veränderungen zu sprechen.
❓Wie könnt ihr eure Karrieren so gestalten, dass ihr beide erfolgreich bleibt und gleichzeitig Parental Burnout vermeidet?
💡 Hier kommen familienfreundliche Unternehmen und Sozialunternehmen ins Spiel, die innovative Wege für eine gerechte Aufteilung der Aufgaben bieten. Organisationen wie ProjectTogether, Tomorrow Bank oder Ecosia machen es vor: Sie bieten flexible Arbeitsmodelle (Job-Tandem, Job-Sharing, Teilzeit, Home Office etc.) und eine Kultur, die Vereinbarkeit aktiv fördert.
Mögliche Fragen für euer Gespräch:
❓ Wer bleibt zu Hause, wenn das Kind krank ist?
❓ Wer übernimmt die Eingewöhnung in die Kita?
❓ Wie teilt ihr die Haushaltsaufgaben mit Kind neu auf?
Gleichberechtigte Partnerschaft für eine erfolgreiche Vereinbarkeit von Karriere und Kinderwunsch
Gleichberechtigung in der Partnerschaft ist das A und O für eine erfolgreiche Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Selbst wenn ihr bisher keine traditionellen Rollenbilder verfolgt habt, kann die Geburt eines Kindes ungewollt zu einer Rückkehr in diese Strukturen führen. Mütter bleiben oft in der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes zu Hause, was aus emotionaler und biologischer Sicht auch sinnvoll erscheint. Problematisch wird dies nur dann, wenn „Mama bleibt zu Hause“ zum Default-Modus wird und die Care-Arbeit sowie die Aufrechterhaltung des Haushalts alleinige Aufgabe der Mutter bleiben.
Um dies zu vermeiden, solltet ihr euch frühzeitig Gedanken darüber machen, wie eure Karrieren in den nächsten Jahren aussehen und wie ihr euch die Betreuung eures Kindes sowie die Hausarbeit gerecht aufteilen könnt. Plant, wie ihr Elternzeit und Arbeitszeit fair gestalten könnt, sodass beide ihre beruflichen Ziele erreichen können.
Fragestellungen für die Planung
❓ Passt eine Weiterbildung besser in die Elternzeit als ein Vollzeitjob?
❓ Kann einer von euch seine Urlaubstage vom Vorjahr nutzen, um länger in Elternzeit zu bleiben?
❓ Gibt es in euren Unternehmen Angebote für Sabbaticals oder andere innovative Arbeitsmodelle?
Flexibilität als Schlüssel zur erfolgreichen Vereinbarkeit
Laut der Vereinbarkeitsstudie der Hans-Böckler-Stiftung übernehmen Mütter immer noch den Großteil der Kinderbetreuung, was ihre berufliche Teilhabe einschränkt. Der Gender Time Gap hat sich zwar verringert, dennoch arbeiten viele Frauen weiterhin in Teilzeit, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Flexibilität ist nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch im Beruf entscheidend.
Studien wie die Frauen am Arbeitsplatz-Studie von McKinsey & Company zeigen, dass hybride Arbeitsmodelle die mentale Belastung von Müttern erheblich reduzieren. Diese Modelle ermöglichen es, berufliche und private Verpflichtungen besser miteinander zu vereinbaren und den Stresspegel zu senken.
Die Women @ Work Studie 2024 von Deloitte zeigt, dass Frauen, die vollständig ins Büro zurückkehren mussten, eine deutliche Verschlechterung ihrer Work-Life-Balance feststellen. Das unterstreicht die Bedeutung flexibler und hybrider Arbeitsmodelle, die Müttern helfen, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen.
Selbstakzeptanz und realistische Erwartungen
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfordert /(leider) vor allem von Müttern die Akzeptanz, dass nicht alles wie geplant verlaufen wird. Schwangerschaften, Geburten und das Wochenbett sind kaum planbar und bringen oft unerwartete Veränderungen mit sich, die das eigene Selbstbild und Selbstwertgefühl tiefgreifend beeinflussen können.
Während die gesellschaftliche Erwartung besteht, schnell wieder in das Berufsleben zurückzukehren, fehlen oft die notwendigen Programme zur Wiedereingliederung. Auch die Anerkennung der wertvollen Arbeit, die in der Elternzeit geleistet wird, bleibt aus. Zudem kann die enge Bindung zum Kind den Übergang in die Fremdbetreuung emotional herausfordernd machen. Der Wunsch vieler Eltern nach einer sinnstiftenden und selbstwirksamen beruflichen Tätigkeit verstärkt sich oft in dieser Zeit.
Mental Load und Mom Guilt
Aus diesem Grund berichten viele erwerbstätige Frauen von einer extremen mentalen Belastung nach dem beruflichen Wiedereinstieg. Der Begriff „Mental Load“ bezeichnet die unsichtbare und oft unerkannte Arbeit, die mit der Gesamtorganisation des Familienlebens verbunden ist.
Erwerbstätige Mütter beschreiben die Zunahme von Mental Load vor allem nach dem beruflichen Wiedereinstieg. Viele Frauen tragen vor der Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit bereits die Hauptverantwortung für Kind und Haushalt. Die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt und der folgende Spagat führen bei vielen Müttern zu Überforderung.
Muttersein in Deutschland ist noch immer mit hohen gesellschaftlichen Erwartungen verbunden:
Frauen sollen arbeiten, als hätten sie keine Kinder, und Kinder erziehen, als würden sie nicht arbeiten.
Diese Diskrepanz führt häufig zu Schuldgefühlen, da viele Mütter das Gefühl haben, weder im Beruf noch als Mutter den Erwartungen gerecht zu werden. Um sich nicht in diesem Ideal zu verlieren, ist es sinnvoll, persönliche Standards und Werte für die Zukunft der Familie zu definieren.
Fragestellungen für eure Werte als Familie
❓ Was ist uns wirklich wichtig?
❓ Welche Werte und Botschaften wollen wir unserem Kind vorleben?
❓ Wen müssen wir enttäuschen, um unseren eigenen Lebensentwurf zu kreieren?
Elternzeit fair aufteilen
Du kannst als erwerbstätige Mutter nicht alles für jeden zu jeder Zeit sein. Wichtig ist, dass du die nötigen Abstriche gemäß deiner eigenen Werte machst.
Wenn eure Familie Gleichberechtigung als Wert hochhält, ist eine gleichmäßige Aufteilung der Elternzeit ein möglicher Weg.
Väterliche Elternzeit bietet viele Vorteile:
👍 Sie stärkt die Bindung zwischen Vater und Kind
👍 schafft Empathie zwischen den Partner*innen und
👍 ermöglicht der Mutter frühzeitig Freiräume.
Immer mehr Väter berichten von den positiven Auswirkungen, wenn sie allein Verantwortung für das Kind übernehmen – sei es, dass sie eigene Rituale mit ihrem Kind etablieren oder ihr Selbstbewusstsein in der neuen Rolle stärken. Sollten Unternehmen die väterliche Elternzeit nicht unterstützen, stellt sich die Frage, ob dies der richtige Arbeitgeber für eure Familie ist.
Neue Regelungen, alte Konversationen
Informiere dich über die neue Einkommensgrenze des Elterngeldes und ihre Auswirkungen auf eure Finanzen. Die 2024 angepasste Einkommensgrenze von 300.000 Euro brutto im Jahr bedeutet, dass Paare, die darüber liegen, kein Elterngeld mehr erhalten.
Zudem werden zwei gemeinsame Monate Elternzeit nicht mehr mit dem Basiselterngeld bezuschusst. Ein harter Schlag für die Familienautonomie in Deutschland, die viele Paare betrifft. Besprecht frühzeitig, wie ihr die Einkommensgrenze berücksichtigt und welche Auswirkungen sie auf eure Familienplanung hat.
Holt euch professionelle Beratung für die Berechnung und Aufteilung des Elterngeldes, um die bestmögliche Lösung für eure Familie zu finden. Oft stellt sich heraus, dass es sich finanziell gar nicht so stark unterscheidet, welche*r Partner*in in Elternzeit geht – vor allem, wenn sich die Gehälter nicht maßgeblich voneinander unterscheiden.
Fazit: Euer individueller Weg zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie ist kein unerreichbarer Traum. Mit frühzeitiger Planung, offenen Gesprächen und einer fairen Aufteilung der Elternzeit könnt ihr als Paar euren individuellen Weg finden. Nachhaltige und sozial engagierte Unternehmen bieten oft die besten Rahmenbedingungen, um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten. Akzeptiert, dass nicht alles wie geplant laufen wird, und setzt eure Prioritäten gemäß euren Werten. So könnt ihr eine erfüllte Elternschaft und eine erfolgreiche Karriere miteinander verbinden.
Checkliste: 5 Tipps für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
1️⃣ Frühzeitig planen: Besprecht, wie ihr die Elternzeit aufteilen und wer wie viel arbeiten möchte.
2️⃣ Unterstützung suchen: Schafft euch ein Netzwerk aus Familie, Freund*innen und eventuell professionellen Betreuungsangeboten.
3️⃣ Flexible Arbeitsmodelle nutzen: Informiert euch über Angebote wie Homeoffice, Teilzeitmodelle oder Job-Sharing.
4️⃣ Mentale Gesundheit priorisieren: Achtet auf Anzeichen von Überlastung und nehmt euch regelmäßig Zeit für euch selbst.
5️⃣ Nachhaltige Arbeitgeber*innen wählen: Sucht nach Unternehmen, die nicht nur familienfreundlich sind, sondern auch soziale und nachhaltige Werte vertreten, wie Vaude, innocent oder Alnatura.
Über Larissa Hofer
Larissa Hofer hat ein Jahrzehnt lang Unternehmen im Bereich Employer Branding und Talentakquise beraten, bevor sie durch ihre Elternzeit neue Perspektiven und Prioritäten entdeckte. Heute hilft sie Müttern mit Coachings, Online-Kursen und Social Media, erfolgreich und erfüllend in den Beruf zurückzukehren.
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