“Warum engagierst du dich für Social Entrepreneurship Pauline?”
Sinnvolles Tun ist mehr als nur Lohnarbeit – wir sprechen in dieser Serie mit Aktivist*innen über ihre Motivation. Diesmal: Pauline, die sich für Social Entrepreneurship einsetzt.
Pauline Machtolf
Sinnvolles Tun ist mehr als nur Lohnarbeit – deshalb sprechen wir in dieser Serie mit Aktivist*innen über ihre Beweggründe. Diesmal mit der 27-jährigen GoodJobberin Pauline Machtolf, die Studierende in Mannheim dabei unterstützt, Social Businesses zu gründen und wahren Impact zu generieren.
Stell dich doch mal fix vor!
Hi zusammen, ich bin Pauline, 27, und jetzt seit über sieben Jahren aktiv in der Social Entrepreneurship Szene unterwegs – sowohl bei GoodJobs, als auch als Business Advisor bei der Studierendeninitiative enactus.
Was bedeutet Aktivismus für dich?
Aktivismus bedeutet für mich, sich zielorientiert für gesellschaftlich relevante Herausforderungen einzusetzen und aktiv zu handeln, anstatt immer nur zu reden. In meinem Ehrenamt tue ich genau das.
Was genau macht die Initiative?
Enactus ist mit über 70.000 Mitgliedern die größte Studierendeninitiative weltweit. In 35 Ländern und an über 1.700 Unis setzen Studierenden Social Entrepreneurship Projekte um, um nachhaltigen Impact zu kreieren. Eine zentrale Rolle spielen dabei die 17 Sustainable Development Goals der UN.
Was genau bedeutet Social Entrepreneurship eigentlich und warum setzt du dich dafür ein?
„With a head for business and a heart for the world” ist wohl wahrscheinlich meine Antwort auf beide Fragen. Ich bin der festen Überzeugung, dass “die Wirtschaft” nicht per se immer nur schlecht sein muss – gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich meiner Meinung nach (in den allermeisten Fällen) nur langfristig und nachhaltig lösen, wenn man soziale/ökologische und ökonomische Ziele gleichermaßen innerhalb eines Geschäftsmodells verfolgt. Durch wirtschaftliches Handeln können also auch metaökonomische Ziele erreicht werden – dass das wirklich funktioniert sieht man, wenn man sich einfach mal durch unsere GoodCompanies klickt. 😉
Wann und wie bist du dazu gekommen?
Als ich 2014 mit meinem Studium an der Uni Mannheim begonnen habe und von enactus gehört habe, war mir sofort klar, dass ich da dabei sein will. Wo sonst hätte ich das böse BWL-Studium besser zu einer guten Sache verwandeln können als dort? Weil mich meine Zeit als Studentin in der Initiative stark geprägt und mir eine komplett neue Sichtweise auf die Welt und alle Herausforderungen unserer Zeit gegeben hat, bin ich auch heute noch dabei: Als Student*in ein Sozialunternehmen zu gründen, ist gar nicht so einfach und man ist auf die Hilfe und das Feedback von Menschen mit mehr Erfahrung angewiesen – als Business Advisor versuche ich genau so eine Person zu sein und die Studierenden als Mentorin mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen zu unterstützen.
Was motiviert dich, am Ball (oder im Business) zu bleiben?
Ganz platt ausgedrückt: Durch den Klimawandel steuern wir geradezu auf dramatische Katastrophen zu: Hunger, Unterernährung, Wasserknappheit, Naturkatastrophen - um nur ein paar wenige zu nennen.
Wenn dem entgegenzuwirken nicht die größte Motivation ist, dann weiß ich auch nicht!
Wie schaffst du es, dein Ehrenamt in den stressigen Alltag zu integrieren? Wie viel Zeit wendest dafür auf?
Durchschnittlich wende ich sicherlich circa 20h/Monat auf.
Klar ist es nicht immer einfach, sich nach einem anstrengenden Arbeitstag oder an einem freien Wochenende zu motivieren, aber im Endeffekt lässt mich mein Engagement eigentlich immer vom Alltag abschalten und eröffnet mir jedes Mal neue Perspektiven – das motiviert mich sehr. Im Prinzip ist die Arbeit bei enactus für mich ein Hobby: andere gehen gerne zum Bouldern, ich gehe gerne zu enactus: Dinge, die Spaß machen, finden immer Platz im Alltag.
Wer oder was inspiriert dich?
Ganz klar Muhammad Yunus. Sein Buch „Ein anderer Kapitalismus ist machbar“ und seinen TedTalk „A history of microfinance“ lege ich all denjenigen ans Herz, die sich ein bisschen tiefer mit der Thematik des Sozialunternehmertums auseinandersetzen wollen oder vielleicht noch nicht ganz davon überzeugt sind, dass „Die Wirtschaft“ auch gut sein kann (und allen anderen natürlich auch).
Wenn ich an mein Team in Mannheim denke und an das, was sie täglich leisten, bin ich inspiriert: Menschen mit Behinderung werden auf dem ersten Arbeitsmarkt in Deutschland integriert und über dem Mindestlohn bezahlt, ein innovativer, selbst entwickelter Malariaschutz rettet Menschenleben im globalen Süden und ein biologischer Dünger bekämpft nachhaltig die Bodendegradation von Subsistenzfarmern uvm. – wenn Studierende es schaffen, gemeinsam mit Betroffenen funktionierende Social Startups zu gründen, um die größten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen, dann müssten die sogenannten „Big Player“ das doch locker hinbekommen.
Wenn du jetzt eine Sache an der Wirtschaft komplett umkrempeln könntest, was wäre dein wichtigstes Anliegen?
„Die Wirtschaft“ finde ich in diesem Fall ein bisschen zu allgemein gefasst, denn in meinen Augen gehört jedes impactorientierte Unternehmen auch zur „Wirtschaft“. Daher sind in meiner Antwort mit „der Wirtschaft“ nicht-impactorientierte Unternehmen gemeint.
Ich könnte jetzt sagen, dass ich mir wünsche, dass die Wirtschaft nicht weiter ihre Augen verschließt und blind der Profitmaximierung entgegenstrebt, ihre Treibhausgasemissionen reduziert, Lieferketten fair gestaltet etc. – natürlich wünsche ich mir das. Um aber auf eine greifbarere Ebene zu gehen, ist mein wichtigstes Anliegen, dass nicht-impactorientierte Unternehmen endlich den Schritt wagen sollen, von und mit Sozialunternehmen zu lernen: es gibt so viele tolle Lösungen am Markt und inspirierende Social Entrepreneurs, von denen man lernen und es besser machen kann als bisher – wir sollten alle miteinander arbeiten, nicht gegeneinander, für unsere Welt und nicht gegen unsere Welt.
Was möchtest du unserer Community mitgeben?
Leute, engagiert euch für eure Umwelt und Mitmenschen! Einfach 3h weniger Netflix, Instagram oder TikTok pro Woche und schon habt ihr Zeit gewonnen, die ihr sinnvoll investieren könnt. Ihr tut damit nicht nur etwas Gutes für andere, sondern vor allem auch für euch: raus aus der Komfortzone, rein ins Ehrenamt – spannendere Learnings bekommt ihr wahrscheinlich nirgendwo anders.