Was achtsame (Selbst-) Führung mit einem zufriedenen Team zu tun hat
Führungsansätze werden oft als Tool für zwischenmenschliche Kommunikation, Management und Organisation vom Team verstanden. Gute Führung bedeutet vor allem Selbstführung.
Jehyun Sung via unsplash
Führungsansätze werden oft als Instrument für die zwischenmenschliche Kommunikation, Management und Organisation von Mitarbeiter*innen verstanden. Gute Führung bedeutet jedoch vor allem Selbstführung. Was ist Selbstführung und wie wirkt sich diese auf die Stimmung im Team aus?
Arbeitsanforderungen an die Führungskraft
Selbstführung und persönliches Wohlbefinden sind eng mit dem Wohlergehen der Organisation verbunden.
Unsere digitale Geschäftswelt ist gekennzeichnet von den sogenannten „VUCA“ Faktoren – volatile, uncertain, complex und ambiguous. Unsere Arbeit ist also geprägt von Unbeständigkeit, Unbestimmtheit, Komplexität und Ambivalenz.
Aus diesen Faktoren ergeben sich bestimme Arbeitsanforderungen.
Mentale und emotionale Anforderungen korrelieren mit der Arbeitsbelastung der Führungskraft. Zusammen mit den zwischenmenschlichen und Rollenkonflikten sind diese die einflussreichsten Arbeitsanforderungen. Die Stimmung im Team ist dabei eine der wichtigsten Ressourcen.
Der Führungsstil bestimmt die Teamdynamik
Jeder 6. Mitarbeiter in Deutschland zeigt innere Resignation aufgrund von fehlendem Interesse der Führungskraft, aufgrund wenig individueller Betreuung, fehlendem und wenig konstruktivem Feedback.
Die Qualität und „Gesundheit“ der Führung kann nur vollkommen beurteilt werden, wenn auch das Team und die Leistung der Organisation berücksichtigt werden.
Um Jobzufriedenheit, Erfüllung, Wohlbefinden und bewusste Entscheidungsprozesse zu fördern, muss die Verringerung der Anzeichen von Burnout bei Führungskräften priorisiert werden. Das bedeutet, dass zuerst die Arbeitsanforderungen reduziert werden müssen.
Wenn die Führungsperson sich nicht selbst kennt, kann sich Energie in Erschöpfung, Eingebundenheit in Zynismus und Effizienz in Ineffektivität umwandeln. Solch eine missbräuchliche Supervision der Führungskraft hat einen direkten Einfluss und verursacht größeren Stress bei Teammitgliedern.
Das Etablissement einer gesunden Arbeitnehmerschaft bedeutet, die Stressfaktoren der Mitarbeiter*innen zu reduzieren, und damit größere Produktivität zu ermöglichen. Hohe Stresslevel bei der Arbeit, in extremen Fällen das Aufkommen von Burnout und anderen mentalen und körperlichen Krankheiten, haben negative Auswirkungen auf die Leistung der Individuen und der Organisation sowie auf die Mitarbeiterbindung.
Authentische Führung durch Achtsamkeit
Effektive Führung bedeutet also vor allem effektive Selbstführung, indem auf die eigenen Bedürfnisse und Emotionen geachtet wird. Wenn die Führungsperson fähig ist zur Selbstwahrnehmung und Selbstmitgefühl, ist diese auch fähig, dies mit dem Team zu tun. Die Führungskraft hat dann ein besseres Gespür für Konflikte und ist fähig, bessere professionelle und persönliche Unterstützung zu bieten. Wenn Führungskräfte von ihren Mitarbeiter*innen als transformationaler wahrgenommen werden, dann führt dies zu einer besseren Gesundheit und mehr Wohlbefinden im Team.
Achtsamkeit fängt Zuhause an und geht über in die DNA des Unternehmens
Achtsamkeitspraxis kann dazu beitragen, durch Reflexion zu mehr Selbstkenntnis zu gelangen. Dies wiederum fördert die Authentizität. Authentizität bedeutet, dass die Kommunikation, Beziehungen mit Offenheit und Ehrlichkeit gestaltet werden und Entscheidungen mit Integrität getroffen werden. Die Frage ist, ob der Arbeitsplatz der geeignete Ort dafür ist. Einzelworkshops können zwar Inspiration geben, haben jedoch keinen nachhaltigen Effekt auf das Stressmanagement der Führungskräfte. Die Achtsamkeitspraxis fängt zu Hause an und muss in die DNA der Unternehmenskultur integriert werden.
Authentische Führung ermöglicht den Mitarbeiter*innen, sich mehr mit der Führungskraft zu identifizieren und stärkt das Vertrauen. Das Wohlergehen der Mitarbeiter*innen und damit der Organisation wird auch durch die Fähigkeit der Führungsperson beeinflusst, eine kollektive Identität zu kreieren.
Stressmanagement als individuelles Problem?
Wir sollten jedoch darauf schauen, warum Stress so vorherrschend in der modernen Unternehmenswelt ist. Konzerne haben die Verantwortung, den Stress aufzulösen. Dies wird auf die einzelnen Mitarbeiter*innen übertragen, indem Stressmanagement oft als persönliches Problem dargestellt wird. Doch, was ist, wenn die Umgebung schädlich ist? Es muss darauf geachtet werden, dass Achtsamkeit nicht nur als Instrument vom Management benutzt wird, um von den schädlichen Strukturen des Unternehmens abzulenken. Vielmehr sollte erforscht werden, was die Gründe für den kollektiven und organisatorischen Notstand sind.
Erfolgreiche Führungskräfte- und Organisationsentwicklung priorisiert die Beziehung zwischen dem Stresslevel und -management der Führungskraft und dem organisatorischen Wohlergehen. Führungsforschung sollte zudem immer den Fokus auf das gesamte Team miteinbeziehen, beziehungsweise die zunehmende Aufweichung der Grenzen zwischen Führung und Mitarbeiter*innen im Team. Besonders sollte die Beziehung zwischen Burnout der Führungskraft, ihrem individuellen Engagement und ihrer Mitarbeiter*innen und sowie die Fluktuationsrate im Unternehmen berücksichtigt werden.
Luises Mission ist es, eine achtsame, umweltbewusste Bewegung zu kreieren. Als Design Thinking Coach mit Ausbildungen in achtsamkeitsbasierter Stressreduktion (MBSR) und Mindful Leadership stärkt Luise Menschen auf ihrem Weg ins soziale Unternehmertum. Sie hat ihr Masterstudium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin absolviert. Mit ihrem Medien- und Coachingprojekt The Mindful Movement möchte Luise eine Gemeinschaft für mehr Achtsamkeit und Social Entrepreneurship schaffen, in der Menschen im Wandel ihr Potential entfalten können.