Psychologie

Lebensplanung: Welche Strategien wirklich hilfreich sind

Dieser Artikel lädt dich dazu ein, deine Herangehensweise an deine Lebensplanung zu hinterfragen. Erfahre, welche drei Strategien es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben

Tina Röbel

16.01.2020

Lebensplanung: Welche Strategien wirklich hilfreich sind

© Elena Koycheva via unsplash

Wir neigen dazu unser Leben zu planen wie ein Projekt. Die Realität sieht dann oft anders aus – das kann frustrierend sein. Dieser Artikel lädt dich dazu ein, deine Herangehensweise an deine Lebensplanung zu hinterfragen. Du erfährst, welche drei Strategien es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben. 

Wir planen, weil wir Sicherheit mögen

Vor allem in Phasen der Unsicherheit ist der Wunsch nach Planung groß. Unsichere Phasen sind die Momente im Leben, in denen viele Fragen offen sind, in denen etwas Neues beginnt, was sich noch nicht ganz greifen lässt, wie zum Beispiel eine berufliche Neuorientierung oder eine Selbstständigkeit. Aber auch andere Projekte, wie eine Promotion, können den Wunsch nach Planung auslösen.
Das Schöne an Plänen ist, dass sie uns für einen trügerischen Moment ein Gefühl von Sicherheit geben. Vermeintlich ist alles klar, sobald es geplant ist. Dabei wissen wir eigentlich genau, dass das Leben oft anders kommt als wir gedacht haben. 

Es gibt drei grundsätzlich verschiedene Arten der Planung

Hier stelle ich sie dir vor und du erfährst, was die jeweiligen Vor- und Nachteile sind. Beobachte dich selbst beim Lesen. Was kommt dir bekannt vor? Wo entdeckst du dich wieder? Wenn du mit einem Projekt gerade nicht richtig vorankommst, kann es sich lohnen, eine andere Herangehensweise zu wählen. Oder (angeblich) in den Worten von Albert Einstein formuliert: “Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.”

Variante 1: Klassisches Projektmanagement – “Wo stehen Sie in fünf Jahren?” 

Diese Vorstellung von Lebensplanung begegnet mir im Coaching am häufigsten. Im Kern besteht sie aus der Idee, ein klares Ziel zu definieren, es mit einer Deadline zu versehen und von dort aus rückwärts zu rechnen, was die jeweiligen Schritte und Meilensteine wären. Der große Vorteil dieser Methode: Man hat von Anfang an den ganzen Weg im Blick und klare Zeitvorgaben definiert. Der große Nachteil dieser Methode: Meistens ist das Leben anders als man es in der Planung vorhergesehen hat. Das sieht man auch an Großbaustellen wie der Elphi in Hamburg oder dem Flughafen in Berlin. Ich bin mir sicher, dass die Projektpläne auf dem Papier toll aussahen. Für komplexere Projekte, ist diese Herangehensweise meistens nicht geeignet.

Variante 2: Intuition pur – “Was fühlt sich jetzt gerade gut und richtig an?”

Das absolute Gegenteil von Variante 1 ist das komplette Vertrauen auf das Bauchgefühl. Anstelle von Nachdenken über die Zukunft wird das Präsent-Sein im Hier und Jetzt entscheidend. Es gibt keinen großen Masterplan, kein langfristiges Ziel. Diese Methode funktioniert sehr gut für Menschen, die einen guten Zugang zu ihrer Intuition haben. Also wenn du gar nicht anders kannst, als dir selbst in jeder Lebenssituation treu zu sein, führt dich das quasi automatisch an Orte und Ziele, die zu dir passen und die für dich richtig sind. Der Vorteil liegt auf der Hand: Kein Planungsaufwand, viel Leichtigkeit und Flowgefühl. Der Nachteil: Diese Herangehensweise funktioniert nur, wenn du wirklich ein gutes Bauchgefühl hast. Bestimmt kennst du Menschen in deinem Umfeld auf die das zutrifft. Wenn du selbst aber eher zu denen gehörst, die sich schnell ablenken oder von Erwartungen anderer und Ängsten beeinflussen lassen, dann ist diese Herangehensweise weniger hilfreich.

Variante 3: Agile Lebensplanung – “Wo willst du hin und was sind die nächsten Schritte?”

Diese Strategie ist so etwas wie die goldene Mitte oder das Beste aus beiden Welten. Ich nenne sie „agile Lebensplanung“, weil sie ähnlich funktioniert, wie agiles Projektmanagement. Im Kern besteht diese Strategie aus zwei Phasen, die sich immer wieder wiederholen. 
Als erstes kommt eine Phase des Innehaltens, in der du dir diese zwei Fragen stellst: 

1) Was ist deine Vision, wo willst du hin? 

2) Was sind von jetzt aus gedacht die nächsten konkreten Schritte? 

Wenn du beide Fragen beantwortet hast, folgt eine Phase der Umsetzung – ohne weiteres Grübeln, erstmal machen. 
Danach nimmst du dir wieder Zeit zum Innehalten: Ist deine Vision noch stimmig? Vielleicht kannst du sie jetzt schon konkreter formulieren. Was sind nun die nächsten Schritte für die nächsten Tage oder Wochen? Nach dem Innehalten folgt wieder die Umsetzung und immer so weiter. Anders als ein Ziel ist deine Vision hier kein Meilenstein, den es irgendwann zu erreichen gilt, sondern eine Art Fixstern am Horizont, etwas, woran du dich orientieren kannst. 

Fazit

Wie immer gibt es auch bei den Strategien der Lebensplanung kein richtig oder falsch, sondern nur „hilfreich“ oder eben „nicht hilfreich“. Sei ehrlich mit dir selbst, warum du wie planst. Manchmal ist es wichtig, mehr Unsicherheit und damit Offenheit zuzulassen. Manchmal ist es wichtig, sich nicht nur treiben zu lassen, sondern die eigenen Pläne auf Umsetzbarkeit zu hinterfragen. In den meisten Fällen ist die Kombination aus beidem das allerbeste.

 

Dieser Artikel von Tina Röbel will dich dazu ermutigen, deinen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Tina ist systemischer Business Coach, promovierte Erziehungswissenschaftlerin und pragmatische Idealistin. Ihre Mission: So viele Menschen wie möglich dabei zu unterstützen, die Welt ein Stück besser zu machen. Du brauchst Inspiration für deine Karriere mit Sinn? Dann hilft dir das Selbstcoaching-Buch "Reiseführer zur Karriere mit Sinn". Darin findest du viele hilfreiche Übungen und Hinweise. Oder du lässt dich von Tina coachen, um mit Tatendrang voranzukommen.