“Warum engagierst du dich für die Freiwillige Feuerwehr Sophia?”
Sinnvolles Tun ist mehr als nur Lohnarbeit – wir reden in dieser Serie mit Aktivist*innen über ihre Motivation. Diesmal: Sophia, die in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist.
Sophia Schäfer
Sinnvolles Tun ist mehr als nur Lohnarbeit – deshalb sprechen wir in dieser Serie mit Aktivist*innen über ihre Beweggründe. Diesmal mit der 21-jährigen Sophia Schäfer aus Nordhessen, die sich seitdem sie ein Kind ist in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert und die Arbeit der Feuerwehr auf Instagram als @sophia_firefighter bekannter macht.
Magst du uns mehr über dein Ehrenamt erzählen?
Ich bin in der Freiwilligen Feuerwehr im Bereich der Jugendfeuerwehr und Einsatzabteilung tätig. In der Jugendfeuerwehr bin ich Jugendwartin und versuche Kinder und Jugendliche für den Einsatz bei der Feuerwehr zu motivieren, zu lehren und im besten Fall der Einsatzabteilung zu übergeben. Dort bin ich auch als Oberfeuerwehrfrau tätig. Dafür habe ich verschiedene Lehrgänge absolviert: zwei Truppmannausbildungen, einen Funklehrgang, Atemschutzlehrgang, Maschinistenlehrgang und einen zur Jugendarbeit in der Feuerwehr.
Wann und Wie bist du dazu gekommen?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der die Feuerwehr immer schon eine große Rolle gespielt hat, weshalb ich damit quasi groß geworden bin. Als ich endlich durfte, bin ich in die Jugendfeuerwehr gegangen und später selbst in die Einsatzabteilung – genau wie meine Eltern. Sie haben mich immer mitgenommen und die Feuerwehr war wie eine zweite Familie für mich.
Was treibt dich an?
Das tolle Miteinander. Man kann sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen und man hat immer seinen Spaß. Man lernt immer wieder neue Leute kennen und es entstehen tolle Freundschaften. Außerdem finde ich den Austausch untereinander super. Aufgrund von Social Media kann ich zudem neue Leute motivieren, was mir natürlich aufs Neue Kraft gibt.
Wie schaffst du es, dein Ehrenamt in den stressigen Alltag zu integrieren? Wie viel Zeit wendest du dafür auf?
Es ist einfach gesagt. Ich nehme sie mir einfach. Klar, manchmal kommt es einem so vor, als hätte der Tag zu wenig Stunden, aber wenn man will, kann man ein Ehrenamt trotzdem unterbringen. Auch wenn es nicht jedes Mal klappt. In der Corona-Pandemie hat meine Zeit in der Feuerwehr abgenommen – so bin ich mittlerweile 1-2 Mal in der Woche da.
Wie stehst du zu dem Verhältnis Ehrenamt vs. bezahlte Arbeit? Sollte Ehrenamt nicht auch vergütet werden? Was macht bei der Feuerwehr das Verhältnis von Freiwilliger vs. Berufsfeuerwehr aus?
Wenn man alle Feuerwehrleute bezahlen würde, wäre der Staat wohl pleite… Klar, freut man sich über Wertschätzung und auch eine Vergütung, aber dies ist nunmal praktisch nicht wirklich realisierbar. Die Berufsfeuerwehren sind wichtig in Großstädten. Die Menge an Einsätzen macht ja kein Arbeitgeber mehr mit, wenn Mitarbeitende Teil der Freiwilligen Feuerwehr sein sollten, dennoch ist diese als Zusatz nicht wegzudenken. Sie helfen der Berufsfeuerwehr, wenn es benötigt wird, aber auch in kleineren Städten und Dörfern ist sie einfach sehr wichtig um zum Beispiel den Brandschutz sicherzustellen.
Wie laufen die Einsätze für dich ab?
Wir haben eine Sirene, einen digitalen Melder und eine SMS-Alarmierung. Da es freiwillig ist, muss ich mich nicht immer bereithalten. Ich gehe hin, wenn es passt. Da ich in einer kleinen Dorffeuerwehr und zusätzlich noch in einer Betriebsfeuerwehr bin, ist das immer unterschiedlich. Insgesamt würde ich sagen, dass es so zwischen 20-30 Einsätze im Jahr gibt. Das ist für Menschen in der Großstadt nicht viel, aber im Dorf genauso wichtig.
Du bist auf Social Media aktiv, auch für die Bekanntheit der Freiwilligen Feuerwehr. Warum und wie ist es dazu gekommen?
Ich habe eigentlich nur ein Bild für meine Freund*innen auf Instagram geteilt. Auf einmal kamen darauf immer mehr Reaktionen, und ich ich habe das Potenzial gesehen. So habe ich weiter Bilder gepostet und es haben sich immer mehr dafür interessiert. Zu dem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass es so wenig Feuerwehrfrauen gab bzw. immer noch gibt. Über Social Media kann ich mehr Aufmerksamkeit für die Feuerwehr generieren und so neue Leute motivieren. Gerade Frauen zu zeigen, “Hey du schaffst das. Es ist auch was für dich”, ist mir wichtig. Der Gemeinschaftsgedanke, der mir auch in der Freiwilligen Feuerwehr so wichtig ist, wird auf Social Media weiter gelebt.
Welche Stereotype zur Feuerwehr stimmen bzw. sollten unbedingt geändert werden?
Dass die Feuerwehr die besten Partys feiert stimmt, allerdings ist das Vorurteil, dass wir nur am Trinken sind, nicht wahr. Während dem Einsatz, der Übung etc. herrscht Alkoholverbot. Wenn es nach der Übung ein gemütliches Beisammensein gibt, wird, wie in jedem anderen Freundeskreis auch, ganz gern ein Feierabendbier getrunken.
Wie sieht ein typischer Tag bei der Freiwilligen Feuerwehr aus?
Wenn ich zur Feuerwehr gehe, gehe ich zum Übungsdienst in der Einsatzabteilung nach meiner Lohnarbeit – meistens abends. Wir lernen immer wieder dazu. Außerdem plane und führe ich die Übungsdienste der Jugendfeuerwehr aus. Es soll ja nicht langweilig werden.
Was ist etwas, das du durch deine Zeit dort gelernt hast?
Dass es Menschen gibt auf die du dich verlassen kannst, sie zu dir stehen und man ein Team ist. Man lernt Freund*innen fürs Leben kennen. Außerdem ist das Wissen, was man sich aneignet auch für mein Privatleben wichtig.
Was hat dich davon abgehalten, auch den beruflichen Weg bei der Feuerwehr zu gehen?
Ich hatte mich damals tatsächlich einmal in einer Werksfeuerwehr beworben, allerdings war ich da noch 16 und ich hätte auch wegziehen müssen. Leider und vielleicht auch zum Glück hat es nicht geklappt. Denn mein Zuhause ist hier in Nordhessen. Hier gibt es aber in der Nähe keine Möglichkeit, da muss man schon eine Stunde fahren. Dafür bin ich in meinem Betrieb in der Betriebsfeuerwehr für Übungen und Einsätze und kann auch zusätzlich noch für meinen Arbeitsbetrieb in der Feuerwehr tätig sein.
Was rätst du Menschen, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren möchten? Geht das in jedem Alter?
Sich einfach anzumelden und es zu machen. Keine Scheu. Wir freuen uns immer auf neue Leute. Es gibt die Kinderfeuerwehr, Jugendfeuerwehr, Einsatzabteilung und die Alters- und Ehrenabteilung. Also ist für wirklich jedes Alter was dabei.
Danke für das Gespräch Sophia!
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