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Wie Bilder Motivation freisetzen: Das Zürcher Ressourcen Modell ZRM®

Am Ende gewinnen diejenigen, die nach innen schauen. Um innere Ressourcen zu entdecken, nutzt das Zürcher Ressourcen Modell ZRM® die Kraft von Bildern

Katharina Schuler

28.05.2020

Wie Bilder Motivation freisetzen: Das Zürcher Ressourcen Modell ZRM®

© Debashis Biswas via Unsplash

Wenn uns die Puste ausgeht, richten wir unsere Aufmerksamkeit häufig nach außen. Weite Reisen, teure Workshops oder spirituelle Rituale - doch am Ende gewinnen diejenigen, die nach innen schauen. Um unbewusste Bedürfnisse und innere Ressourcen zu entdecken, nutzt das Zürcher Ressourcen Modell ZRM® die Kraft von Bildern und die Weisheit des Körpers.

Wissenschaftliches Fundament

Durch die Verknüpfung von Erkenntnissen aus der Neurobiologie und Theorien aus der Motivationspsychologie entwickelten Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause an der Universität Zürich das Zürcher Ressourcen Modell ZRM®. Bei dem Modell handelt es sich um eine wirkungsvolle Selbstmanagementmethode, die Hilfe zur Selbsthilfe verspricht. Indem Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen in ihrer Gesamtheit genutzt werden, bahnen sich neuronale Strukturen ihren Weg und entfesseln ungeahnte Kräfte. Dabei kommt dem „Bauchgefühl“ – wissenschaftlich begründet – die Rolle zu, die es verdient.

Was uns antreibt

Grundlage des ZRM® ist das bewährte Rubikon-Modell der Handlungsphasen nach Heckhausen und Gollwitzer, das um eine Phase erweitert wurde. Storch und Krause schalten dem Rubikon-Prozess eine erste Phase voraus: Unsere unbewussten Bedürfnisse. Genau die sind es nämlich, die uns bei einem Vorhaben Flügel verleihen. Wenn wir wissen, was uns antreibt, dann gelingt das Erreichen von Zielen (fast) von alleine. Daraus lässt sich Folgendes ableiten: Wenn es einfach nicht gelingen will, ein Ziel zu erreichen, stehen Ziel und Bedürfnis womöglich nicht miteinander in Einklang. Um mit einem Auto zum Urlaubsziel zu gelangen, müssen wir tanken. Wenn wir nun Benzin statt Diesel in den Tank füllen, kommen wir aber nicht vom Fleck, ärgern uns wahrscheinlich, dass wir umsonst investiert haben. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich dem inneren Motor zu widmen und auf die Suche nach dem richtigen Treibstoff zu machen – den Bedürfnissen und Sehnsüchten. So können im ressourcenorientierten Coaching Türen geöffnet werden, um Handlungspotenziale auszuschöpfen und Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen.

Wünsche und ihre Umsetzung

Aber bei welchen Themen kommt das ZRM® zur Anwendung? Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Selbsterfahrung und Ressourcenexploration, über die Regulation von Stress, weiter über das Ausschöpfen von Veränderungspotenzialen und das Implementieren von Verhaltensänderung, bis hin zur motivierten Zielerreichung. Mit dem Modell kann ich also aufdecken, was ich wirklich will, wie ich es umsetze und wie ich dranbleibe. Und ich kann herausfinden, warum ich etwas, das ich doch eigentlich will, doch nicht umsetze. Aufgrund dieser vielfältigen Themen wird das ZRM® längst in vielen Bereichen, wie Wirtschaft, Gesundheit, Soziales und im Sport eingesetzt.

Fünf Schritte zum Ziel

Das ZRM® gliedert sich in fünf Prozessschritte – Bedürfnis, Motiv, Intention, präaktionale Vorbereitung und Handlung – die jeweils mit unterschiedlichen Techniken exploriert und erarbeitet werden. An erster Stelle steht die Auseinandersetzung mit unbewussten Bedürfnissen, denn ein Bewusstwerden ermöglicht, sie selbstbestimmt zu verfolgen. Nutzen wir dazu Bilder, wirken sie wie Tore zur Innenwelt. Daran anschließend wird das sogenannte Haltungs- oder Mottoziel, ein Ressourcensatz, erarbeitet. In diesem Schritt wird die Selbstwahrnehmung in Form der Affektbilanz genutzt. Einfacher gesagt, wird hier das „Bauchgefühl“ befragt und geprüft welche Gefühle und Körperreaktionen an bestimmte Worte gekoppelt sind. So wird ein Ziel formuliert, das positive somatische Marker, also positiv besetzte Körperreaktionen, auslöst und damit eine anziehende Wirkung ausübt. Mottoziele fokussieren die Haltung und dienen damit als innere Kraft zur Aktivierung des ganzen Organismus‘. Das erarbeitete Mottoziel soll nun durch vielfältige Anker auf sinnlicher, kognitiver und emotionaler Ebene spürbar werden. So kann auf dem Weg zum Ziel aus dem Ressourcenpool der unterschiedlichen Anker geschöpft werden. Hier kommt unter anderem das Embodiment zum Einsatz, damit das Ziel auch auf Körperebene erfahrbar wird. Dabei wird  die Verbindung von Körper und psychischen Prozessen genutzt und der entwickelte Satz durch eine bestimmte Körperhaltung im wahrsten Sinne des Wortes verkörpert. Durch diese Formen der Verankerung gelingt die spätere Reaktivierung des Kraftsatzes auch in herausfordernden Situationen. Um schließlich die Umsetzung des Ziels vorzubereiten, ist es notwendig das Handeln auf die enthüllten Wünsche hin auszurichten. Es gilt daher konkrete Ergebnis- und Verhaltensziele zu formulieren, Ressourcen zu aktivieren und eingeschliffene Automatismen zu stoppen. Zuletzt geht es um die Umsetzung geplanter Verhaltensweisen und damit die Realisierung unserer Ziele.

Die Löwin in dir

Wir wollen uns die Abfolge an einem Beispiel anschauen: Hannah, 32 Jahre drückt sich seit Wochen vor einem Gespräch mit ihrer Chefin. Sie ist nun schon über zwei Jahre in ihrer Position tätig und hält eine Gehaltserhöhung für angemessen, denn sie hängt sich ziemlich rein und kriegt von Kolleg*innen und Führungskräften immer wieder positives Feedback zu ihrer Arbeit. Weil sie es endlich wagen will, aber immer etwas dazwischen kommt, sucht sie Unterstützung bei einem Coach. Im Ressourcencoaching wird klar, dass mehr Gehalt für Hannah Wertschätzung und Anerkennung ihres Engagements bedeutet. Sie wählt das Bild einer Löwin und entwickelt dazu das Mottoziel „Ich zeige die Löwin in mir!“. Das Wort Löwin löst bei ihr viele positiv besetzte Assoziationen wie Stärke, Mut und Standfestigkeit aus. Ihre erste Idee „Ich kämpfe wie eine Löwin!“ hat sie schnell verworfen, weil das Wort „kämpfen“ ihr Magengrummeln macht. Bei einem Spaziergang hebt Hannah einen schönen Stein auf und schreibt dick LÖWENKRAFT darauf und legt ihn sichtbar auf ihren Schreibtisch, um sich immer wieder an ihre innere Stärke zu erinnern. Außerdem hat sie das Foto einer Löwin als Desktophintergrund eingerichtet. In weiteren Sitzungen erarbeitet Hannah neben einer kraftvollen Körperhaltung konkrete Ideen für die Umsetzung ihres Vorhabens. Nach vier Wochen geht sie mutig wie die Löwin auf dem Bild in ein erfolgsversprechendes Gespräch.

Innerlich gestärkt, zufrieden und frei

Durch die geregelten Prozessschritte gelingt es beruflich wie privat mit Bestimmtheit die eigene Haltung und konkrete Verhaltensweisen zu ändern. So technisch die Abfolge klingen mag, so hilfreich ist sie für die motivierte Zielerreichung. Und in der personenzentrierten Beratung verläuft der Prozess bedarfsorientiert und damit organisch. Nach der begleiteten Erarbeitung eines individuellen Kraftsatzes kann ein*e Coachee jederzeit darauf zurückgreifen. Durch das Nutzen der Verankerungen des Satzes ist der nachhaltige Transfer in den Alltag gesichert. So fördert das Zürcher Ressourcen Modell ZRM® die Selbststeuerungskompetenz, das Selbstwirksamkeitserleben und damit die Resilienz. Maja Storch verspricht mit dem ZRM® nichts weniger als den Weg zu Zufriedenheit und Freiheit. Wer sucht den nicht?

Zum Weiterlesen

Die offizielle Website zum Zürcher Ressourcen Modell ZRM®.
Storch, M., Cantieni, B., Hüther, G. & Tschacher, W. (2017). Embodiment. Die Wechselwirkung von Psyche und Körper nutzen. Hogrefe.
Storch, M. & Tschacher, W. (2016). Embodied Communication. Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf. Hogrefe.

 

Katharina Schuler arbeitet als Psychologin und Beraterin mit Klient*innen zu Themen der beruflichen Orientierung und persönlichen Entwicklung. Ihre Mission: Menschen auf dem Weg zu mehr Selbstkenntnis, mehr Wachstum und mehr Sinn zu begleiten. Sie liebt den Zauber von Veränderungen und Neuanfängen!