Karriere

So wird dein Praktikum zum Erfolg

Praktika sind wertvolle Praxiserfahrung. Es verschafft dir einen Vorsprung zu Mitbewerber*innen mit vergleichbarer Qualifikation. Was macht ein erfolgreiches Praktikum aus?

Marcel Rütten

14.08.2020

So wird dein Praktikum zum Erfolg

© CoWomen via Unsplash

Ein Praktikum ist sinnvoll, wenn du dein Profil um Praxiserfahrung anreichern möchtest, weil dein Studium eine reine Trockenübung ist. Außerdem kann es dir einen Vorsprung zu deinen Kommiliton*innen verschaffen, die eine vergleichbare Qualifikation haben. Doch was macht ein erfolgreiches Praktikum aus?

1. Aufgabengestaltung

Nichts ist enttäuschender als ein langweiliges Praktikum. Die inhaltliche Ausgestaltung der Aufgaben und Tätigkeiten spielt daher wohl die wichtigste Rolle. Grundsätzlich sollte es für dich darum gehen, dass du dir am Ende des Praktikums ein realistisches Bild vom zukünftigen Job verschaffen konntest. Für die Aufgabengestaltung bedeutet das, dass ein ausreichendes Maß an Autonomie vorhanden sein sollte, damit du in der Lage bist, Aufgaben selbstständig zu bewältigen. Dies erfolgt beispielsweise durch die Übernahme von eigenen (Teil-) Projekten, die sich in der sehr begrenzten Zeit eignen. Darüber hinaus sollten die Aufgaben anspruchsvoll gestaltet werden und die Möglichkeit gegeben sein, dass du eigene Ideen einbringen kannst. Dein Praktikum sollte außerdem abwechslungsreich sein und eine hohe Aufgabenvielfalt aufweisen. Dies führt dazu, dass der gewährte Einblick in das Berufsfeld und die Branche deutlich breiter und weniger monoton ist.

2. Lernen

Der Faktor Lernen charakterisiert das eigentliche Wesen deines Praktikums. Schließlich absolvierst du ein Praktikum als Ergänzung zu deinem Studium mit der Zielsetzung, im Betrieb etwas zu lernen, was du durch den theoretischen Teil deines Studiums nicht abdecken kannst. Aber die Einblicke, die dir Unternehmen während der Praktikumszeit gewähren, unterscheiden sich teils sehr stark in der Tiefe und Breite. Damit die Praktikumszeit deinen Erwartungen entspricht, solltest du gemeinsam mit deiner*deinem Mentor*in bereits zu Beginn Lernziele vereinbaren, die aus Sicht der beiden Parteien bis zum Ende des Praktikums erreicht werden können. Um eine hohe Zufriedenheit zu erreichen, solltest du unbedingt 
deine Interessen preisgeben, so dass Lernziele individuell vereinbart werden und deine Lernkurve ein zufriedenstellendes Maß erreicht. Zum Faktor Lernen gehört ebenfalls eine gelebte Fehlerkultur. Als Praktikant*in musst du die Möglichkeit bekommen, dich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Dazu gehört auch, dass du unter Umständen Dinge falsch machen darfst, ohne dafür die volle Verantwortung übernehmen zu müssen. Im Idealfall wandelst du diese Erfahrungen durch Feedback in Kompetenzen um.

3. Feedback

Damit du dich stetig verbessern kannst und gemachte Fehler sich nicht unbedingt wiederholen, ist laufendes und konstruktives Feedback unabdingbar. Für dich wird durch die ständige Rückmeldung deiner Mentor*innen deutlich, dass sich jemand ernsthaft mit deinen Themen auseinandersetzt und dir Vorschläge macht, wie du deine Kenntnisse und Fähigkeiten in Zukunft noch besser einsetzen kannst. Feedback kann außerdem als Einladung zu mehr Eigenverantwortlichkeit betrachtet werden. So kannst du über die bisherige Zeit reflektieren und deine Herangehensweise falls notwendig verändern beziehungsweise verbessern. Ganz elementare Bestandteile deines Praktikums sollten daher Zwischen- und Abschlussfeedbacks sein. Zwischenfeedbacks können dabei sowohl laufend von allen Teammitgliedern oder institutionalisiert durch eine*n Mentor*in gegeben werden. Sie führen dazu, dass die weitere Entwicklung des Praktikums positiv beeinflusst werden kann. Abschlussfeedbacks sind eine gute Möglichkeit, um über die gesamte Praktikumszeit zu reflektieren. Durch die enge Anbindung an die Praktikantenbetreuung der jeweiligen Fachabteilungen, sind bilaterale Rückmeldungen für dich ebenso wertvoll. Das Gleiche gilt umgekehrt genauso. Durch dein ständiges Feedback erhalten Mentor*innen die Chance, einen ungefilterten Blick auf ihr Verhalten und ihre Prozesse zu werfen.

4. Teamklima

Da das Praktikum oft die erste berufliche Station von jungen Menschen ist, ist das Teamklima ein maßgeblicher Faktor für die Zufriedenheit. Du solltest daher unbedingt darauf achten, dass Arbeitgeber dich als vollwertiges Teammitglied betrachten und dir auf Augenhöhe begegnen. Obwohl du als Praktikant*in nur für eine sehr begrenzte Zeit in dem Unternehmen tätig bist, wäre es fatal, wenn du das Gefühl hast, als Mitarbeiter*in zweiter Klasse betrachtet zu werden. Eine Einbindung ins Team auf Augenhöhe kann beispielsweise durch die selbstverständliche Teilnahme an regelmäßigen Meetings stattfinden. Darüber hinaus solltest du auf eine freundliche Arbeitsatmosphäre oder die wertschätzende Zusammenarbeit untereinander achten. Auch die Identifikation der Mitarbeiter*innen mit dem Unternehmen oder dasVerhältnis zu Vorgesetzten gibt dir Aufschluss darüber, ob das kollektiv gelebte Verhalten der Organisation deinen Wünschen entspricht. Der Faktor wird zusätzlich durch Maßnahmen wie Afterworks & Co. gestärkt, die der besseren internen Vernetzung von Mitarbeiter*innen dienen. 

5. Arbeitszeit

Die Arbeitszeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl deines Praktikums. Flexible Arbeitszeiten gehören zum Selbstverständnis moderner Arbeitgeber. Starr reglementierte Vorgaben passen nur selten zu deinem Studium und können eine gravierende Belastung in deiner Studienplanung oder deiner persönlichen Lebensführung sein. Einzuhaltende Fristen im Studium, unterschiedliche Privatinteressen, wechselnde familiäre Situationen, etwa bedingt durch Kinder oder einen Pflegefall – auf all das nimmt das Angebot von flexiblen Arbeitszeiten auch für Praktikant*innen Rücksicht. Der Beschäftigungsumfang deines Praktikums muss nicht automatisch bei einer vollen Stelle liegen. Für Praktikant*innen, die ihr Praktikum neben dem Studium absolvieren, sind unter Umständen Seminarzeiten wichtig. Manche wiederum kombinieren ihr Praktikum mit ihrer Abschlussarbeit. Gerade wenn du wichtige oder dringende Termine im Studium einhalten musst, bist du oft auf freie Tage oder Stunden angewiesen. Dafür stehst du vielleicht zu anderen Phasen in der Woche evtl. auch länger zur Verfügung und kannst dann zu Zeiten arbeiten, die sonst für das Unternehmen schwer abzudecken sind. Je nach persönlicher oder privater Situation sind Teilzeitangebote sehr spannend und geben im Zweifel den Ausschlag für einen Arbeitgeber. Entscheidender als eine Vollzeitstelle ist eher die Frage, ob die Gesamtzahl der Stunden ausreicht, deine geplanten Lerninhalte in vollem Umfang zu erreichen. Darüber hinaus hängt die Länge der Arbeitszeitstark mit deiner Zufriedenheit zusammen. So wirken sich beispielsweise eine höhere Anzahl von vertraglich vereinbarten Wochenstunden oder regelmäßige Überstunden negativ auf deine Work-Life-Balance aus. Eine flexible Arbeitszeitgestaltung kann daher bedeuten, dass du ausreichend Zeit für dein Studium hast und dennoch ein gehaltvolles Praktikum absolvierst.

6. Führung und Betreuung

Wie viel Einfluss haben gute Führung und eine intensive Betreuung auf ein erfolgreiches Praktikum? Grundsätzlich ist es wichtig, dass du eine feste Ansprechperson im Unternehmen hast. Diese Person übernimmt nicht nur das Mentoring und die(fachliche) Einarbeitung, sondern gibt dir zudem noch regelmäßiges und konstruktives Feedback. Die Qualität der Führung ist außerdem für eine erneute Bewerbung entscheidend. Bist du zufrieden mit dem oder der direkten Vorgesetzten, steigert das natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass du dich nach dem Studium erneut dort bewirbst oder den Arbeitgeber weiterempfiehlst. Doch auch die Hilfsbereitschaft aller Kolleg*innen spielt eine entscheidende Rolle für deine Zufriedenheit in Bezug auf das Mentoring.

7. Vergütung

Wie relevant ist die Vergütung für ein erfolgreiches Praktikum? Ab wann empfinden andere Praktikant*innen die Bezahlung als angemessen? Spielt die Höhe der Vergütung für die Zufriedenheit eine Rolle? Die Vergütung von Praktika wurde durch das in 2015 in Kraft getretene Mindestlohngesetz stark beeinflusst. Das Gesetz findet jedoch keine Anwendung bei Pflichtpraktika und bei allen Praktikumsarten, die nicht länger als drei Monate andauern. Durchschnittlich beträgt die 
Vergütung von Praktikant*innen in Deutschland laut der Studie „CLEVIS Future Talents Report 2020“ etwas über 1.000 Euro. Beachtlich ist dabei, dass knapp 97% aller Praktika in Deutschland bezahlt werden, obwohl nur etwa 47% nach dem Mindestlohngesetz überhaupt vergütet werden müssten. Zusätzliche Benefits können dir durch Vergünstigungen oder Essens- bzw. Fahrtkostenzuschüssen in Form von steuerfreien Sachbezügen geboten werden. Eine hohe Vergütung garantiert jedoch nicht automatisch ein grandioses Praktikum, denn sie lässt nahezu keine Aussage über die Arbeitgeberqualität zu. Außerdem ist die Vergütung ab einer gewissen Höhe nicht mehr ausschlaggebend. Vielmehr müssen die bisher genannten Faktoren stimmen, da sie einen deutlich höheren Einfluss darauf haben, ab wann dein Praktikum zum Erfolg wird.

 

Marcel Rütten ist seit mehr als 10 Jahren im Personalmanagement tätig und gilt als einer der Experten rund um das Thema Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting in Deutschland. Seine Konzepte im HR-Bereich wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. In seinem Blog HR4Good beschäftigt er sich mit Ideen, Innovationen und Trends im Personalmanagement.