Office Hacks – Das Prinzip „Creativity“
Was ist „Neues Arbeiten“ und mit welchen räumlichen Ideen lässt es sich unterstützen? Das Prinzip „Creativity“ für innovative Arbeitsweise.
© Lydia Hersberger
Mal anders Geburtstag feiern!
Kreativ sein heißt Neues schaffen. Und Neues schaffen ist eine immer wichtiger werdende Fähigkeit von uns als Individuum, Team, oder uns als ganzes Unternehmen. Nicht unbedingt nur, um ständig neue Produkte zu entwickeln, sondern auch um uns an Veränderungen im Kontext, Gesellschaft oder Technologie anzupassen, oder auch um Lösung für die brennenden Probleme unserer Zeit zu entwickeln. Ohne Kreativität könnten wir nur bestehende Lösungen reproduzieren. Wir würden folglich immer auf dieselbe Art unseren Geburtstag feiern und immer den gleichen Urlaub machen.
Die Prinzipien der Kreativität
Die wenigsten von uns verbringen aber ihren Geburtstag immer gleich, und es lässt sich zeigen, dass der Mensch grundsätzlich mit einem hohen Maß an Fähigkeit zur Kreativität ausgestattet ist. Trotzdem gibt es Grundprinzipien, die wir häufig auch unbewusst anwenden und die unsere natürliche Gabe zum Schaffen von Neuem unterstützen. Deswegen sind euch die folgenden Prinzipien sicher nicht ganz unbekannt: Inspiration durch Bestehendes. Reflexion der eigenen Perspektive. Kollaboration mit Anderen. Das iterative Vorgehen. „Hands on Dinge“ ausprobieren.
Bitte ganz innovationsfreundlich!
Diese Prinzipien wenden wir alle mehr oder weniger tag-täglich und intuitiv an. Trotzdem lassen sich all diese Prinzipien auch systematischer unterstützen - und das auf unterschiedlichen Ebenen. Immer wieder begegnet uns auf diese Weise der Begriff„Innovationskultur“. Tatsächlich lässt sich über das Schaffen einer innovationsfreundlichen Kultur ein echter Nährboden für Kreativität entwickeln. Nehmen wir zum Beispiel die Fehlerkultur: Die Möglichkeit und Akzeptanz des Scheiterns ist eine unglaublich wichtige Voraussetzung für Kreativität. Diese Geisteshaltung ist fester Bestandteil einer innovationsfreundlichen Kultur. Auch das Nutzen von Methoden zur gezielten Aktivierung unserer Kreativität kommt immer mehr in Mode. Eine Dritte Ebene, die uns hier besonders interessiert, ist die Ebene der räumlichen Unterstützung. Also die Frage: Wie lässt sich Kreativität räumlich unterstützen? Flächen und Räume, die für kreatives Schaffen ausgelegt sind, bilden einen Gegenpol zu Bereichen, in denen wir sehr stark operativ agieren, wie zum Beispiel Schreibtisch-Arbeits-plätzen, Meetingräumen oder Laborbereichen. Wir wollen uns drei Konzepte anschauen: „Sand Box“, „Black Box“ und „Build your Ideas“.
Die Sand Box – alles ist offen
Neues Schaffen bringt oft eine gewisse Unplanbarkeit mit sich. Man weiß ja nicht was am Ende rauskommt und auch nicht, wie man dort hinkommt. Eine Grundidee für eine Kreativumgebung ist deshalb die maximale Flexibilität. Und immer öfter begegnen unsin Arbeitsumgebungen große Flächen, die eigentlich leer sind und lediglich mit einer Vielzahl verschiedener leicht verrückbarer Möbel wie Sitzwürfel, Sofas, Whiteboards, Tischen und Arenaelementen ausgestattet sind (natürlich alles auf Rollen). Hiermit kann für alle Phasen des Kreativprozesses das richtige Surrounding gebaut werden. Seies ein gemütlicher Kreis für eine Diskussion, ein Plenum für einen Input oder separierte Spaces für die Teamarbeit. Das wichtige dabei: Die Nutzer der Fläche können sich ihre Umgebung selbst konfigurieren. Immer wichtig für Kreativarbeit ist eine Atmosphäre, in der wir es gerne aushalten: Snacks, Getränke, viel natürliches Licht, interessante Materialien und Farben und ggf. Musik. Die generelle Offenheit solcher Flächen fördert dazu den Austausch und sorgt für neuen Input von Kolleg*innen, die mal kurz „vorbeischauen“.
Black Box – was niemand weiß
Die Black Box ist quasi der Gegenentwurf zur Sandbox. Hier arbeitet man als Team komplett abgeschottet von allem. Keine Kolleg*innen, kein Hintergrundlärm, keine Telefone, keine Laptops. Nur man selbst, das an den Wänden hängende Arbeitsmaterial und ein Haufen noch unbeschriebener Whiteboards. Hier geht es nicht um Input und Offenheit, sondern um Fokus und das Eintauchen in sein Thema. Oft arbeiten hier Teams über Tage oder Wochen, ohne dass Kolleg*innnen überhaupt mitkommen, um was es geht. Das kann wichtig sein, gerade innnerhalb von Kontexten, in denen eine innovationfreundliche Kultur noch nicht so ausgeprägt ist, und zarte Ideenpflänzchen noch etwas länger beschützen werden müssen. Aber auch in Kreativagenturen kann dieses „Einschließen“ sehr produktiv sein. Klar, auch hierfür sollten wir einen Ort vorsehen, an dem wir gerne sind, und lange Zeit verbringen können. Unterschiedliche Sitz-und Stehangebote sind zum Beispiel wichtig, damit man seine Position öfters wechseln kann.
Build Your Ideas
Wie oben beschrieben ist das konkrete Bauen von Dingen der Kreativität sehr zuträglich. Deswegen ist die Verfügbarkeit von Material und Werkzeug, um Ideen unfassbar zu machen, in jedem „Kreativraum“ Pflichtausstattung. Gerade Teams, die sich tatsächlich mit anfassbaren Produkten - also Hardware im weitesten Sinne - beschäftigen, können durch hierfür notwendige Materialien und insbesonders durch die Werkzeuge und Skills zur dessen Nutzung, die eigenen Möglichkeiten übersteigen. In immer mehr Prototyping-Werkstätten oder Idea-Labs sieht man daher „Meister“, die diese Teams beim Prototyping mit Rat und vor allem mit Tat unterstützen. So kann selbst eine Idee, die Kaffeemaschine mit einem Bewegungssensor auszustatten, im Laufe weniger Stunden umgesetzt und getestet werden, ohne dass das Design Team dafür unbedingt das Engineering Team belämmern muss. Das bringt Geschwindigkeit...und vor allem auch Spaß!
Pascal ist Mitgründer der Berliner Innovationsagentur Dark Horse und ihrer ersten Tochter, der Dark Horse Workspaces. Das Team unterstützt Unternehmen bei der Realisierung neuer Arbeitsumgebungen und ist Erfinder des Open Space - Raumteilersystems Supergrid. In ihrem Buch „New Workspace Playbook“ finden alle Inspiration und Argumentationshilfen, die erkannt haben, dass die Arbeitsumgebung einen enormen Einfluss auf neues Arbeiten hat. So kann jede*r seine eigene Arbeitssituation genau evaluieren und die jeweils passenden räumlich-gestalterischen Maßnahmen ergreifen, um die Arbeit zu optimieren.