New Work

Wie acht Trends unsere Arbeitswelt verbessern

Unsere Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Nicht alles, aber einiges verändert sich dabei gerade in eine angenehme Richtung

Shila Meyer-Behjat und Jonathan Widder

05.03.2018

Generation Y, Umsteiger, Aussteiger, dazu neue Rollen- und Geschlechtebilder und Rentner, die alles andere als bereit sind für die Ruhestand. Hinzukommen neue Erwartungen an Arbeit: Selbstverwirklichung soll sie bringen, Sinn geben, uns einen Wert jenseits des Lohns bieten.

Sie ist in Aufruhr geraten, unsere Arbeitswelt. Das wirkt sich auch auf unser Berufsbiographie aus, kaum eine liest sich wie die andere. In einem Unternehmen bleiben wir schon lang nicht mehr lang, schon gar nicht ein ganzes Leben. Und wer sagt schon, dass man den einem Beruf sein ganzes Leben ausüben muss?

Die Umwälzungen, die unsere Arbeitswelt da durchläuft sind gewaltig. Es hat sich gezeigt: Sie bergen viele Herausforderungen, aber auch Chancen und haben dafür gesorgt, dass völlig neue Konzepte und Ideen zu Arbeit entstehen konnten. Einige davon haben das Potential, Arbeiten grundliegend zu verändern.

Diese acht Trends sind gerade dabei, die Arbeitswelt nachhaltig zu revolutionieren:

Coworking

Orte wie das Betahaus sind mittlerweile eine feste Institution, Coworking gehört beinahe schon zum Mainstream. Zumindest in Städten wie Berlin, Hamburg oder München, wo viele Freiberufler leben und in den vergangenen Jahren unzählige Start-ups entstanden sind. Dabei geht es nicht nur um "gemeinsam ist man weniger allein" und rettet Freelancer, die sonst an ihrem Küchentisch vor sich hingewurstelt haben vor der Einöde - das Teilen von gemeinsamen Räumen, von Logistik und birgt ungemeines kreatives und gesellschaftliches Potential. Nicht zuletzt können laut einer Studie des Fraunhofer Instituts mittlerweile große Konzerne von Coworking Orten lernen, wie Zusammenarbeiten tatsächlich funktioniert.

Jobsharing

Eine Vollzeitstelle, ohne tatsächlich voll zu arbeiten, ein Teilzeitmodell ohne die Nachteile der Teilzeit. Die Lösung: Jobsharing. Dabei geschieht genau das, was der Name verspricht: man teilt sich einen Job. Plattformen wie Tandemploy bieten hier die Möglichkeit, dass sich Arbeitnehmer finden, die sich eine Stelle teilen wollen. Für Eltern, die nach der Babypause in Teilzeit zurückkommen, ist das Modell besonders gut geeignet – und bewahrt sie davor, auf einer Teilzeitstelle zu versauern. Die Chefs sollte es auch glücklich machen, denn: sie kriegen gleich zwei Qualifzierte auf eine Stelle.

Work-Life-Romance

Work-Life-Balance war einmal - beziehunsgweise hat es eigentlich nie so richtig funktioniert. Vielmehr betont man damit zu sehr, dass es sich um Gegensätzliches handelt: das Leben auf der einen, die Arbeit auf der anderen Seite, unvereinbar. Doch nun geht es darum, dass doch alles eines ist und dass der Job so in das Leben und zur Person passt, dass es eben nicht mehr darum geht, dass viel Arbeit etwa mit viel Freizeit kompensiert werden muss. Ein Kölner Karriere-Beraterduo nennt das Work-Life-Romance. Dazu gehört auch, dass die Arbeit nicht mehr gebietet, etwas aufzusparen. Sätze wie "Später mache ich mal ein Café auf" zählen so nicht mehr. Vielmehr kommt es darauf an, sich möglichst früh auszuprobieren, ausgiebig zu scheitern - und dadurch sich selbst und das, was zu einem passt, gut kennen zu lernen.

Jobs ausprobieren

Viel ausprobieren – das ist auch das Stichwort bei Descape. Bei dem Berliner Start-up kann man für einen Tag seinen Traumjob ausprobieren, egal, welchen Beruf man tatsächlich ausübt. Das ist viel einfacher, als gleich ein monatelanges Praktikum zu machen, wofür man sich noch eigens bewerben muss. So wird der Weg zum Traumjob deutlich beschleunigt.

Jobs mit Sinn – und Geld

Wer etwas Gutes tun will, engagiert sich im Verein. Oder sammelt an seinem Geburtstag Spenden für eine Kinderorganisation. Oder steckt eben die letzten fünf Euro noch in die Spendenbüchse. Auch das hat sich gewandelt. Denn wer heute etwas in der Welt bewegen und sie verbessern will, hat mittlerweile viele Möglichkeiten jenseits von freiwilligem Engagement und Spende. Der ehemals so verpiefte soziale Sektor bietet mittlerweile mit vielen neuen Start Ups, Sozialunternehmen und interessanten Mischorganisationen aus for und non-profit, attraktive Jobs, die tatsächlich einen Sinn machen, für den Einzelnen und die Gemeinschaft, und dazu noch ordentlich bezahlt sind. Der viel zitierten Generation Y passt das ja besonders gut in den Kram: Sie will sich ja engagieren - aber bitte gegen Geld.

Träume in die eigene Hand nehmen

Der Traumjob, das war früher meist etwas sehr Fernes, Unerreichbares, was einem höchstens mit sehr viel Glück zuflog. Im echten Leben musste man nehmen, was kam; und bloß nicht meckern. Der Trend zur Potenzialentfaltung setzt heute genau in der umgekehrten Richtung an. Warum sollten Leute etwas tun, wofür sie nicht brennen? Das schadet dem Einzelnen und seinem Arbeitgeber. Stattdessen setzen immer mehr Menschen darauf, zuerst nach ihren Träumen, Talenten und Leidenschaften zu fragen, und sich anschließend den Beruf zu zimmern, der dazu passt. Organisationen wie Millionways unterstützen sie dabei, in dem sie sie mit Gleichgesinnten in Teams vernetzen und deren Projekte professionell fördern. So wird das Ergreifen des Traumjobs realistischer denn je.

Elternzeit für Väter

Noch ist es ein zartes Pflänzchen, aber immer mehr Väter nutzen sie: die gemeinsamen Elternmonate. Was für die Frau inhaltlich nicht allzu neu ist, ist für viele Väter eine Herausforderung und eine Bereicherung. Einfach mal ein paar Monate zu Hause bleiben, sich nur auf das eigene Kind konzentrieren. Da blühen viele emotional ganz neu auf. Auch für die Frauen bietet die teilbare Elternzeit jedoch Vorteile: Indem es für die Väter einfacher wird, Zeit zu Hause verbringen, wird ihren Frauen der Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert. Zwar sind die meisten Paare noch ein gutes Stück davon entfernt, sich die Auszeit zu gleichen Teilen aufzuteilen. Doch der Trend geht klar in Richtung Gleichheit und Partnerschaftlichkeit.

Homeoffice

Es ist schon ein paar Jahre her, dass Computer und Breitbandverbindungenes ermöglichten, große Teile der alltäglichen Büroarbeit von zu Hause aus zu erledigen: bequem, zu welcher Uhrzeit man mochte, notfalls auch im Schlafanzug. Weniger Zeitverlust durch Mobilität, bessere Einteilung der Arbeitszeiten, mehr Flexibilität für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und nicht zuletzt ein Stück Befreiung von den sozialen Zwängen des Büroalltags. Am Anfang schien das fast zu schön, um wahr zu sein.  Als die neue Yahoo-Chefin Marissa Mayer dann als eine ihre ersten Amtshandlungen die Heimarbeit abschaffte, schien dieser Traum plötzlich zu platzen: Hielt die Idee des Homeoffice der Realität von Absprachen, Meetings und Arbeitgeber-Kontrolle am Ende doch nicht stand? Doch dann kamen die Niederländer und führten das Recht auf Heimarbeit als erster Staat weltweit gesetzlich ein, für alle Berufe, in denen die Abwesenheit der Mitarbeiter das Funktionieren des Unternehmens nicht entscheidend gefährdet. Und auch wenn das Homeoffice seine Beschränkungen haben mag: Zumindest in vielen Büroberufen, die eine Kombination aus Heimarbeit und Anwesenheit erlauben, scheint der Siegeszug dieser neuen Arbeitsform doch kaum noch aufzuhalten zu sein.

 

Dieser Artikel erschien zuerst bei goodimpact.org