Karriere

Mit Authentizität zum Erfolg – So baust du dir deine eigene Marke auf

Tijen Onaran weiß, wie man sich im Arbeitsleben eine eigene Marke aufbaut. Denn “Nur wer sichtbar ist, findet auch statt!” – so der Titel ihres neuen Buches.

Lina Kruse

27.08.2020

Mit Authentizität zum Erfolg – So baust du dir deine eigene Marke auf

© Urban Zintel

Tijen Onaran weiß, wie man sich im Arbeitsleben eine eigene Marke aufbaut. Denn “Nur wer sichtbar ist, findet auch statt!” – so der Titel ihres neuen Buches. Das hat sie mit ihrem erfolgreichen Karriereweg als Autorin, Podcasterin, Speakerin und Unternehmerin bewiesen. Sie engagiert sich mit ihrem Unternehmen “Global Digital Women” für die Vernetzung von Frauen in der Digitalbranche und berät Unternehmen im Bereich Diversität. Das Manager Magazin wählte sie zu den 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft. In ihrem neuen Buch teilt sie ihre Erfahrungen und Tipps zum Thema Selbstmarketing. Warum sich jede*r mit dem Thema beschäftigen sollte, um beruflich und privat erfolgreich zu sein, erfahrt ihr im ersten Teil unseres Interviews mit ihr.

Liebe Tijen, du hast schon viele Berufe ausgeübt und Rollen ausgefüllt. Wie würdest du deine eigene Marke beschreiben?

Unternehmerin mit der selbst gesetzten Lebensaufgabe die Wirtschaft diverser und inklusiver zu machen. 

Wie hast du es geschafft diese Marke Stück für Stück aufzubauen und ihr treu zu bleiben?

Das Wichtigste war, dass ich mir zu Beginn meiner bewussten Positionierung überlegt habe: Was sind meine Werte? Was meine Haltung – auch und gerade zu gesellschaftspolitischen Themen? Im nächsten Schritt habe ich mir vor Augen geführt: Wen will ich mit meiner Positionierung erreichen? Wer soll wissen, was ich gut kann? Positionierung braucht Zeit, das vergessen viele. Es funktioniert nicht, dass ich mir heute überlege wie ich morgen wahrgenommen werden will. Sondern es ist entscheidend sich selbst Zeit bei der Positionierung zu lassen und immer wieder zu reflektieren: Passen die Themen zu mir? Sich treu zu bleiben ist die größte Herausforderung. Je weiter man in der eigenen Positionierung ist, desto stärker wird man nein sagen müssen. Denn das Nein entscheidet über konsistente Sichtbarkeit! 

Was genau bedeutet es eine eigene Marke zu sein? Inwieweit profitiere ich (beruflich) davon? 

Die eigene Sichtbarkeit in die Hand zu nehmen bedeutet, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Jede*r hat bereits eine Wahrnehmung von außen – sich selbst bewusst darüber zu werden, dass man so oder so positioniert wird von anderen, dass mein Gegenüber so oder so ein Bild von mir haben wird, wird es einem selbst einfacher machen an der eigenen Sichtbarkeit zu arbeiten. Ich muss mich also fragen: Was möchte ich meinem Gegenüber vermitteln? Welche Talente will ich kommunizieren? Es wird dieser eine Moment in meiner beruflichen Laufbahn kommen, in dem ich mir wünschen würde, doch anders oder besser wahrgenommen worden zu sein. Zum Beispiel wenn es darum geht, dass ich mein Gehalt verhandle, oder wenn ich einen neuen Job suche und darauf angewiesen bin, dass Menschen bereits wissen wofür ich stehe. Gute Positionierung zahlt sich einmal mehr in Krisen aus! 

Wo genau ist die Grenze zwischen Branding und übertriebener Selbstinszenierung? 

Ich würde mir immer Vorbilder suchen – gute wie schlechte. Dabei hilft es, sich die Frage zu stellen: Was finde ich gut an Menschen, die sichtbar sind und was nicht? Was schreckt mich ab. Davon lässt sich ein guter Weg für einen selbst ableiten. Übrigens: Menschen, die sich überlegen wie sie übertriebene Selbstinszenierung vermeiden, werden nie in die Gefahr selbiger kommen! 

Was ist der Unterschied zwischen einer Personal Brand und der Marke eines Unternehmens?

Menschen folgen Menschen. Ich folge beispielsweise auf Social Media lieber den Profilen von Mitarbeiter*innen als der Unternehmensbrand. Warum? Weil mich interessiert, warum die Person in dem Unternehmen arbeitet. Wie ist die persönliche Geschichte? Wie ist das Verhalten bei Fehlern? All das lässt sich auf einem Unternehmensaccount nicht finden oder gar ablesen. Es gibt viele Mitarbeiter*innen, die zu Botschafter*innen des Unternehmens geworden sind. Das finde ich großartig, denn es zeigt, dass der Mensch im Mittelpunkt ist und nicht die Pressemitteilung über ein neues Produkt. 

Wem genau rätst du sich mit dem Thema Personal Branding zu befassen? Eignet es sich besonders für Jobsuchende oder auch weitere Personen- oder Interessengruppen?

Personal Branding bedeutet Demokratie pur. Denn jede*r kann es anwenden und sollte es meiner Meinung auch! Das Tolle an Sichtbarkeit ist ja, dass ich den Grad dessen selbst bestimme. Daher ist es so wichtig sich bewusst über das Ziel und die damit verbundene Zielgruppe zu sein! Wen möchte ich mit meinen Themen erreichen ist die wohl schwierigste Frage. Sie lässt sich aber lösen, wenn ich mir über das Ziel bewusst bin. Mit Personal Branding muss ich vor der Jobsuche anfangen – denn es hilft bereits vor dem Krisenmoment sichtbar zu sein. Nur wenn ich darüber spreche was ich kann, werden mich auch andere sehen! 

Womit fange ich am besten an?

Am besten lässt sich mit einer Analyse der eigenen Talente und Fähigkeiten anfangen. Es hilft sich bewusst darüber zu sein, worin man gut ist, worin aber auch nicht. Im nächsten Schritt rate ich das Umfeld zu fragen: Wie nehmt ihr mich wahr? Was sind Fähigkeiten, die euch einfallen, wenn ihr mit mir arbeitet? Zwischen der Eigen- und der Fremdwahrnehmung wird es Überschneidungen geben, die einem den Weg zu einer authentischen Positionierung weisen. 

Muss ich absolute*r Expert*in sein, um mich in einem Themenfeld zu positionieren?

Es gibt verschiedene Formen der Positionierung, von Fachexpert*in hinzu Generalist*in. Wie ich mich positioniere, entscheide ich selbst. Häufig höre ich, dass es besonders schwer fällt, wenn man Generalist*in ist. Weil es eben viele Themen gibt, die einen umtreiben. Mir ging es ähnlich. Aber irgendwann habe ich mich für ein Thema entschieden: Vielfalt! Als Tipp kann ich daher immer mitgeben: Fokus! Gute Positionierung zeichnet Kontinuität und Langlebigkeit aus. 

Wie finde ich meinen USP?

Der USP ist für mich nicht unbedingt etwas, was ich besser kann als andere. Sondern der USP ist meine Persönlichkeit! Welche persönlichen Erfahrungen habe ich in dem Thema gemacht, das ich besetze? Wo habe ich dazugelernt, wo bin ich auch gescheitert? Für mich zeigt sich der USP immer im Umgang mit Fehlern: kommuniziere ich offen und transparent oder versuche ich jemand zu sein, die*der ich gar nicht bin?

Soziale Netzwerke wie LinkedIn und Xing geben einem unheimlich viele Möglichkeiten auch digital stattzufinden und sich beruflich zu positionieren. Dort sollte man den eigenen Auftritt regelmäßigen aktualisieren. Außerdem ist es wichtig zu erwähnen, was wichtig ist, um in der Masse an Profilen herauszustechen. 

Grundsätzlich entscheidet der Inhalt über den Kanal! Die digitalen Kanäle geben jedem die Möglichkeit selbst Berichterstatter*in zu sein. Ich beobachte das beispielsweise sehr stark derzeit bei Menschen in Pflegeberufen: Es wird nicht mehr über sie berichtet, sondern sie berichten selbst. Nehmen das Handy in die Hand und zeigen den Berufsalltag und die – zum Teil – schwierigen Arbeitsbedingungen. Damit schaffen sie sich Gehör und finden statt – ohne digitale Kanäle wäre das nicht der Fall! Wenn es um den Auftritt in den digitalen Kanälen geht, gebe ich immer mit: Die Positionierung muss zur Haltung passen! Und ich muss mir genau überlegen was ich preisgeben möchte und was nicht. 

Welche Rolle spielen Äußerlichkeiten wie Outfit bzw. Look?

Das entscheidet jede*r selbst! Es gibt Menschen, die bestimmte “Signature Looks” zu ihrem Markenzeichen machen. Eine markante Brille, der rote Lippenstift (wie bei mir) oder der bunte Anzug können im Gedächtnis bleiben. Wichtig finde ich auch hier selbst Agendasetter zu sein. Wenn ich es thematisiere und aktiv zur Positionierung nutze, kann es durchaus auch diskutiert werden. Wenn ich aber aufgrund von Äußerlichkeiten in eine Schublade gepackt werde, sind das Stereotypen. Aber auch hier gilt dann: Wenn ich digital präsent bin, kann ich dagegen angehen und das Schubladendenken selbst thematisieren!

Was gilt es beim Thema Networking zu beachten, wenn ich mir meine eigene Marke aufbauen möchte?

Ein Netzwerk, das besonders divers ist, hilft mir meine eigene Positionierung immer wieder zu reflektieren und meine Themen gut aufzustellen. Wer sichtbar werden will, muss kritikfähig sein. Ein diverses Netzwerk hilft einem diese Kritikfähigkeit zu üben und auszuhalten. Daher plädiere ich immer dafür die eigene Filterblase zu verlassen und sich mit Perspektiven zu beschäftigen, die entgegen der eigenen sind! 

Wie kann ich als introvertierter Mensch eine Personal Brand aufbauen? 

Gerade für introvertierte Menschen sind die digitalen Kanäle ideal. Sie helfen zu beobachten, sich auf das Gegenüber einzulassen, ohne dass ich direkt (re-)agieren muss und sie lassen mich so sein wie ich sein möchte. Es gibt im Übrigen auch zahlreiche Instagram-Kanäle und Blogs, die sich mit Introvertiertheit beschäftigen und Tipps geben, wie man sich positionieren kann. Ich kann zum Beispiel Melina Royer empfehlen, auf Instagram unter vanillamindde zu finden. Sie hat auch einen Podcast “stillundstark” und transportiert die Message der Sichtbarkeit für Introvertierte auf großartige Art und Weise! 

Demnächst folgt Teil 2 unseres Interviews mit Tijen. Dabei wird es um das Thema “Diversität und Inclusion in Unternehmen” gehen. Seid gespannt! 

Buch Cover Nur wer sichtbar ist, findet auch statt Wer wollen wir sein? Welche Themen, Werte und Haltungen sind uns wichtig? Wer sich diesen Fragen stellt, ist bereits mittendrin im „Personal Branding“. Wie man es richtig macht, zeigt Tijen Onaran in ihrem Buch Nur wer sichtbar ist, findet auch statt. Ihre eigene Geschichte macht klar: Wer seine Marke schärft und sich selbst klar positioniert, ebnet den Weg zum Erfolg – im Job und im Privatleben.