New Work

Co-Creation als neues Mindset für Unternehmen

Mit diesem Artikel erklärt unsere Gastautorin, was Co-Creation bedeutet und wie sich Menschen gegenseitig in ihrer eigenen Arbeit beflügeln können.

Rike Bucher

19.01.2022

Zoom Call mit verschwommenen Gesichtern, Pflanze

Sigmund via Unsplash

In Teil 1 ging es um ‚Kreativität‘ als Eigenschaft eines Menschen, schöpferisch oder gestalterisch tätig zu sein. Dort habe ich meine Sichtweise auf die Zukunftsfähigkeiten der nächsten Jahre geschildert, indem ich der außergewöhnlichen und genialen Kreativität die alltägliche und ganzheitliche Kreativität gegenüber gestellt habe. Diese Bewusste Kreativität, conscious creativity wie ich sie nenne,  als innere Flexibilität und Erneuerungskraft kann erweitert werden, wenn sie in einen Co-Prozess mit Anderen einfließt. 

Um was es heute geht 

Im Joballtag geht es nicht mehr so sehr um das, was wir an Universitäten und Berufsschulen etc. gelernt haben, sondern wie wir mit dem Erlernten umgehen. Welche Eigenschaften wollen wir für uns, in unserer Gesellschaft und den Unternehmen kultivieren?

Um diese Frage offen zu reflektieren, können wir Denk-Modelle heranziehen oder unsere eigene Kreativität und Gestaltungskraft aktivieren. In der Dezemberausgabe der 3sat-Sendung ‘scobel’ erforscht Gert Scobel, Philosoph und Moderator, ob gerade ein neues Bewusstsein für Transformation in der Gesellschaft entsteht. 

Er bringt es für mich auf den Punkt: Modelle vereinfachen Geschehnisse, sie integrieren aber keine Abweichungen. Modelle bieten auch keine adäquate Integration von dem, was wir noch nicht wissen. Der Mensch habe einen grundsätzlichen Vorteil vor Modellen: er denkt, fühlt und handelt und gleichzeitig deutet und reflektiert er, was er tut. 

Motive, Interessen und Gefühle entziehen sich weitestgehend auch der Künstliche Intelligenz. So ist die Selbsterkenntnis das verlässlichste Steuerinstrument von uns Menschen, durch sie orientieren wir uns und richten uns neu aus. Und sie hilft uns zu antizipieren, das heisst Schaden abzuwenden und verbessernde Schritte einzuleiten. Breit angelegte Organisationsentwicklungsmaßnahmen können oft nicht leisten, dass Einzelne sich gesehen und eingebunden fühlen.

Veränderung über Verbindung 

Mein Konzept sieht den Schlüssel zur grundlegenden Veränderung in der Arbeitswelt im Beziehungsraum zwischen zwei Menschen: 

Im Co-Creation-Prozess verbinden sich zwei Kreative und beflügeln sich gegenseitig – in der positiven Absicht eine Antwort auf ein ungelöstes Problem oder eine Herausforderung zu finden. Sie entfachen auf verschiedenen Ebenen einen kraftvollen Prozess, der zu einer Lösung, womöglich zu einer zukunftsweisenden Vision führt.

Co-Creation ist daher nicht einfach Kollaboration oder schnöde Zusammenarbeit, sondern nutzt das intensive 2er-Setting als konstruktiven Raum, um Neues zu entfachen: neue Ideen, neue Muster, neue Vorgehensweisen, neue Zusammenhänge herzustellen.

Der Co-Creation-Prozess

Der Co-Creation-Prozess dient als Keimzelle der Entwicklung, für Selbstständige, Organisationen und Unternehmen, Teams und Start-ups. 

Drei kreative Schritte kennzeichnen den Co-Creation-Prozess

  1. die Auswahl der Fragestellung - das geschieht intuitiv

  2. der Verbindungsprozess - konstruktiv und sich gegenseitig unterstützend 

  3. die Visionsfindung - entsteht co-kreativ

Diese ersten Peers bilden dann durch Teilung neue Peers. Eine ganze Welle an kreativer Transformation kann so in Gang gesetzt werden, wobei immer wieder die drei Phasen durchlaufen werden und so der Nährboden für Neues organisch wächst. Der hohe Vertrauensvorschuss schafft Nähe und Neugier, die Settings sind überschaubar und ziehen nicht zu viele Mitarbeiter aus ihren Tätigkeiten heraus, sondern beschleunigen die übergeordneten und die täglichen Aufgaben. Das Bewusstsein für Lösungen insgesamt hebt deutlich an.

Co-Creation findet in einem überschaubaren und geschützten Rahmen statt und setzt auf gleich starke Partner*innen und Co-Creatoren. Wenn die Peers gut zusammengestellt sind, dann trifft Power auf Power. Nicht über Qualifikation und Position (eben nicht), stattdessen über Charakterstärken. Diese Stärken und Persönlichkeitsmerkmale können in einem vorhergehenden Schritt über den  ‘Clifton StrengthsFinder’ oder spielerischer durch ‘Your true self revealed’ ermittelt werden. 

Wie Business as usual zum Human Business

Wie kam ich darauf? Im Zeitalter von human business ist neben Quellen und Fakten das kollektive Bewusstsein ein elementarer Baustein. Allerdings ist dieses Kollektive oft nur verschwommen und nicht richtig wahrnehmbar. Es braucht Zeit, bis sich neue Sichtweisen und Erkenntnisse durchgesetzt haben. In den Transformationen, die ich in den letzten Jahren als Conscious Coach begleitet habe, haben Einzelne sehr schnell Veränderungen gespürt. Bis sich diese dann für alle Mitarbeiter durchsetzen ließen, waren die Pioniere und first mover oft schon (frustriert) in einem anderen Unternehmen gelandet. 

Unsere Zeit verlangt nach schlanken, wenig aufwendigen Prozessen. Agil ist da schon ein Schritt in diese Richtung. Für tiefere Selbsterkenntnis sind frei wählbare Coachings oft der Ort einer weiter reichenden Reflektion. ‘Wenn ich für mich erkannt habe, dass …, wie kann ich das dann in meinen Unternehmensalltag integrieren? Und wenn ich es integrieren kann, wie kann ich andere für die neue Sichtweise gewinnen und begeistern?’ Das sind Fragestellungen, die mich haben hellhörig werden lassen. Nicht jede*r Verantwortungsträger*in möchte nur die eigene Arbeit und das eigene Leben beflügeln, viele träumen davon, auch andere ‘ins Boot zu holen’  und für eine bewusste Gesellschaft, für ganzheitliches Wachstum, eine nachhaltige Strategie, eine neue Produktidee zu begeistern.

Warum ist der Co-Creation-Prozess anders als andere Transformations-Tools, könntest du jetzt fragen? Die Impulse und Anleitungen während der drei Phasen im Co-Creation-Prozess beziehen verriegelte Tore und  Missverständnisse ein, mehr noch, an ihnen wachsen die peers. Explizites Wissen (benennen),  implizites (ahnen) und bildliches Wissen(erkennen) werden aktiviert, der Austausch über das eigene innere Erleben der peers bringt Intensität und Nähe, macht eine einzigartige Vision sogar erst möglich. Diese Integration des Beziehungsraums ist das Alleinstellungsmerkmal des von mir konzipierten Co-Creation-Prozesses. Der geschützte Raum bietet körperliche, emotionale und mentale Erkenntnisse, die in die Vision einfließen. Und das erleichtert die anschließende Umsetzung. 

Manche Veränderungswünsche scheitern, da ein Faktor zu sehr ausgeblendet wurde: die Angst. Nicht jede Veränderungen bringt uns gleich zum Abheben. Freude, vielleicht Liebe zum eigenen Schaffen sind oft gepaart mit Zweifeln, Trauer über Nicht-Gelungenes und Wut über verpasste Chancen. All dies hat seine Berechtigung. Auch die Angst einzubeziehen. Aber: sie nicht entscheiden zu lassen, das ist wohl das Geheimnis. Angst gehört zum Mut dazu, siehe auch mein Kartenset ‘Zukunftsmut’ aus dem Beltz-Verlag. 

Wenn zwei Menschen das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen wollen, dann ist das ein bewusster Prozess. ‘Ich will, das Du gut bist. Und ich will, dass Du auch mein Potenzial siehst. Weil wir gemeinsam das Neue schaffen wollen.’ Obwohl in diesen Sätzen so viel ‘wollen’ steckt, steckt das wesentliche learning noch dahinter: 

Ich lasse mich ein, ich möchte konstruktiv und positiv mit Dir umgehen. Ich möchte etwas Neues als unseren Beitrag für die Welt erschaffen.

In diesem Stil lässt sich in der Tat eine bewusste Gesellschaft - conscious society - kreieren. Und das ist es, für das ich jeden Tag antrete und für das ich Euch gewinnen möchte.

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Rike Bucher ist die Gründerin von Coachissima. Mit Ihrem neuen Programm YourWildNature entdeckst du deine natürliche Kreativität und deine Zaubersprache. Rike hat den Co-Creation-Code© erfunden und sieht in der feinfühligen Verbindung von Menschen die echte Transformations-Power.