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Wo die grünsten Unternehmen sitzen

Wer hat die nachhaltigsten Unternehmen im ganzen Land – beziehungsweise in der ganzen Welt?

Vincent Halang

26.01.2018

Wo die grünsten Unternehmen sitzen

© Foto: Christine Roy via Unsplash.com

Wer hat die nachhaltigsten Unternehmen im ganzen Land – beziehungsweise in der ganzen Welt? Dieser Frage ist das Analysehaus Morningstar nachgegangen. Der Gewinner kommt wie im letzten Jahr auch schon aus Europa.

Ein Trend ist spätestens dann vorbei, wenn er massiv kapitalisiert wird, wenn sich Heerscharen von Investoren über ihn hermachen. Eine Ausnahme von dieser Regel machen wir einmal für Nachhaltigkeit – zumal das kein Trend ist, viel mehr eine Notwendigkeit um unser Überleben auf diesem Planeten zu sichern.

Trotzdem hat inzwischen auch der Finanzmarkt alles für sich entdeckt, was grün, fair und sozial ist. Da es an den Börsen aber zu oft nur um schnelles Geld geht, ist nicht alles Gold, was glänzt. Besonders bei großen Unternehmen und Konzernen hat sich dafür der Begriff „Greenwashing“ etabliert, wenn Firmen sich einen grünen Anstrich nur um den Anstrichs wegen verpassen – ohne hinter der Idee einer nachhaltigeren Welt zu stehen.

Da wir aber nicht erst seit ein paar Jahren über bewussteres Wirtschaft reden, haben inzwischen auch Analysten wie Morningstar das Gebiet für sich entdeckt. Das Unternehmen für Finanzinformationen hat im August seinen inzwischen schon zweiten Nachhaltigkeitsatlas herausgebracht, der zeigt, wo auf der Welt die nachhaltigsten (Börsen-)Unternehmen sitzen.

Sieger ist in der Länderliste wie auch im letzten Jahr: Portugal. Etwas allgemeiner betrachtet ist Europa der unumstrittene Hort grüner Firmen. Auch Südafrika, Australien oder Kolumbien gehören zur besseren Hälfte, ganz unten sind arabische Länder, Russland und China versammelt, aber auch die USA, Mexiko, Peru oder Japan.

Nachhaltigkeitsatlas vergleicht Länderindizes

Die Basis für dieses „Sustainability Rating“ von Morningstar sind Daten des Analysehauses Sustainalytics, konkret ein „ESG-Score“ und ein „Controversy-Faktor“. Mit Ersterem wird das Engagement eines Unternehmens in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance quantifiziert, davon wird dann der „Controversy-Faktor“ abgezogen, mit dem relevante Kontroversen gemessen werden. Stichwort Dieselskandal. 

Morningstar geht es aber weniger um einzelne Unternehmen als viel mehr um Fonds, in denen mehrere Aktien zusammengefasst sind. Und da fangen die kleinen Probleme des Nachhaltigkeitsatlas an.

Denn um die grüne Performance der Nationen zu vergleichen, greifen die Analysten sinnvollerweise auf etablierte Länderindizes wie den Dax zurück. Das bedeutet aber auch: Wenn – wie im Fall vom erstplatzierten Portugal – nur zwei, drei sehr nachhaltige Unternehmen den Index dominieren, profitiert davon das Rating natürlich besonders.

Nachhaltiger Ölkonzern?

Zum anderen horcht man auf, wenn in der Analyse beispielsweise steht: „Von allen Länderindizes zeigt das französische Morningstar-Marktbarometer die besten Umweltwerte, Dank der Bestnoten für Total, Sanofi, BNP Paribas und AX.“ Richtig, Total ist ein Mineralölkonzern, die man in der Regel weniger bei „grün“ oder „nachhaltig“ einsortiert.

Der Grund für die positive Bilanz: Morningstars Sustainablilty-Rating setzt für verschiedene Branchen verschiedene Messlatten an und vergleicht stets nur die einzelnen Unternehmen miteinander. Also man schaut, was Erdölkonzerne so im Rahmen ihrer Möglichkeiten für eine grünere Zukunft tun können, außer sich aufzulösen, und bestimmt dann, wer diesen Job am besten macht. Das ist dann in dem Fall eben Total. Das bedeutet außerdem nicht, dass Firmen in China oder Russland nicht nachhaltig agieren – sie tun dies nur im Vergleich mit anderen Ländern weniger gut.

Das Team von Morningstar selbst gab auch schon beim ersten Nachhaltigkeitsatlas 2016 zu, dass die Untersuchung natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Sie stellt aber einen Anfang dar, dem weiten Feld der Nachhaltigkeit auch im Alltag der Finanzmärkte eine Art von Vergleichbarkeit zu geben – damit es nicht beim reinen Greenwashing bleibt.

Dieser Artikel erschien zuerst im enorm Magazin.