Karriere

Teilzeit, Gender Pay Gap & Co. - Welche Finanzfallen gibt es für Frauen im Job und wie können sie vermieden werden?

Magdalena hat selbst erlebt, wie schnell man mit mangelnder finanzieller Bildung in Finanzfallen tappt – vor allem als Frau. Der jungen Generation will sie mit ihrem neuen Buch deshalb helfen, schon früh zu lernen, was finanzielle Unabhängigkeit bedeutet. Im Interview erklärt sie, welche Finanzfallen vor allem für Frauen im Arbeitsleben lauern und wie man es schafft, wieder aus ihnen herauszukommen.

GoodJobs

24.02.2023

Interviewpartnerin Magdalena Sporkmann lächelt in die Kamera

Foto: Barbara Dietl

Gerade hast Du ein Jugendbuch mit dem Titel "Miss Money – Was schlaue Mädchen über Geld wissen müssen" geschrieben. Wieso ist Dir das Thema ein besonderes Anliegen?

Ich habe selbst erlebt, welche enormen Nachteile mangelnde finanzielle Bildung haben kann. Mit Mitte zwanzig hat mir mein damaliger Verlobter einen Ehevertrag vorgelegt, den ich zunächst kaum verstehen konnte, weil ich so wenig über persönliche Finanzen wusste. Ich habe dann viel gelesen und mich von Expertinnen beraten lassen. Es stellte sich heraus, dass der Ehevertrag mich in einen goldenen Käfig sperren sollte. Fast hätte ich mich also aufgrund meiner Unwissenheit in finanziellen Belangen in eine sehr schädliche Abhängigkeit begeben. Vor solchen Fehlern möchte ich auch andere bewahren. Ich stelle aber fest, dass vor allem Frauen das Thema Finanzen aus Unsicherheit immer noch allzu oft (ihren) Männern überlassen. Ich möchte, dass die nächste Generation Frauen mit einem größeren Selbstbewusstsein in Bezug auf Geld aufwächst und kluge, verantwortungsbewusste Entscheidungen für sich trifft. Die Töchter meiner Freundinnen – Mädchen zwischen zwei und dreizehn Jahren – haben mich dazu inspiriert, ein Finanzbuch speziell für Mädchen zu schreiben, mit einer gendergerechten Ansprache, starken weiblichen Vorbildern und Beispielen, die der Lebenswirklichkeit von Mädchen entspringen. Ich möchte für sie die Hemmschwelle, sich mit dem Thema Geld zu beschäftigen, so weit wie möglich senken. So ist „Miss Money“ entstanden.

Neben Eheverträgen gibt es auch im Arbeitsleben jede Menge Finanzfallen. Vom Gender Pay Gap hat mittlerweile wohl jede*r mal gehört: Welche anderen Faktoren gibt es, durch die vor allem Frauen benachteiligt werden?

Der Gender Pay Gap ist nur einer von vielen Faktoren, die dazu beitragen, dass Frauen viel häufiger in Altersarmut landen als Männer. Frauen bekommen nicht nur für dieselbe Arbeit weniger Gehalt als Männer, sie sind auch häufiger in schlecht bezahlten Berufen tätig und verhandeln ihr Gehalt seltener oder gar nicht. Hinzu kommt, dass die meisten Frauen nach der Geburt eines Kindes länger Elternzeit nehmen als ihr Partner und wenn sie wieder in den Beruf einsteigen, jahrelang nur in Teilzeit arbeiten. Dadurch verdienen sie kurzfristig weniger und ihre Karrieren erhalten einen Knick, was sich auch langfristig negativ auf ihr Einkommen auswirkt. Dadurch, dass Frauen weniger verdienen, können sie auch weniger sparen und investieren. So fällt nicht nur ihre gesetzliche Rente niedriger aus als die der Männer, sondern sie können das Defizit auch nicht durch ein privates Vermögen ausgleichen. Ich möchte schon junge Frauen dazu ermutigen, sich etwa gut bezahlte MINT-Studienfächer zuzutrauen und ihr Gehalt zu verhandeln. Außerdem möchte ich sie dafür sensibilisieren, welche langfristigen finanziellen Konsequenzen Entscheidungen für Eltern- und Teilzeit haben. Für mich gehört zu einer verantwortungsbewussten Entscheidung auch, sich dieser Konsequenzen bewusst zu sein und für etwaige Nachteile Kompensationen mit dem Partner auszuhandeln. So könnte etwa der Vollzeit arbeitende Partner in eine private Rentenversicherung für seine Partnerin, die zwecks Kindererziehung nicht oder weniger Erwerbsarbeit leistet, einzahlen.

Müssen Frauen denn bei Gehaltsverhandlungen vielleicht anders vorgehen?

Ich denke, das kommt ganz auf das Gegenüber an. Ich glaube, es ist wichtig, dass Frauen überhaupt ihr Gehalt verhandeln – und zwar vom Berufseinstieg an. Viele tun das nämlich überhaupt nicht oder viel zu selten und zurückhaltend. Verhandlungsstrategien kann man in Workshops lernen. Überzeugende Argumente für eine Gehaltsverhandlung hingegen halte ich für sehr individuell. Auch die kann man gemeinsam mit Expert*innen finden. Es nützt aber auch schon viel, sich im Freundes- und Bekanntenkreis über das eigene Gehalt zu unterhalten sowie Wege und Argumente für eine Gehaltserhöhung zu erörtern.

Welche Tipps gibst du Frauen, damit sie im Arbeitsleben gar nicht erst in diese Finanzfallen treten?

Ich halte finanzielle Bildung wirklich für enorm wichtig. Denn nur wer weiß, dass die gesetzliche Rente vermutlich einmal nicht ausreichen wird, wie man privat vorsorgen kann und welche Möglichkeiten es gibt, das eigene Einkommen zu erhöhen, kann sich vor Altersarmut und finanzieller Abhängigkeit schützen sowie in Berufs- und Privatleben auf Augenhöhe bleiben. Also: Frauen sollten sich finanziell bilden, ihr Gehalt regelmäßig verhandeln, sich eventuell durch Weiterbildung einen besser bezahlten Job sichern und genau abwägen, ob eine lange Eltern- und Teilzeit für sie wirklich die richtige Entscheidung darstellt und wie sie deren negative Konsequenzen abfedern wollen. Frauen sollten zudem konsequent ein eigenes Vermögen aufbauen: durch Sparen und Investitionen.

Und wenn man schon mittendrin steckt, wie findet man den Weg wieder hinaus und wird finanziell unabhängig? 

In akuten finanziellen Notlagen, wie starkem Geldmangel oder Verschuldung, sollten Betroffene sich schnell Hilfe holen: etwa bei der (kostenfreien) Schuldnerberatung der Caritas, des DRK oder der Verbraucherzentrale. Auch eine Honorarberaterin oder ein Finanzcoach können kurzfristig ein guter Anlaufpunkt sein, wenn man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Langfristig hilft auch hier finanzielle Bildung. Die gibt es für jede*n frei verfügbar in Büchern, Podcasts, Seminaren und zu einem großen Teil sogar kostenfrei im Internet. Mit dem nötigen Wissen können Betroffene ihre aktuelle Situation besser verstehen, ein konkretes Ziel entwerfen und Maßnahmen ergreifen, um dieses zu erreichen. Es ist nie zu spät, um aus Fehlern zu lernen und klügere Finanzentscheidungen zu treffen: Eheverträge können nachverhandelt werden, wenn beide Partner*innen dazu bereit sind. Unnötige Ausgaben können eingestellt, der schlecht bezahlte Job gekündigt, eine berufliche Weiterbildung begonnen werden. Wer aus Unsicherheit noch nie sein Gehalt verhandelt hat, kann einen Workshop belegen, um es zu lernen, Argumente und Mut zu sammeln und dann ein besseres Gehalt einfordern.

 

 

Magdalena Sporkmann ist Autorin, Journalistin (u.a. für BRIGITTE) und Speakerin aus Berlin. Ihr Herzensthema sind Frauen und Finanzen. Mit ihrem Buch „Miss Money – Was schlaue Mädchen über Geld wissen sollten“ vermittelt sie Mädchen und jungen Frauen das nötige Wissen und Selbstvertrauen, um ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Auf ihrer Website erfährst du mehr über Magdalena und ihre Arbeit.

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    Frauen Gleichberechtigung Gehalt Gehaltserhöhung Finanzen Gleichstellung Frauenperspektiven