Nachhaltigkeit

Fair Fashion 1x1: Was wirklich hinter nachhaltiger Mode stecken muss

Junge Modelabels zeigen, dass Fair Fashion toll aussehen und die Welt verbessern kann. Gastautorin Lina Zuppke erklärt, wie und warum die Conscious Collection von H&M nicht genügt

Lina Zuppke

09.10.2019

Fair Fashion 1x1: Was wirklich hinter nachhaltiger Mode stecken muss

Nicht erst seit dem Einsturz des Rana Plaza Fabrikgebäudes 2015 in Bangladesch reden die Menschen über „faire“ Mode. Doch vor allem seitdem. Das ist gut so. Es muss viel mehr darüber gesprochen werden. Allerdings muss ehrlich und transparent darüber gesprochen werden. Es reicht nicht, Buzzwords wie „Conscious“, „Sustainable“ oder „Made in Europe“ auf Werbeplakaten zu benutzen. 
Wie sich das anfühlt, wenn man es wirklich anders macht mit der Mode, das merke ich täglich seit mittlerweile dreieinhalb Jahren. So lange arbeite ich jetzt bei LOVECO, einer Ladenkette in Berlin und Onlineshop für vegane und faire Mode.
LOVECO gibt es dieses Jahr bereits seit fünf Jahren, was zeigt: Wir meinen es ernst mit der fairen Mode und es steckt mehr dahinter als ein reiner Modetrend. Der wichtigste Antrieb bei der Arbeit: Es macht uns Spaß. Es gibt nämlich einen Haufen toller Marken, die großartige Kleidung herstellen – unter Bedingungen, die gut für Umwelt, Mensch und sogar Tier sind. 

Nachhaltige Kleidung: Ökologisch und fair

Die Herstellung von Kleidung ist sehr komplex. Es werden Rohstoffe  benötigt, die werden verarbeitet, gefärbt, dann wird Kleidung zusammengenäht, etc. Es sind sehr viele Menschen daran beteiligt, Kleidung herzustellen, oftmals an vielen unterschiedlichen Orten der Welt. 

Auch sind ökologische und soziale Faktoren häufig miteinander verbunden, wenn die verwendeten Substanzen bei der Baumwolle Auswirkungen auf die Umwelt, aber auch auf die Gesundheit der Textilarbeiter*innen haben zum Beispiel. 
Es gibt Materialien, die umweltfreundlich sind, toll aussehen und sich gut anfühlen, z.B. Biobaumwolle, Tencel oder Leinen. Außerdem gibt es Zertifizierungen und Siegel, die ökologische und soziale Richtlinien sicherstellen können. Wir vertrauen auf den GOTS, die Fair Wear Foundation und das Fairtrade Siegel für Biobaumwolle. 
Außerdem ist für uns Transparenz und der enge Kontakt mit den Marken sehr wichtig; häufig kennen wir die Gründer*innen, die ihre Produktionsstätten mehrmals im Jahr selbst besuchen. 

Achtung, Greenwashing gibt’s auch in der Mode!

Leider sieht das bei anderen Firmen anders aus: Hier werden eigene Siegel kreiert und Lieferketten verschleiert. Da kann noch so viel „nachhaltig“ oder „fair“ auf dem Etikett stehen: Das hat mir fairer Mode leider nichts zu tun. 

Diese Form von Greenwashing breitet sich mittlerweile in allen Branchen aus, auch in der Modewelt. Jedes konventionelle Label, jeder Shop hat inzwischen einen Nachhaltigkeitsreiter im Menü der Internetseite. Oftmals findet man darunter leider nicht sonderlich viel Konkretes. 

Wirklich nachhaltige Mode erkennst Du z.B. hieran:

•    Es werden unabhängige Siegel wie der GOTS, IVN oder Fairtrade für Biobaumwolle verwendet.
•    Die Namen der Stoffe für die Kleidung werden auch von anderen Labels verwendet und sind eingetragene Marken, die nicht vom Unternehmen selbst kreiert wurden.
•    Alle Infos, die auf der Seite gegeben werden, haben einen direkten Bezug zu bestimmten Produkten, Materialien und       Produktionsstätten. Sie sind konkret und verallgemeinern nicht.
•    Bei Fragen kann die Marke detaillierte Informationen und Auskünfte geben (z.B. zu Lohn der Textilarbeiter*innen).
•    Die Marke besucht die Produktionsstätten persönlich mehrmals im Jahr.

Tierschutz statt Pelz tragen: Kleidung zum Wohl der Tiere

Bei uns gibt es auch keine Mode, die tierische Bestandteile enthält. Das hat für uns etwas mit Ethik zu tun: Wir finden nicht, dass ein Tier dafür gequält oder getötet werden muss, damit wir etwas zum Anziehen haben. 
Bei einigen Materialien, wie z.B. Leder, ist der vegane Aspekt allerdings auch sehr eng mit sozialen und ökologischen Themen verbunden. So wird Leder nicht nur aus Tierhaut gewonnen, sondern auch mit vielen unterschiedlichen Chemikalien behandelt, die Einfluss auf Umwelt und die Gesundheit der Arbeiter*innen hat. 

Made in Europe vs. Made in China: So einfach ist es nicht

Die Textilbranche gibt es schon seit langer Zeit. Viel wird in Asien produziert. Dort wurde von westlichen Unternehmen seit Jahrzehnten eine Industrie aufgebaut. 
Mittlerweile gibt es viele Marken, die wieder in Europa produzieren und so auch kürzere Transportwege anbieten können. Doch eine Produktion in Europa bedeutet nicht automatisch, dass die Menschen unter fairen Arbeitsbedingungen nähen, vor allem in Osteuropa gibt es immer wieder erschreckende Reports über unmenschliche Produktionsbedingungen. Gleichzeitig gibt es mittlerweile auch sehr viele zertifizierte Betriebe in Asien. Bei uns im Sortiment findet man Kleidung, die in Asien sowie in Europa hergestellt wurde. 

Ein anderer Konsum fängt mit dem Bewusstsein an

Man kann nicht sofort alles richtig machen . Es geht nicht darum, von heute auf morgen seinen Kleiderschrank umzustellen. Es geht darum, Mode bewusster zu konsumieren. Wie viel Kleidung brauchen wir wirklich? Ist es nicht absurd, dass die Kollektionen der konventionellen Marken alle sechs Wochen wechseln? 

Wir sehen es als unsere Pflicht an, nachhaltige Mode nicht nur zu verkaufen, sondern mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen. Deshalb geben wir gern Waschtipps, Repair-Ideen oder Empfehlungen für Second Hand Läden oder Schneider*innen. 

Ganzheitlich nachhaltige Modeunternehmen können die Branche verändern

Nicht nur Mode an sich muss nachhaltiger werden, auch die Unternehmen, die sie herstellen, als Ganzes. Wir bei LOVECO schwören auf Ökostrom, klimaneutralen Versand, Second Hand Möbel in unseren Läden und Investoren unabhängige Finanzierung. Wir möchten zeigen, dass eine andere Modewelt nicht nur für den Konsument*in möglich ist, sondern auch für Unternehmen. 
So kann sich eine ganze Branche ändern. Schließlich liegt eine bessere Modewelt nicht nur in der Verantwortung des Konsument*in, sondern auch in der von Politik und Unternehmen. 

Wenn du einen Job im Bereich nachhaltige Mode suchst, warten auch bei uns auf GoodJobs spannende Stellenausschreibungen auf dich. 

Lina Zuppke arbeitet in der Kommunikation bei LOVECO. Sie interessiert sich für die Menschen hinter unserer Kleidung und für ökologische Materialien. LOVECO vertreibt als nachhaltiges Unternehmen ökologische, faire und vegane Mode sowie Accessoires für Frauen und Männer in mittlerweile drei stationären Läden in Berlin und einem Onlineshop. Das Team besteht inzwischen aus 15 Mitarbeiter*innen.