Wie viele unserer Jobs vernichten die Roboter?
Roboter, Algorithmen und Computer werden Arbeitsplätze kosten. Die Frage ist nur: Wie viele? Und muss das schlecht sein? Teil 1 unserer Serie zur Automatisierung
© Oliver Shou via unsplash.com
Uns bei GoodJobs geht es nicht nur darum, wie schon jetzt möglichst viele Menschen Erfüllung in ihrer Arbeit finden und damit die Welt verbessern. Wir machen uns genauso Gedanken zur Zukunft der Arbeit – und dazu gehört unserer Meinung auch das Thema Automatisierung. Das hier ist Teil eins einer Serie zu den Ausprägungen und Auswirkungen von Automatisierung.
Die Industrie kennt die Rufe schon seit Jahrzehnten: Roboter werden unzählige Jobs ersetzen. In modernen Autofabriken beispielsweise muss man menschliche Arbeiter schon aktiv suchen, um sie zwischen all den Maschinen und digitalen Abläufen zu finden. Und das nicht erst seit ein paar Jahren.
Warum müssen wir also trotzdem noch über Automatisierung reden? Waren es bisher vor allem sehr einfach gestrickte Roboter, die ein paar Handgriffe ausführen können, können Maschinen heute viel komplexere Aufgaben übernehmen. Das geht wiederum bei Robotern los, die immer ausgefeilter werden.
Künstliche Intelligenz treibt Automatisierung
Hinzu kommt vor allem aber künstliche Intelligenz. Selbstlernende Programme ersetzen schon heute – mal besser, mal schlechter – Menschen in so ziemlich jeder Branche. Die Technik steckt zwar größtenteils noch in den Kinderschuhen, die Potenziale kennen aber kaum Grenzen.
Künstliche Intelligenzen erkennen schon heute Krankheiten wie Krebs ungleich schneller als Ärzte – und können sogar bessere Therapiemöglichkeiten liefern. Viele Anwälte könnten in Zukunft von Software ersetzt werden, vor allem wo es schon viele Fälle, Erfahrungswerte und klare Prozederes gibt, wie im Scheidungsrecht. Nicht einmal kreative Berufe sind sicher: Eine japanische Werbeagentur hat schon vor Jahren einen Roboter als Creative Director angestellt. Auch wenn wirklich intelligente, menschenähnliche Roboter noch weit in der Zukunft liegen: Langfristig wird es kaum Jobs geben, die sich nicht automatisieren lassen.
Doch auch kurz- und mittelfristig sind schon einige Jobs betroffen. So zumindest die verbreitete Meinung. Das Problem dabei ist natürlich: Niemand kann in die Zukunft sehen. Und so schwanken die Prognosen gewaltig. Am deutlichsten macht das eine Aufstellung der MIT Technology Review.
Studien kommen zu völlig unterschiedlichen Zahlen
Das Magazin der US-Eliteuni hat einmal alle Studien zusammengetragen, die sich mit Jobverlusten und -gewinnen durch Automatisierung beschäftigen und in einer Tabelle zusammengefasst. Dabei geht es auch um Automatisierung durch Software und künstliche Intelligenz.
Der Zeithorizont der einzelnen Untersuchungen reicht dabei von 2016 bis 2035, mal geht es nur um Jobs in den USA, mal weltweit, mal in ausgewählten Ländern. Und jetzt zu den konkreten Zahlen: Der Automatisierung fallen mal nur 1,8 Millionen Stellen weltweit zum Opfer, mal sind es zwei Milliarden, also gut tausendmal so viele. Hinzu kommen seltsam konkrete Zahlen wie punktgenau 24.186.240 Stellen, die bis 2025 in den USA automatisiert werden.
Zudem merkt die MIT Technology Review an, dass es handwerkliche Unterschiede zwischen den Studien gibt. Hinzu kommt, dass sich einige nur auf ausgewählte Kernbereiche wie autonomes Fahren oder eine einzige Industrie fokussieren. Dazu zählen beispielsweise Logistik oder der Einzelhandel: selbstfahrende LKW, Paketdrohnen oder Supermärkte ohne Kassen werden heute schon zuhauf getestet – und können in wenigen Jahren Normalität sein.
Aber es lohnt auch ein Blick auf die andere Seite. Denn obwohl sich die meisten Experten und Forscher darauf konzentrieren, wie viele Arbeitsplätze letztlich wegfallen, gibt es auch Überlegungen dazu, wie viele Jobs durch die Digitalisierung geschaffen werden. Immerhin müssen auch künstliche Intelligenzen trainiert, Roboter gewartet und konstruiert werden. Und noch sind wir nicht an der ominösen „Singularität“ angelangt, an der sich Maschinen ohne menschlichen Einfluss stetig selbst verbessern können.
Mehr Jobs durch mehr Maschinen?
Auch bei den geschaffenen Jobs sind die Abstände groß: Von weltweit 900.000 neuen Stellen bis 890 Millionen ist alles dabei. Eine vielbeachtete Studie von McKinsey – eine der wenigen, die geschaffene und abgeschaffte Jobs gegenüberstellt – glaubt sogar, dass durch die Automatisierung und Digitalisierung letztlich mehr Menschen einen Job haben werden.
So unterschiedlich all die Zahlen auch sind, zeigen sie eines ganz deutlich: Unsere Arbeitswelt steht vor großen Veränderungen, die wahrscheinlich vor keiner Branche Halt machen. Darauf muss man sich einstellen, als Unternehmen, aber auch als Gesellschaft. Diesen Prozess gilt es zu gestalten, damit die Automatisierung nicht nur Jobs kostet, Menschen ersetzt und zu einer größeren Wirtschaftsleistung führt – sondern damit letztlich vor allem die Menschen davon profitieren.
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