Social Impact

Held*innen in der Corona Krise – „Kein Einsatz wie der andere“

Wir fragen Menschen, die “den Laden am Laufen halten”, wie Corona den Arbeitsalltag verändert und was sie sich für die Zukunft wünschen – Heute mit Jonas, einem Polizisten aus Köln

Leila Miadi

05.05.2020

Held*innen in der Corona Krise – „Kein Einsatz wie der andere“

© Via Pexels

In Krisenzeiten wird uns vieles bewusst, was wir sonst als selbstverständlich hingenommen haben. So ist es momentan auch in der Arbeitswelt: Menschen in systemrelevanten Berufen erleben eine Welle der Dankbarkeit wie nie zuvor. Sie pflegen die Kranken, kümmern sich um unsere Sicherheit, Mobilität und unsere Lebensmittel oder kämpfen “an vorderster Front” gegen COVID-19 an: Krankenpfleger*innen, Kassierer*innen, Polizist*innen und viele mehr.

Heute sprechen wir mit Jonas*, einem Kölner Polizisten, der auch während der Krise wie gewohnt seinem Job nachgeht. Er erzählt, wie die Arbeit der Polizei in dieser Zeit aussieht und was Corona für die Privatperson hinter der Uniform bedeutet.

*Name von der Redaktion geändert

Wie genau lässt sich dein Job beschreiben? Was sind deine konkreten Verantwortungsbereiche, Aufgaben und Herausforderungen?

Ich bin Polizeikommissar der Landespolizei NRW. Seit etwa viereinhalb Jahren bin ich bei der Polizei und seit etwa 1 1/2 Jahren fertig mit meinem Studium und seitdem in Köln tätig. Grundsätzlich ist es Aufgabe der Polizei für die Sicherheit der Menschen zu sorgen. Dies geschieht unter anderem durch das Abwehren von Gefahren und das konsequente Verfolgen strafbarer Handlungen. Konkret bedeutet dies beispielsweise die Überwachung des öffentlichen Straßenverkehrs, Kriminalitätsbekämpfung durch das Kontrollieren verdächtiger Personen oder Fahrzeuge, Schutz bei Veranstaltungen, Nachsorge bei Opfern von Straftaten und vieles mehr.

Was erfüllt dich daran?

Mir war es wichtig, nicht nur im Büro sitzen zu müssen, sondern auch den direkten Kontakt zu Menschen zu haben. Genau dadurch, dass wir bei jedem Einsatz mit anderen Menschen arbeiten, ist kein Einsatz wie der andere. Jedes Mal müssen wir uns auf eine komplett neue Situation einstellen und entsprechend reagieren. Wenn am Ende eines Einsatzes alle Beteiligten mit einem guten Gefühl aus der Sache heraus gehen (soweit dies natürlich möglich ist), bin ich mit mir und meiner Arbeit zufrieden.

Warum gehst du momentan noch jeden Tag zur Arbeit? Warum kannst du nicht zuhause bleiben?

Bei der Polizei handelt es sich um eines der Berufsfelder, die unter die „systemrelevanten Berufe“ fallen. Diese Berufe haben eine wichtige Bedeutung für die Gesellschaft. So müssen die oben beschriebenen Aufgaben,  trotz der schwierigen Situation, in der wir uns momentan befinden, bewältigt und erfüllt werden. Unabhängig von COVID-19 kommt es weiterhin zu Verkehrsunfällen, zu Schlägereien oder zu Betrugsfällen. Außerdem fungiert die Polizei oftmals als Informationssystem, das im Notfall immer erreicht werden kann und Auskunft und Hilfestellungen zu allen möglichen Problemen gibt. Das macht die Polizei in der aktuellen Situation zu einer täglichen Anlaufstelle.

Wie sieht dein Arbeitsalltag momentan aus? Was ist anders als vor Corona?

Bis auf die Umstellung auf 12-Stunden-Dienste, hat sich im Arbeitsalltag nicht allzu viel verändert. 12-Stunden-Dienste bedeutet, dass eine einzige Schicht 12 Stunden dauert. Da unsere normalen Schichten vor Corona in der Regel 8 Stunden betrugen, ist das eine große Umstellung und Herausforderung für uns. Grund dafür ist, den durch den Schichtwechsel entstehenden Kontakt der Kollegen und das damit verbundene Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten. Man richtet sein Augenmerk nun auf zusätzliche Dinge wie den Abstand zu Bürgern und Bürgerinnen einzuhalten. Ansonsten gehen wir weitestgehend unseren normalen Tätigkeiten nach.

Wie schützt du dich vor Corona?

Wir sind mit Schutzanzügen und Schutzmasken ausgestattet worden. Falls es also zu Kontakt mit einer positiv getesteten Person kommt, haben wir die Möglichkeit diese zu tragen. Zudem achten wir alle auf ausreichend Abstand anderen Menschen gegenüber, soweit dies anlassbezogen möglich ist. Meine Familie weiß natürlich um die erhöhte Ansteckungsgefahr durch meinen Beruf. Dementsprechend versuche ich den persönlichen Kontakt zu ihnen so gering wie möglich ausfallen zu lassen.

Wie empfindest du die große Dankbarkeit, die dir jetzt entgegengebracht wird?

Es fällt tatsächlich auf, dass die meisten Menschen mit denen wir zu tun haben es sehr zu schätzen wissen, dass wir unseren Beruf weiterhin ausüben und ihnen in sämtlichen Angelegenheiten helfen. In den letzten Tagen und Wochen habe ich diese Dankbarkeit sehr oft zu hören bekommen und gespürt. Und natürlich gibt mir das ein schönes Gefühl.

Welche konkreten Schritte wünschst du dir von politischer Seite in Bezug auf deinen Beruf? Was wünscht du dir von der Gesellschaft?

In erster Linie wünsche ich mir, dass die Auflagen der sozialen Einschränkung so gut es geht befolgt werden. Nur so können wir meiner Meinung nach in absehbarer Zeit zu einer gewissen Normalität zurückkehren, mit der wir alle leben können.

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    Corona