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Digitalisierung in der Pflege – Wie die Hamburger Diakonie Standards definiert

Arbeit erleichtern, Vereinsamung entgegenwirken und im Innen und Außen für positiv emotionale Momente sorgen: Das schafft die Diakonie Hamburg. Welche Maßnahmen erfolgreich waren.

Jule Leiermann

26.05.2021

Digitalisierung in der Pflege – Wie die Hamburger Diakonie Standards definiert

© iStock 

Die Digitalisierung ist in den letzten 10 Jahren so schnell vorangeschritten, wie kaum eine gesellschaftliche Veränderung bisher. Neue Tools, Gadgets und Services erleichtern den Alltag, fördern die Kommunikation und sorgen für wissenschaftliche Durchbrüche. Auch in vielen Seniorenheimen und Altenpflegeeinrichtungen werden digitalisierte Maßnahmen genutzt, um Bewohnern noch schneller helfen zu können und die Mitarbeiter*innen zu entlasten

Digitale Dokumentation in Pflegeheimen

Die digitale Dokumentation von Patientendaten erleichtert die Arbeit von Pflegekräften und lässt ihnen so deutlich mehr Zeit für die emotionale und körperliche Pflege der Bewohner*innen. Beinhalten muss ein Bericht unter anderem das aktuelle Befinden, besondere Vorkommnisse, Pflegeplanung und vieles mehr. Handschriftlich diese Informationen gesammelt, anschaulich und präzise festzuhalten, stellt eine Belastung an der zu pflegenden Person dar und raubt ihr Zeit. Das Theodor-Fliedner-Haus in Hamburg hat das Problem bereits 2016 erkannt: „Alle unsere Pflegekräfte haben dezentral (also auch im Bewohnerzimmer) Zugriff auf die gesamte Pflege- und Betreuungsdokumentation der von ihnen versorgten Bewohner*innen. Sie können sehen, welche Pflegeleistungen bereits erledigt und welche noch offen sind, Vitalzeichen dokumentieren oder auch die ärztlichen Verordnungen anschauen“ verdeutlicht Christian Bergmann, Leiter der Einrichtung.

Nach Einzelschulungen und anfänglicher Skepsis hat gerade die Pandemiezeit noch einmal deutlich gezeigt, wie vorteilhaft die Möglichkeit der digitalen Dokumentation ist, da dadurch auch die Nutzung der PC-Arbeitsplätze entlastet werden und unnötige Kontakte zwischen den Pflegekräften vermieden werden konnten.

Videocalls und digitale Events mit Ü80

Nicht nur Pflegekräfte profitieren von digitalen Lösungen am Arbeitsplatz. Auch Bewohner*innen von Pflegeheimen haben – besonders in der Pandemiezeit – Tablets nutzen und lieben gelernt. Durch regelmäßige Videotelefonie mit ihren Angehörigen sowie Veranstaltungen und Andachten per Zoom-Konferenz wurde unter anderem im ELIM Seniorenzentrum Hamburg-Eppendorf der Vereinsamung der Bewohner*innen durch Besuchsbeschränkungen entgegengewirkt. Jürgen Heinisch, Einrichtungsleiter vom ELIM Eppendorf, gibt Einblicke: „Wir haben bereits im März 2020, also ganz zu Beginn der Pandemie, ein Tablet angeschafft. Die Angehörigen wurden über die neue Möglichkeit der Kommunikation informiert und schon eine Woche später fand der erste Videoanruf statt.“ 

Was für Digital Natives und die Gen Z erstmal unaufregend klingt, war für das Pflegeheim eine große Neuheit. Immerhin hat die Mehrheit der Bewohner*innen noch nie mit Technik oder Internet zu tun gehabt. „Die Videoanrufe wurden und werden von Mitarbeiter*innen der sozialen Betreuung begleitet. Trotzdem haben einige Bewohner*innen nicht direkt verstanden, was genau sie auf den Tablets gerade sehen und woher die Stimmen ihrer Angehörigen kommen. Inzwischen haben sich die Bewohner*innen aber gut daran gewöhnt und sprechen nun auch mit Söhnen, Töchtern und Enkelkindern im Ausland so emotional, als wären sie im gleichen Raum“, erklärt Heinisch.

Digitales Recruiting und Employer Branding in der Altenpflege

Online Stellenausschreibungen und Karriereportale sind auch in der Pflege schon seit längerer Zeit angekommen. Doch trotzdem sind die Resonanzen durch Bewerbungen nicht hoch genug. Was es also braucht, sind Employer Branding Maßnahmen, die sowohl analog als auch digital stattfinden. Mit dem Instagram Kanal @mehralspflege geht die Diakonie Hamburg unter der Kampagne Diakonie pflegt nun genau diesen Weg. Seit dem 6. April 2021 zeigt der Kanal echte Geschichten, Personen und Herausforderungen in der Altenpflege in diakonischen Einrichtungen. Ziel ist es, das Image des Berufes auf der einen Seite zu emotionalisieren – denn der Kontakt zu Bewohner*innen einer Altenpflegeeinrichtung ist intensiv und nah. Auf der anderen Seite sollen die Inhalte aber auch die Professionalität des Jobs verdeutlichen. Denn: Altenpflege ist nicht nur Körperpflege sondern ein systemrelevanter Beruf, der sehr viel medizinisches Wissen fordert. Um die Inhalte so alltagsnah wie möglich zu gestalten, sind inzwischen zehn Pflegeinfluencer*innen an Bord des Projekts. Jede*r von ihnen arbeitet in einer diakonischen Altenpflegeeinrichtung und lebt den Job mit vollem Herzen – Tag für Tag.

 


 

Über 80 diakonische Pflege-Einrichtungen an über 120 Standorten in ganz Hamburg machen wohnortnahe Unterstützung für Pflegebedürftige und Angehörige möglich. Um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken, startete die Diakonie Hamburg bereits 2017 die Aktion „Mehr als Pflege“ um Mitarbeitende in den Fokus zu rücken. Der Gastartikel wurde von Jule Leiermann, Projektleitung von @mehralspflege bei der Diakonie Hamburg, erstellt.

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