Erzähl deine Geschichte – so gelingt erfolgreiches Selbstmarketing
Wir Menschen lieben Geschichten! Um andere zu begeistern, ist es Gold wert, sich selbst und die (berufliche) Biografie als zusammenhängende, spannende Erzählung darzustellen.
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Wir Menschen lieben Geschichten! Um andere zu begeistern, ist es deshalb Gold wert, die eigene Person und die (berufliche) Biografie als zusammenhängende, spannende Erzählung darzustellen. So kann gelungene Selbstdarstellung die Eintrittskarte in neue Entwicklungsfelder oder sogar den Traumjob sein.
Wir alle spielen Theater
Wenn wir jemandem begegnen, den wir von uns, unseren Ideen und Kompetenzen oder unserem Produkt überzeugen möchten, dann sollten wir durch eine mitreißende Selbstvorstellung Neugier wecken. Egal ob auf Netzwerkveranstaltungen oder im Jobinterview – erzähle deine Geschichte! Um dabei Wirkung zu erzielen, müssen wir im Vorhinein Antworten auf folgende Fragen entwickeln: Wer bin ich? Was kann ich? Wohin will ich? Selbstkenntnis ist damit das Drehbuch für Selbstdarstellung und wir selbst sind die Bühne, auf der wir spielen.
Alles wirkt
Alles was wir sagen oder verschweigen, was wir tun oder unterlassen, all das hat Wirkung. Ob bewusst oder unbewusst, senden wir beständig Botschaften, manche explizit durch Worte, andere implizit durch nonverbale Signale. Wenn wir uns auf eine Veranstaltung oder einen Bewerbungsprozess vorbereiten, ist es deshalb sinnvoll, sich die eigenen Markenbotschaften bewusst zu machen. Besonders durch solche, die wir unwissentlich, aber stetig verkünden, können wir uns selbst Steine in den Weg legen und den Bewerbungsprozess beschwerlich machen. Ständiges Entschuldigen gehört genauso dazu, wie nervöses Nesteln oder Sätze wie „Zahlen sind nicht so meins!“. Immer wieder sollten wir uns daher selbst die Fragen stellen: Welche Wirkung möchte ich in welchem Kontext erzielen? Erzeugt mein Verhalten die gewünschte Wirkung? Welche Wirkung könnte das, was ich sage, mache oder von mir zeige noch haben?
Unbewusste Botschaften
Weil wir Markenbotschaften oft automatisiert senden und es sich dabei um eingeschliffene Kommunikationsmuster handelt, wissen wir selbst oft gar nicht um unsere typischen Sätze oder Bewegungen und ihre Wirkung auf andere. Indem du Freund*innen, Kolleg*innen, Familienmitglieder oder deine*n Coach*in befragst, kannst du aufschlussreiche Antworten erhalten und Neues über deine Außenwirkung erfahren. Vergleiche die Antworten mit dem was du ausstrahlen möchtest und prüfe, ob Anpassungen notwendig sind, um deine Wunschwirkung zu erzielen. Auf diese Weise erhöhst du deine Selbstkenntnis und verkleinerst deinen blinden Fleck. Es ist empfehlenswert Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zu befragen, da sich je nach Rolle unsere Botschaften unterscheiden können – als Vater sende ich andere Signale als in meiner Angestelltenposition, in meinem Verein wirke ich als Vorsitzende anders als in meiner Sportgruppe.
Storytelling statt Märchenstunde
Bei den allermeisten Menschen sorgt schon allein das Wort Selbstmarketing für Unwohlsein. Ein unbehagliches Gefühl breitet sich im Bauchraum aus, denn unter „sich selbst gut verkaufen“ wird nicht selten Hochstapelei verstanden. Selbstdarstellung ist mit der Sorge verbunden, nicht man*frau selbst sein zu können, sondern etwas vorgaukeln zu müssen. Was aber eigentlich gemeint ist: Die eigene Schokoladenseite in Szene zu setzen. Selbstvermarktung bedeutet also nicht, Märchen zu erfinden, sondern tatsächliche Qualitäten in lebendige Geschichten einzubetten und sie ins Rampenlicht zu stellen. Das gelingt dir nur dann, wenn du sie selbst wahrnimmst und anerkennst. Wer sollte besser wissen, wer du bist und was du kannst, als du selbst?
Selbstdienliche Darstellung
Der erste Schritt gelungener Außendarstellung besteht deshalb im Bewusstmachen und in der Anerkennung der eigenen biografischen Errungenschaften, Qualifikationen, Erfahrungen, Umwege, bewältigten Herausforderungen und Krisen – all dem was dich ausmacht! Denn wie solltest du jemanden von dir überzeugen, wenn du es selbst nicht bist? Insofern gilt es, die vermeintlichen Lücken nicht auf einem Silbertablett zu servieren, sondern stattdessen die eigenen Vorzüge und Kompetenzen in den Fokus zu rücken. Mache deutlich welchen Mehrwert du zu bieten hast!
Eigenlob stimmt
Besonders im Bewerbungsprozess neigen viele Menschen dazu sich selbst klein(er) zu machen. Aus Angst vor übertriebener Selbstinszenierung stellen sie ihr Licht unter den Scheffel. Doch hinter der Bühne wurde noch kein Star entdeckt! Es geht hier nicht um Größenwahn, sondern darum, mein Gegenüber mit all dem, was ich als Person zu bieten habe, zu begeistern. Der Leitsatz sollte hier deshalb sein: „Eigenlob stimmt!“ statt „Eigenlob stinkt“. Die Metapher der Schauspielerei ist insofern hilfreich, als dass jeder Mensch unterschiedliche Anteile in sich trägt und verschiedene Rollen innehat. Indem du weißt, welche Teile deiner selbst du in welcher Situation bewusst in den Vordergrund stellen möchtest, gewinnst du an Sicherheit und Eindruckskraft. Um auf unterschiedliche Kontexte vorbereitet zu sein, hilft ein ausgearbeiteter Elevator Pitch, der je nach Bedarf angepasst werden kann. Natürlich will authentische Außendarstellung geübt sein. Wenn du dabei das Spielerische in den Vordergrund stellst, dann macht es Freude aus dem Profilfundus zu schöpfen und ihn anderen zur Verfügung zu stellen!
Selbstcoachingfragen
Kompetenzen & Alleinstellungsmerkmale
- Was kann ich?
- Was würde mein*e beste Freund*in, meine Eltern, mein*e Chef*in (oder andere) sagen, was ich besonders gut kann?
- Wo macht mir niemand etwas vor?
- Was macht mich unverwechselbar?
- Welchen Mehrwert biete ich?
Außendarstellung
- Welche Wirkung möchte ich erzielen?
- Welche Botschaften sende ich?
- Was melden mir andere zurück, wie ich wirke? Entspricht das meiner gewünschten Wirkung?
- Was kann ich tun, damit andere mich so erleben, wie ich es mir wünsche?
Zum Weiterlesen
Spall, C. & Schmidt, H. J. (2019). Personal Branding. Was Menschen zu starken Marken macht. Springer.
Reulein, D. (2014). Selbstmarketing für Bewerber. Wie Sie Ihr berufliches Profil schärfen und sich erfolgreich bewerben. Springer.
Goffman, E. (2003). Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. Piper.
Katharina Schuler arbeitet als Psychologin und Beraterin mit Klient*innen zu Themen der beruflichen Orientierung und persönlichen Entwicklung. Ihre Mission: Menschen auf dem Weg zu mehr Selbstkenntnis, mehr Wachstum und mehr Sinn zu begleiten. Sie liebt den Zauber von Veränderungen und Neuanfängen!