Lobbyismus für den guten Zweck – und warum es auch wichtig für GoodCompanies ist
Viele zucken bei dem Wort Lobbyismus zusammen, doch die Notwendigkeit der Lobbyarbeit ist gerade für Start-ups, NGOs, Sozialunternehmen und Stiftungen unabdingbar.
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Good2Know – Was genau ist Lobbyismus?
Wenn Interessensgruppen – egal zu welchem Thema – versuchen, die Politik zu beeinflussen, nennt man das Lobbyismus. Der Begriff kommt daher, dass der Empfangsraum von Parlamenten “Lobby” genannt wird und dort Gespräche zwischen Politiker*innen und Interessensvertreter*innen zustandekommen können. Denn nicht alle haben Zugang zum Parlament. Natürlich findet mittlerweile dieser Prozess nicht mehr nur in der Lobby statt. Entweder geschieht die Einflussnahme öffentlich in formellen Gremien oder aber informell beim Abendessen. Problematisch ist die daraus folgende Intransparenz. Werden am Ende des Tages vielleicht Entscheidungen aufgrund von Geldflüssen getroffen? Für mehr Transparenz setzt sich zum Beispiel der Verein LobbyControl und die gemeinnützige Organisation abgeordnetenwatch.de ein.
Lobbyismus: Besser als sein Ruf
Oft schwingt bei dem Wort Lobbyismus Unbehagen mit: es kommen einem Assoziationen wie Klüngelei und Korruption oder dass alte weiße Männer Abmachungen hinter verschlossenen Türen treffen in den Sinn. Lobbyismus wird häufig ein ungleiches Machtverhältnis der Akteur*innen gepaart mit fehlender Transparenz nachgesagt – sodass es für Außenstehende oft wie ein undurchsichtiges Geflecht aus Politik und Wirtschaft wirkt.
Dieses Image möchte die Politikwissenschaftlerin, Public Affairs Managerin und Sozialunternehmerin Julia Post ändern. Für sie ist die Lobbyarbeit ein notwendiges Mittel, um eigene Interessen in der Politik zu positionieren - und dies für die gute Sache! Ihre Beratungsagentur „Open Your Window“ hilft vorrangig Vereinen, NGOs oder Stiftungen Lobbyismus für sich zunutze zu machen und keine Scheu vor der Lobbyarbeit zu haben.
Einwegpappbecher adé: Pionierarbeit in der Nachhaltigkeit
Sie hat mit Hilfe von Lobbyarbeit eine große Kampagne mit vielen einzelnen Akteur*innen in die Wege geleitet - mit dem Antrieb, den Kulturwandel im Klima- und Ressourcenschutz einzuläuten. Getreu nach dem Motto „Besser machen statt besser wissen“ hat sie ihre Idee, Einweg-Pappbechern zu verbannen innerhalb von kürzester Zeit umgesetzt: mehr als 500 Gastronomiebetriebe in Deutschland machen bei der Aktion mit, wo Kund*innen ihr eigenes Gefäß zum Abfüllen ihres Kaffees in den Gastrobetrieb mitbringen können.
Politik ist der Hebel zur Veränderung – betätige ihn!
Du hast ein Konzept erstellt, bei dem verpackungsfreie Lebensmittel in Mehrwegverpackungssystemen von den großen Supermarktketten angeboten werden können? Oder dein Projekt verhilft Kindern mit Migrationshintergrund die fehlenden Deutschkenntnisse der Eltern auszugleichen? Du möchtest, dass die CO₂-freie Mobilität in der Stadt durch E-Bikes gefördert wird und hast ein diebstahlsicheres Schloss für E-Bikes entwickelt, sodass jede*r das E-Bike auch für die Stadt nutzen kann? Oder du bist Besitzer*in eines Hofs und hast ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, wie man artgerechte Tierhaltung ohne zusätzliche Kosten realisieren kann?
Für all diese Vorhaben ist vor allen Dingen die Akzeptanz in der Gesellschaft notwendig. Zusätzlich müssen aber auch wichtige Share- und Stakeholder wie Investor*innen, Konsument*innen, Medien, Lieferanten, Handel, Verbände oder eben die Politik überzeugt werden. Vielen fehlt oft der Zugang, das Wissen darüber wer der*die richtige Ansprechpartner*in ist, auf welcher politischen Ebene er*sie sich befindet und wie man ihn*sie am besten kontaktiert. Auch die Frage wie man sich richtig positioniert, mit welcher Strategie und welchen Mitteln der Prozess angegangen wird und wann ein günstiger Zeitpunkt ist, sind häufige Herausforderungen bei der Lobbyarbeit.
Das Rezept für Lobbyarbeit mit Sinn
All diese Fragen beantwortet Julia Post in ihrem Selbstlernkurs „Lobbyismus für die gute Sache“ . Sie möchte ihr Wissen und Erfahrung an andere weitergeben und richtet sich damit vorrangig an NGOs, Stiftungen und Sozialunternehmer*innen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung ermöglicht es absoluten Lobbyismus-Neulingen ihre Lobbyarbeit erfolgreich umzusetzen. Mittels Beispielen wird die Theorie verdeutlicht und trägt zum besseren Verständnis der Thematik bei. Jede Organisation kann mit Hilfe des Workbooks ihre Strategie, Positionierung und Umsetzung für erfolgreiche Lobbyarbeit erarbeiten und dann zur Tat schreiten.
Über die Autorin
Manuela Laura Hentschel ist PR & Marketingexpertin und verhilft sozialen, nachhaltigen und ökologischen Organisationen zur erfolgreichen Kommunikation. Sie möchte die Unternehmen stärken, die einen positiven Impact auf unsere Gesellschaft und Umwelt haben. Ihr Ziel ist es die Bekanntheit der Good Companies zu erhöhen und ihre Relevanz in der Gesellschaft zu steigern. Durch individuelle Kommunikationskonzepte etabliert sie die richtige Message, denn nur wer die Werte Solidarität, Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und Ökologie lebt, kann sie auch authentisch transportieren und andere damit inspirieren.