„Work-is-life“ – sollte wirklich das ganze Leben Arbeit sein?
„Work is life, and life is work“ - für den amerikanischen Unternehmer Jon Roa geht diese Gleichung auf. Ist das nur eine Ausrede für Workaholics oder doch eine Idee für Alle?
© Bruno Cervera via unsplash.com
Was sind deine Ziele im Leben? Wonach strebst du? Was ist dir wirklich wichtig?
Poetische, tiefgreifende und vor allem sehr persönliche Fragen, auf die es wohl keine einfachen und vor allem keine universellen Antworten gibt.
Dabei beschäftigt uns die Frage nach dem Sinn jeden Tag und das nicht nur privat, sondern natürlich auch im Job. Klingt logisch, immerhin verbringen wir einen Großteil unserer Zeit mit Arbeit. Und nicht nur das, ihr gesellschaftlicher Stellenwert scheint immer weiter zu wachsen, bei viele Berufstätigen verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben immer mehr.
Fragt man Menschen allerdings nach den Dingen, die sie erreichen möchten, nach denen sie wirklich streben, bekommt man Antworten, die scheinbar erst einmal nichts mit dem Job zu tun haben. Da geht es vor allem um Gesundheit, Liebe und Freiheit.
Auf den ersten Blick scheint das paradox. Steigt doch einerseits der Wert der Arbeit. Die Anerkennung, die wir uns im Job erarbeiten, wird immer wichtiger. Für den beruflichen Erfolg sind wir bereit härter zu arbeiten. Genau das ist allerdings der Grund, warum häufig die Kapazitäten fehlen,um die Dinge zu verwirklichen nach denen wir doch eigentlich vorgeben zu streben: Gesundheit, Liebe und Freiheit.
Erlöser Work-Life-Balance?
Das Zauberwort für diese Gleichung heißt häufig: Work-Life-Balance. Das bedeutet nichts anderes, als das berufliche und das private Leben in Einklang zu bringen. Dahinter steckt natürlich kein starres Konzept, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, für deren Ausgestaltung jeder selbst verantwortlich ist. Ziel ist es, die Bedeutung der Arbeit in eine Balance mit dem Leben als Ganzes zu bringen.
Genau an diesem Punkt setzt die Kritik an der so häufig gepriesenen Work-Life-Balance an. Muss man, um glücklich zu sein, das (private) Leben und die Arbeit zwangsläufig trennen? Die eine Seite – „das Leben“ – ist gut und macht dich glücklich, die andere Seite – „die Arbeit“ – ist die negative Pflicht, die es heißt zu ertragen.
Schimpfwort: „Workaholic“
Der Amerikaner John Roa ist leidenschaftlicher Unternehmer. Mit 14 Jahren gründete er sein erstes Start-up und ist der Gründerszene seither treu geblieben.
In einem Beitrag bei medium.com erklärt er, warum er von der Work-Life-Balance nichts hält. Bei ihm gibt es keine Trennung zwischen Arbeit und Leben „work ist life, and life is work“. Das klingt nach einem klassischen Workaholic, für den es im Leben neben der Arbeit nicht viel gibt.
Doch genau als solcher möchte Roa keinesfalls bezeichnet werden. Workaholic sein bedeutet für ihn, einem unkontrollierbaren Arbeitszwang ausgesetzt zu sein, der private Beziehungen zerstört, nicht auszuhaltenden Stress produziert und schlussendlich auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat.
Obwohl sich bei ihm auch alles um die Arbeit dreht, sieht sein Leben anders aus. Und das liegt, so Roa, hauptsächlich an seiner Einstellung. Er braucht keine Work-Life-Balance, in seinem Leben verbinden sich die beiden Bereiche auf ganz natürliche Weise.
Der „work-is-life“ Lebensstil
Egal, was er gerade macht oder wo er gerade ist, seinen Job hat er immer im Kopf. Jede Situation oder Begegnung kann zu einer neuen Idee, zur Lösung eines Problems führen oder einfach nur die Verbindung zu einem wertvollen Kontakt sein. Die Grenzen zwischen Privatem und Geschäftlichem verschwimmen nicht nur, sondern lösen sich vollkommen auf.
Roa beschreibt seine Lebenseinstellung als „work-is-life mindset“. Er verbindet alles Leben mit dem Arbeiten und gleichzeitig auch die Arbeit mit allem was er erlebt. So sei es möglich, Freiheiten zu genießen und gleichzeitig erfolgreich Unternehmen zu führen.
So überzeugend und glücklich Roa von seinem Lebensstil berichtet, ist es doch fraglich, ob diese Lebensweise für die meisten Menschen umsetzbar oder überhaupt erstrebenswert ist.
(K)ein Modell für Alle
Nicht jeder Mensch ist ein leidenschaftlicher Unternehmer, ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, der nächsten großen Idee oder der täglichen Herausforderung.
Ein solcher Lebensstil verlangt nach einer entsprechenden Einstellung und Persönlichkeit. Und wohl auch nach den passenden Rahmenbedingungen und einer Portion Glück, um sich ein solches Leben aufzubauen. Das ist bemerkenswert, interessant und auch spannend, doch ist es ein persönlicher Lebensweg, der mit Sicherheit nicht jeden so glücklich machen.
Roas Geschichte ist aber wohl der beste Beweis dafür, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens so viele Antworten wie Menschen hat. Gemeinsam haben viele von uns, dass die Arbeitswelt ein immer stärker zu berücksichtigender Faktor wird, doch welche Konsequenzen das hat, entscheidet jeder für sich selbst.
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