Bewerbung mit Sinn – Tipps für ein authentisches Motivationsschreiben
Das Motivationsschreiben bietet eine Möglichkeit, sich außerhalb des CVs zu präsentieren. Wir haben mit Svenja Ehlerding - die HR Managerin von HYDROPHIL - gesprochen.
© Hydrophil
Das Motivationsschreiben: nichts für Freund*innen des „Copy-Paste-Bewerbungsverfahren“. Dafür bietet es eine wertvolle Möglichkeit, die intrinsische Motivation hervorzuheben. Wir haben Svenja Ehlerding – die HR Managerin von HYDROPHIL – gefragt, wie wichtig das individuelle Anschreiben noch ist und worauf sie dabei wert legt.
In euren Jobausschreibungen von HYDROPHIL betont ihr, dass ihr euch das Motivationsschreiben „tatsächlich“ durchlest. Was hältst du von dem Trend, auf ein Anschreiben zu verzichten, wie z.B. bei der Deutschen Bahn?
Ehrlich gesagt nichts. Wir stellen in unseren Stellenausschreibungen bewusst 3 Fragen, die wir in dem jeweiligen Anschreiben gerne beantwortet hättet. Das ermöglicht uns schon einmal einen ersten Eindruck und zu checken, ob die Person zu unserem Unternehmen passt. Im Lebenslauf zählen ja lediglich die „Hardfacts“. Aus meiner Sicht ist das Anschreiben, beziehungsweise das Motivationsschreiben genauso wichtig wie die bisherige Vita.
Welchen Satz kannst du nicht mehr lesen und welcher Satz hingegen bringt Bewerber*innen in die zweite Runde?
Da würde ich mich ungerne festlegen. Es gibt nicht „den“ Satz, der für mich ein absolutes No-Go ist oder den einen Satz, den ich besonders gerne lese. Es geht grundsätzlich um Authentizität und ein rundes Gesamtbild. Zusammenkopierte Schreiben fallen da meist schnell auf. Wenn ich über das Schreiben den Eindruck gewinne, dass eine ehrliche Motivation mitschwingt und jemand wirklich Lust hat, dann weckt das auf jeden Fall mein Interesse.
Was darf deiner Meinung nach in keinem Motivationsschreiben fehlen und was sollte unbedingt fehlen?
Wie gerade schon angedeutet, zeichnet sich ein interessantes Motivationsschreiben für mich dadurch aus, dass ich daraus erkenne, wieso sich der oder die Bewerber*in für den Job bewerben möchte. Und das ist in den meisten Fällen ja total individuell! Im Klartext: Floskeln helfen hier nicht weiter, wir möchten wissen, warum genau diese Person genau diese Stelle in diesem Unternehmen übernehmen möchte.
Was ist für dich wichtiger: der Lebenslauf oder das Motivationsschreiben? Und was liest du zuerst?
Beides hat seine Berechtigung, aber es sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Ich schaue meist zuerst auf den Lebenslauf, da ich mir hierüber einen schnellen Überblick über die bisherige Vita der Person verschaffen kann. Das Motivationsschreiben ist dabei nicht weniger relevant. Die Fakten aus dem Lebenslauf werden hier mit Leben gefüllt, man lernt die Person dahinter ein Stück weit kennen und erfährt im besten Fall, was sie antreibt, warum sie uns kennenlernen möchte und warum wir sie kennenlernen sollten.
Wie viel Wert legst du auf korrekte Rechtschreibung oder einen besonders kreativen Schreibstil?
Auf korrekte Rechtschreibung lege ich großen Wert. Für mich ist das ein erstes Indiz, ob jemand beim Schreiben des Bewerbungsschreibens die Zeit und Mühe investiert hat, nochmal zu checken, ob die äußere Form stimmt. Über besonders kreative aber vor allem auf das Unternehmen angepasste Bewerbungen freue ich mich, da es ein Hinweis auf eine besondere Motivation für den Job ist. Bei wirklich außergewöhnlich guten Bewerbungen gebe ich dieses auch direkt als Lob an die Bewerber*innen zurück, um zu zeigen, dass wir deren Arbeit wertschätzen.
Wie findest du die intrinsische Motivation der Bewerber*innen heraus, ohne die Person persönlich gesehen zu haben?
Ganz gute Indizien sind tatsächlich immer, welchen Beschäftigungen die Bewerber*innen abseits ihres Berufslebens noch nachgehen. Klar, der bisherige Karriereverlauf kann auch Aufschluss darüber geben ob jemand – wie in unserem Fall – für die Themen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit brennt. Wenn jemand aber bislang noch nicht in diesem Bereich tätig war, dafür aber Ehrenämtern nachgeht oder sich politisch engagiert, kann das genauso überzeugend sein. Und natürlich über das Motivationsschreiben. Hier haben Bewerber*innen die Möglichkeit glaubhaft zu machen, dass sie sich bewerben, weil sie wirklich Lust auf den Job haben!
Angenommen, Nachhaltigkeit spielt in meinem Leben eine große Rolle: sollte ich das in der Bewerbung bei einer nachhaltigen Organisation erwähnen oder ist das too much und wirkt aufgesetzt?
Ich würde unbedingt dazu raten das zu erwähnen! In unserem Fall ist Nachhaltigkeit einer unserer wichtigsten Werte und natürlich sind wir daran interessiert auch weiterhin mit Menschen in unserem Team zu arbeiten, denen das Thema ebenso eine Herzensangelegenheit ist. Aufgesetzt wirkt es dann, wenn es genannt aber nicht glaubhaft vermittelt wird und dekontextualisiert in der Bewerbung steht. Insofern wäre mein Tipp zu erklären oder zu belegen, warum die Person sich mit dem jeweiligen Wert identifizieren kann.
Thema Quereinsteiger: was sollte im Anschreiben beachtet werden? Ist eine Begründung des Karrierewechsels erwünscht?
Ich stehe Quereinsteigern grundsätzlich sehr positiv gegenüber! Gerade wenn ein Wechsel zu einem Social Business ansteht, handelt es sich oft um Menschen, deren intrinsische Motivation für den Karrierewechsel besonders hoch ist. Eine individuelle Begründung parat zu haben, ist da sicher nicht verkehrt. Spätestens im Vorstellungsgespräch würde ich da auch definitiv nachhaken und zwar nicht, weil dieser Wunsch nach Veränderung negativ behaftet ist, sondern einfach, weil ich es tatsächlich für eine spannende Frage halte.
Und wie sieht es mit Berufseinsteiger*innen aus: Wenn ich nicht mit Erfahrungen punkten kann – wie kann ich euch am besten überzeugen?
Bewerber*innen haben auch hier im Motivationsschreiben die Möglichkeit, deutlich zu machen, dass und warum sie ein wirkliches Interesse an der entsprechenden Stelle haben. Praktika sind da natürlich von Vorteil, aber wenn wir das Gefühl haben, jemand passt als Person total gut zu uns, laden wir sie auf jeden Fall zum Vorstellungsgespräch ein, wo sie noch einmal die Möglichkeit bekommt, diesen Eindruck zu untermauern. Alle Menschen, die wir nach einem Vorstellungsgespräch interessant finden, laden wir außerdem noch einmal zu einem Probetag zu uns ein. Das gibt beiden Seiten die Möglichkeit zu checken, ob man sich die Zusammenarbeit im Team längerfristig vorstellen kann.
Wie gehe ich am besten mit meinen Lücken im Lebenslauf um? Sollte ich sie im Anschreiben nochmal aufnehmen oder lieber unerwähnt lassen und bis zum Gespräch abwarten?
Lücken müssen prinzipiell nichts Schlechtes sein. Sie aufnehmen und begründen, würde ich in jedem Fall.
Hast du ein gelungenes Beispiel für eine kreatives Motivationsschreiben, das dich total aus den Socken gehauen hat?
Eine Person hat ihr Motivationsschreiben derart aufgebaut, dass sie ihre persönlichen Werte mit denen von HYDROPHIL verglichen hat. Das ist ein schönes Beispiel, da die Person gleichermaßen zeigen konnte, dass sie sich mit unserem Unternehmen und unserer Marke auseinandergesetzt hat und zudem ihre persönliche Motivation deutlich machen konnte, sich bei uns zu bewerben.
Würdest du behaupten, dass nachhaltige oder soziale Unternehmen besonders viel Wert auf das Motivationsschreiben legen?
Ich würde ungerne so weit gehen, hier für alle nachhaltigen und sozialen Unternehmen zu sprechen. Für uns gilt auf jeden Fall, dass wir außerordentlichen Wert darauf legen, dass innerhalb unseres Teams ein guter Zusammenhalt besteht und wir alle an einem Strang ziehen. Das heißt, es ist klar, dass wir alle für die gleiche Sache kämpfen und wir alle ähnliche Werte vertreten. Das ist Teil unserer Unternehmensphilosophie und wir glauben, dass wir nur so unsere Arbeit realisieren können. Insofern spielt das Motivationsschreiben für mich schon eine große Rolle, weil genau hierüber die Möglichkeit besteht, zu verdeutlichen, dass der*die Bewerber*in zu uns passt und sich bei uns wohlfühlt.
Verrätst du uns zum Schluss noch deinen ultimativen Bewerbungstipp?
Ganz klar: Authentizität.
Bewerber*innen sollten unbedingt sie selbst sein und sich nicht als etwas verkaufen, was sie nicht sind. Nur so werden sie einen glaubwürdigen Eindruck hinterlassen, wodurch ein nachhaltiges, vertrauensvolles Arbeitsverhältnis entstehen kann.
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