New Work in der Wissenschaft – Coworking als Experiment
Um Zeit zu sparen, nutzen immer mehr Pendler*innen Coworking Spaces. Erforscht und erweitert durch Virtual Reality wird dieses Phänomen im Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Coworking ist mehr als nur eine Idee für Pendler*innen, Freelancer*innen oder eine Unterstützung für Eltern, die Zeit einsparen müssen. Es bietet erheblichen Mehrwert als neues Arbeitskonzept an sich. Das hat auch das Land NRW erkannt und fördert im Rahmen des Förderprogrammes „Umbau 21 – Smart Region" das Projekt CoWin an den Standorten Gelsenkirchen und Marl. Im New Work Lab des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen ist CoWin angesiedelt und digital ausgestattet. Die Coworker*innen können eine Virtual Reality-Station nutzen und ein Smartboard (interaktives Whiteboard) in ihren Arbeitsalltag integrieren. Die VR-Station ermöglicht das Eintauchen in eine virtuelle Realität und mit der zugehörigen Software können virtuell Konferenzen abgehalten werden oder Soft Skills durch Simulation von beispielsweise Bewerbungsgesprächen geschult werden. Aber auch in der Produktentwicklung kann VR eingesetzt werden, um den Fortschritt hinsichtlich des Entwicklungsstandes zu besprechen. VR und Smartboard erleichtern die gemeinsame Zusammenarbeit von verschiedenen Standorten ungemein und machen es möglich, an mehreren Szenarien gleichzeitig teilzunehmen oder diese zu steuern. In Zukunft soll ein*e Lagerleiter*in neuen Mitarbeiter*innen Logistikprozesse über VR-Technologie näherbringen können ohne dafür anreisen zu müssen. Das hat mehrere Vorteile gleichzeitig: Im Sinne der Umwelt und zur Schonung des Nervenkostüms, welches auf den Autobahnen im Ruhrgebiet schon mal in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Hier gibt es insgesamt zwei Millionen Pendler*innen und auch wenn nicht alle mit dem eigenen PKW anreisen, sind die Straßen mehr als ausgelastet.
Wer profitiert von Coworking?
Durch die erheblichen Zeitersparnisse kommt Coworking natürlich in erster Linie Pendler*innen entgegen und allen anderen, die Zeit sparen wollen, indem sie nah zu ihrem Wohnort arbeiten. Vor allem jungen Unternehmen kommt dies zugute: Sie brauchen für den schnellen Start keine Büroräume, sondern können Coworking-Plätze anmieten. In Gelsenkirchen nutzt Tim diese Möglichkeit. Er hat sich im Bereich Onlinemarketing vor knapp einem Jahr selbstständig gemacht und ist froh, dass es Coworking im Wissenschaftspark gibt. Durch die Arbeit dort kann er auf die zugehörige Infrastruktur zurückgreifen und sogar ein Elektroauto für Außentermine anmieten. Susanne arbeitet für einen regionsansässigen Verlag und ist froh, dass ihr Arbeitgeber zugestimmt hat, ihren Arbeitsplatz bei CoWin zu verlängern. So hat sie an zwei Tagen in der Woche mehr Freizeit und auch Abwechslung. Sie kann sich den Arbeitsplatz mit Kollegen teilen, sodass jeder an unterschiedlichen Tagen die Möglichkeit zum Coworken hat. Das flexible Arbeiten in Coworking Spaces fördert im Gegensatz zum Homeoffice übrigens auch eine strikte Trennung von Arbeit und Privatem. Jüngste Studien zeigen, dass im Homeoffice mehr gearbeitet wird als gesund ist!
In der Theorie resultieren aus Coworking rundum zufriedene Mitarbeiter*innen. Denn all das sind Antworten auf die Anspruchsveränderungen in der Arbeitswelt.
Ist Coworking die Lösung für (fast) alles? CoWin geht der Frage nach!
Coworking als positive Entwicklung für alle und nicht nur für Freelancer*innen ist eine These, die im Rahmen des Förderprojektes CoWin überprüft werden soll. Das Projekt ist angelegt auf 24 Monate und jede*r Teilnehmer*in wird am Ende dazu befragt, sodass eine entsprechende Evaluation erfolgen kann. Wer die Teilnahmebedingungen am Projekt erfüllt – in erster Linie ist natürlich die Zustimmung durch den Arbeitgeber erforderlich – erhält die Berechtigung für einen Arbeitsplatz, die Nutzung des Smartboards und VR-Station. Ob Coworking die Lösung für alle Probleme rund um die Arbeitswelt ist oder jedem zusagt, bleibt abzuwarten. Das Gute an CoWin ist, dass man selbst Teil eines Modellprojektes sein kann und die Möglichkeit hat, zukunftsweisende Arbeitskonzepte mitzugestalten, die unsere Umwelt schützen, das Stresslevel abbauen und ein gesundes Miteinander fördern.
Das gemeinnützige Forschungsinstitut für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention e.V. (FIAP e.V.) wurde 2010 von einer Gruppe von Wissenschaftler*innen gegründet, die sich aus verschiedenen Disziplinen mit Fragen und Problemen der modernen Arbeitswelt beschäftigen. Es führt interdisziplinäre Projekte zur Erforschung grundlegender und anwendungsbezogener Probleme in den Bereichen der Arbeitsgestaltung und der Prävention durch. FIAP e.V. ist verantwortlich für das Modellprojekt CoWin im New Work Lab des Wissenschaftsparks in Gelsenkirchen.