In diesem Studium dreht sich alles um Genossenschaften
Die Studierenden gründet gleich zu Beginn ihre eigene Genossenschaft – und lernen so unternehmerische Fähigkeiten
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Genossenschaften sind im Prinzip ein schlauer Gegenentwurf zum ungezügelten Kapitalismus: Sie gehen seltener insolvent als andere Unternehmensformen, sind unabhängig der finanziellen Anteile demokratisch organisiert und ihr Unternehmenszweck ist immer der Vorteil aller Mitglieder – kurzfristige Gewinne stehen also hinten an. Trotzdem sind sie nicht allzu weit verbreitet. Lediglich 5514 Genossenschaften gibt es aktuell in Deutschland – die meisten in den Bereichen Banken, Wohnungsbau und Energie. Schon bald könnten es allerdings mehr werden, zumindest arbeitet man an der Hochschule Bremerhaven intensiv daran. Denn ab dem Wintersemester 2018/2019 startet dort ein neuer Studiengang. Sein Ziel: Unternehmertum durch das Gründen von Genossenschaften zu unterrichten.
Das Angebot „Gründung, Innovation, Führung“ ist in Deutschland bislang einzigartig und das Team um Leiter Michael Vogel will einiges anders machen, als bisherige Entrepreneurship Studiengänge. „Bei den aktuellen Angeboten lernen die Studierenden viel Theorie über Unternehmensgründung – wir bringen ihnen die Dinge bei, die sie in der Praxis tatsächlich brauchen“, sagt Vogel.
Das Konzept dazu stammt ursprünglich aus Finnland. Vogel holt es nun als erster in den deutschsprachigen Raum. Team Academy wird es genannt, und hat eine Besonderheit: Jeweils 15 Studierende tun sich hier zu einer Gruppe zusammen und mit dieser gründen sie zu Beginn ihres Studiums eine reale Genossenschaft. Ihren Unternehmensgegenstand wählen sie dabei entsprechend ihrer Interessen. Fest steht allein der künftige Genossenschaftszweck: Lernen im Team, Führen im Team und Entrepreneurship im Team.
Genossenschaften-Studium soll für mehr Nachhaltigkeit beim Lernen sorgen
Für Michael Vogel liegen die Vorteile auf der Hand: „Als erfolgreicher Unternehmer muss man ein Tausendsassa sein. Das ist nicht jeder, doch als Team wird man gemeinschaftlich zu einem.“ Neben der Praxis wird den Studieren den natürlich auch einiges an theoretischem Wissen vermittelt. 40 bis 50 Bücher müsse man lesen, heißt es in der Broschüre des Studiengangs. Die Lerninhalte richten sich nach den Bedürfnissen der Teams, die ihre Unternehmen drei Jahre lang aufbauen.
Die Dozenten verstehen sich dabei als Coaches, die Wissen im Dialog vermitteln. Deshalb gibt es auch keine Vorlesungen und Klausuren, stattdessen aber Module, wie beispielsweise Produktentwicklung oder Marketing. Die Bewertung erfolgt über das Schreiben von Aufsätzen. So will das Konzept Wissen mit persönlichen Erlebnissen verbinden und für mehr Nachhaltigkeit beim Lernen sorgen.