Karriere

Aus Gemeinschaft schöpfen – Erfolgreich durch Netzwerken

Wie wir unser reiches Netzwerk nutzen können, um Fragen zu unseren Karriereplänen zu beantworten oder sogar einen Job zu ergattern.

Katharina Schuler

29.09.2020

Aus Gemeinschaft schöpfen – Erfolgreich durch Netzwerken

© Omar Flores via Unsplash

Häufig begeben wir uns still und leise auf die Suche nach Antworten. Oder Jobs. Wir reden wenig über unsere Fragen und Ziele und je länger wir dran sind, desto mehr gerät unser Vorhaben in den Hintergrund. Dabei können wir unser reiches Netzwerk nutzen, um Fragen zu beantworten oder gar einen Job zu ergattern.

Regeln des Netzwerkens

1. Formuliere dein Ziel oder Thema
2. Erstelle eine Netzwerkübersicht
3. Wähle deine Gesprächspartner*innen
4. Schätze dein Gegenüber wert
5. Zeige Interesse und Ausdauer

Zielklarheit

Um Antworten zu finden, muss ich meine Frage kennen. Sonst verhält es sich mit dem Netzwerken wie mit der Suche nach der bekannten Nadel im Heuhaufen – ein aussichtsloses Unterfangen. Deshalb empfiehlt es sich, ein Thema oder eine Frage möglichst knapp und präzise zu formulieren und am besten gleich in der Mitte eines großen Blattes zu notieren. Das können private Fragen wie „Urlaub im Umland trotz Corona?“ oder „Wohnung in Leipzig gesucht“, aber auch berufliche Themen wie „Neue Herausforderung in einer Werbeagentur“ oder „Gute Weiterbildung im Bereich Sozialrecht“ sein. Wenn dein Ziel klar ist, kannst du im nächsten Schritt dein Netzwerk beleuchten. Dein Thema wird dir als Leitstern dienen, sodass du immer wieder prüfen kannst, ob du noch auf dem richtigen Kurs bist.

Von Quellen und Goldgruben

Die Quellen, aus denen du deine Netzwerkpartner*innen erschließen kannst, sind unbegrenzt und können alle Lebensbereiche betreffen. Dabei kannst du deine gesamte Berufsbiografie, die Stationen deiner Ausbildung, Weiterbildungen und Kongresse ausschöpfen, aber auch deine Familie, Freund*innen- und Bekanntenkreise befragen. Ebenso können sich Gruppen aus dem Freizeitbereich, wie Sportvereine und Singkreise als echte Goldgruben herausstellen. Und zu guter Letzt sind auch deine alltäglichen Kontakte beim Hundespaziergang, in der Bäckerei oder bei der Physiotherapie nicht zu unterschätzen. 

Netzwerklandkarte

Die Netzwerkübersicht kannst du zum Beispiel in Form einer Mind-Map anlegen, mit deinem Thema in der Mitte als Dreh- und Angelpunkt. Auf der ersten Ebene um deine Frage herum stehen meist Stationen deines Lebenslaufs oder größere Menschengruppen, wie ganze Organisationen, auf der zweiten Ebene kleinere Gruppen, wie Teams und auf der dritten Ebene einzelne Menschen. Am besten notierst du zu jeder Person sogar die entsprechenden Kontaktdaten, wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummern oder auch Orte, die als „zufällige“ Treffpunkte dienen könnten. Auf der vierten und weiteren Ebenen können dann Menschen stehen, zu denen du keinen unmittelbaren persönlichen Kontakt hast, die du aber über dein Netzwerk erreichen kannst. So kann deine Landkarte im Rahmen deiner Netzwerkaktivitäten immer weiterwachsen. Beispielsweise könnte das der Cousin einer Freundin sein, der einen einsamen Campingplatz in der Eifel kennt, der noch nicht die Runde gemacht hat. Oder aber die Schwägerin deines Physiotherapeuten, die gerade eine Agentur gegründet hat. Wenn zeichnen gar nicht deins ist, gelingt eine Übersicht beispielsweise auch mit Hilfe einer Excel-Tabelle.
Nimm dir für diesen Schritt ausreichend Zeit und sei erfinderisch. Es ist wie beim Streichen: Das gründliche Abkleben macht viel Arbeit – aber es lohnt sich!

Wähle mit Bedacht

Nun hast du deine Goldgruben und Quellen ausgemacht, aber bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt und aus Quellen unterhalb von Kuhweiden sollte man nicht gleich trinken (hier empfiehlt sich ein Kohlefilter). Um dem eigenen Ziel näher zu kommen und vielversprechend zu netzwerken, lohnt es sich daher, bewusst auszuwählen. Wenn du deine Netzwerklandkarte scannst, kannst du nach Menschen Ausschau halten, die schon dort sind, wo du hinwillst oder nach solchen, die auf dem gleichen Weg sind wie du. Manchmal braucht es hier ein „Um-die-Ecke-Netzwerken“, aber achte darauf, dass du die Umwege mit der schönsten Aussicht und saftigsten Wiesen wählst. Bestimme also deine erste Anlaufstelle – es kann los gehen! Noch eine kleine Anmerkung: Netzwerken ist wie Muskeltraining, man startet nicht mit 100kg auf Beinpresse, also auch nicht mit dem CEO. Erzähle doch erst einmal deiner Nachbarin bei einer Begegnung im Hausflur davon, dass du dich gerade beruflich umorientierst und für welche Themen du brennst.

Geschenke und Wünsche

Wir können davon ausgehen, dass Menschen erst einmal gerne helfen. Wir fühlen uns gut, wenn andere das brauchen können, was wir zu bieten haben. Mach dir also bewusst: So geht es auch den Menschen in deinem Netzwerk, wenn du sie um Rat fragst. Sei dir also sicher, du gehst nicht auf die Nerven, vorausgesetzt du beherzigst einige Regeln:

1. Wähle einen guten Zeitpunkt und Kanal aus. Das kann je nach Beziehung zu einer Person sehr unterschiedlich ausfallen.

2. Lasse dein Gegenüber wissen, warum du genau sie*ihn ansprichst. Spiegel ihr*ihm ihre*seine Kompetenzen und lass sie*ihn wissen, dass du sie*ihn dafür wertschätzt.

3. Bring auf den Punkt, was du brauchst und nimm nicht mehr Zeit als nötig in Anspruch.

4. Bedanke dich und biete an, dich mit einem Kaffee oder einem anderen Gefallen zu revanchieren. 


Beim Netzwerken kommt es darauf an, meist in kurzer Zeit die wichtigsten Informationen zu geben und im Gedächtnis zu bleiben. Gelungenes Selbstmarketing ist hier also genauso gefragt wie im Jobinterview, damit sich Menschen an dich erinnern, wenn sie einen Urlaubsgeheimtipp bekommen, von einer leeren Wohnung in Leipzig oder vom Top-Anbieter für Weiterbildungen in Sozialrecht erfahren.

Let it grow

Wie bei so vielen Kompetenzen (oder beim Muskeltraining, siehe oben) ist auch beim Netzwerken die Übung entscheidend. Je mehr Situationen du nutzt, in denen du deine Netzwerkfähigkeit erproben kannst, desto leichter wird es dir fallen. Das können – müssen aber nicht – Netzwerkveranstaltungen sein, aber auch alltägliche Situationen, die (fast) zufällig zustande kommen. Manchmal kann auch ein*e Coach*in helfen, den Netzwerkfokus zu schärfen und dem eigenen Elevator Pitch den letzten Schliff zu verleihen. Das Dranbleiben ist in jedem Fall entscheidend. Lass dich nicht entmutigend, sondern mach es zur persönlichen Challenge, deine Komfortzone auszudehnen und über dich hinaus zu wachsen.

Selbstcoachingfragen

• Was genau will ich wissen/herausfinden/erreichen?

• Aus welchen Lebensbereichen erschließe ich mein Netzwerk?

• Ausbildung, Arbeit, Freundschaften, Familie, Bekannte, Nachbarschaft, Vereine, Interessen, ...?

•Wer ist wertvoll für mein Vorhaben? Mit wem habe ich wo zusammengearbeitet, Urlaub verbracht, Sport gemacht, Veranstaltungen organisiert, zu Abend gegessen, ...?

• Wofür schätze ich diese Person am meisten? Was bewundere ich an ihr? Warum befrage ich sie zu genau diesem Thema?

• Wann ist ein guter Zeitpunkt für die Kontaktaufnahme? Was ein guter Kanal oder Ort? Morgen, mittags, abends? Werktags oder Wochenende? Persönlich oder online? Telefon, E-Mail, Social Media? In der Kaffeeküche am Arbeitsplatz, beim Volleyballtraining in der Umkleide, nach der Chorprobe bei einem Drink?

• Womit könnte ich mich revanchieren? Eine Tasse Kaffee, ein Gefallen, eine nette Dankeskarte?


Katharina Schuler arbeitet als Psychologin und Beraterin mit Klient*innen zu Themen der beruflichen Orientierung und persönlichen Entwicklung. Ihre Mission: Menschen auf dem Weg zu mehr Selbstkenntnis, mehr Wachstum und mehr Sinn zu begleiten. Sie liebt den Zauber von Veränderung und Neuanfängen!