Mit Design Thinking zum Traumjob
Die Kreativmethode Design Thinking kommt eigentlich aus der Produktentwicklung – lässt sich aber auch gut als roter Faden nutzen, um deinen Traumjob zu finden.
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Vom perfekten Job oder dem „Traumjob“ zu sprechen ist in etwa so, wie vom perfekten Produkt zu sprechen. Beides existiert nicht ohne den passenden Kontext und die dafür vorgesehene Person. Ist das iPhone das perfekte Produkt? Wenn du auf klares Design, solide Technik, innovative Entwicklungen und glasklare Selfies stehst, kommt es dem sicher nahe. Wenn du eher besitzlos eingestellt bist, deine Zeit mit Survival-Tracking verbringst und Social Media für den Fluch der Menschheit hältst, ist das iPhone weit, weit entfernt vom perfekten Produkt. Selbiges gilt für den perfekten Job. Wenn du zum Beispiel ein extrovertierter Mensch, leidenschaftliche*r Musiker*in und kreative*r Chaot*in ohne Streben nach Sicherheit bist, mag Rockstar für dich der perfekte Job sein. Sonst eher nicht.
Was hat nun Design Thinking mit dem perfekten Job zu tun?
Design Thinking ist eine Kreativitäts- und Innovationsmethode, die ursprünglich genutzt wurde, um das perfekte Produkt zu entwickeln. Und das macht sie ziemlich hervorragend! Weil sie genau die richtigen Fragen nach Kontext und passender Person stellt. Es steht nicht die Entwicklung des „perfekten“ Produkts im Vordergrund, sondern es wird anhand von fünf Schritten (in 3 Phasen) herauskristallisiert, welches Problem für welche Person in welcher Art und Weise am sinnvollsten gelöst werden kann.
Wie funktioniert Design Thinking?
Zunächst wird der oder die Kund*in und das Problem bis ins Detail analysiert. Das nennt sich Empathiephase oder Verstehen-Phase. Anschließend entfernt man sich von allen möglichen Vorstellungen, die man bisher über eine mögliche Lösung im Kopf hatte und wird kreativ. Nach viel (systematischer) Rumspinnerei entwickeln die Beteiligten zwei bis drei Prototypen, die nun sinnvoll erscheinen. Das ist die Kreativphase. Da Dinge, die wir uns in unserem Kopf zusammenreimen, nicht notwendigerweise mit der Realität kompatibel sind, werden diese Prototypen nun in der „echten“ Welt getestet. Was funktioniert? Was funktioniert nicht? Was lernen wir daraus? Das ist die Testphase. Nachdem die Entwickler*innen nun ganz viele Erkenntnisse aus der Testphase zusammengetragen haben, entsteht das (vorläufig) finale Produkt und wird auf den Markt gebracht. Das ist die Umsetzungsphase.
Von Design Thinking zu “Design your Life & Job”
Warum eine Methode, die für die Entwicklung des perfekten Produkts so wunderbar funktioniert, nicht einfach nehmen und auf die Entwicklung des perfekten Jobs übertragen? Exakt die gleichen Phasen aus dem Design Thinking Prozess kannst du nutzen, um deinen Traumjob zu kreieren – also zu „designen“.
Versuchst du bei der Produktentwicklung in der ersten Phase noch das Problem und den Kunden zu verstehen, machst du bei „Design your Life & Job“ genau das gleiche mit dir selbst. Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Was sind meine Probleme? Wo stehe ich? Bevor diese Fragen nicht ausgiebigst erforscht und beantwortet sind, hast du niemals die passende Basis um dich in die Ideenfindung zu begeben. Wenn ich nicht weiß, welches Problem mein*e Kund*in gelöst haben möchte und woraus dieses Problem konkret besteht, kann ich ihm oder ihr niemals das perfekte Produkt präsentieren.
Erst wenn die Ausgangslage detailliert geklärt ist, begibt sich der oder die Design Thinker*in in die Kreativphase. Um aus altem Denken rauzukommen, holt er oder sie sich Unterstützung von den unterschiedlichsten Menschen. Manche davon kennen Produkt und Branche, andere überhaupt nicht. Mach das genauso: Sprich mit Menschen, die dich kennen aber noch wichtiger, sprich mit Menschen, die dich und deine Situation oder deinen beruflichen Background überhaupt nicht kennen. Du willst ja neue Ideen finden und nicht alte, offensichtlich nicht funktionierende Muster lauwarm weiterköcheln lassen. Mach die unterschiedlichsten Berufstests im Internet oder lies dir Stellenanzeigen aus vollkommen fachfremden Bereichen durch. Sammle Ideen!
Nun gleichst du deine Ideen mit deiner Ausgangslage ab und baust daraus zwei bis drei Jobideen. Deine Prototypen.
Um übertrieben wildromantischen Ideen oder sonstigen geistigen Irrläufern zuvor zu kommen, gehst du nun in die Testphase über. Überlege dir wie du deine Ideen in kurzer Zeit testen kannst. Praktikum, Nebenjob, eigenes kleines Projekt, Menschen befragen. Oft reicht es schon, eine Woche lang einfach so zu tun, als würdest du die Idee wirklich umsetzen – nach einer Woche planen, überlegen und recherchieren hast du viele Erkenntnisse gesammelt.
Design Thinker sprechen gerne von der sogenannten „iterativen Schleife“. Das bedeutet, dass er nach dem Testen nochmal zurück in die Kreativphase (zum Teil auch Verstehen-Phase) springt und seine neuen Erkenntnisse nochmal abgleicht, um letztendlich das finale Produkt zu definieren. Das machst du jetzt natürlich auch! Was hast du gelernt über dich? Über deine Vorstellung einer bestimmten Tätigkeit? Über deine Motivation es durchzuziehen?
Wenn du dir ausreichend Zeit für alle bisherigen Schritte genommen hast und dich intensiv mit ihnen auseinandergesetzt hast, kannst du nun deine finale Idee umsetzen. Das Beste daran: Die Umsetzung halten die meisten Menschen für das schwierigste und anstrengendste. Hast du aber deine Hausaufgaben (die Schritte zuvor) ausführlich genug gemacht, geht die Umsetzung leicht von der Hand.
Von der Methode zur Lebensphilosophie
Im „Design your Job & Life“ sprechen wir gerne von einem Kreislauf. Das bedeutet, dass auch deine finale Idee nicht das ist, was du bis zum Ende deines Lebens machen wirst. Es wird immer wichtig sein, die 5 Schritte neu durchzugehen, um zu sehen, ob noch alles passt oder ob es Stellen gibt, an denen du nachjustieren möchtest. Wenn du diese Philosophie erstmal verinnerlicht hast, ist es kein zielloses umherirren ohne festes Ziel, sondern eine wunderbare, andauernde Entdeckungsreise durch dich und dein Leben.
Steffi Losert ist seit über zehn Jahren selbständig als Coachin für Karriere, Life-Design sowie Stärkenorientierung tätig und seit 2018 Mitgründerin von Aha Retreats. Das Ziel von Aha Retreats ist es, Menschen zu befähigen, ihre ureigenen Stärken, Werte und Bedürfnisse immer besser zu verstehen, um sich damit selbstbewusst ein Arbeits-Lebenskonzept zu kreieren, in dem sie ihre Persönlichkeit voll zur Entfaltung bringen können.