Psychologie

Warum ein Job mit Sinn gesund ist

Der Fehlzeitenreport der AOK zeigt: Empfindet man den eigenen Beruf als sinnstiftend, wirkt sich das auch positiv auf die Gesundheit aus

Vincent Halang

05.10.2018

Warum ein Job mit Sinn gesund ist

© AOK

Hauptsache gesund. Fragt man die Menschen, was ihnen für sich selbst wirklich wichtig ist, steht die eigene gute Gesundheit vermutlich bei fast allen an erster Stelle. Nicht umsonst wünscht man sie vor allem  zum Geburtstag und ganz viel davon. Klar, Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Blöd nur, wenn der Job einem das vermiest. Wie die persönliche Gesundheit und der Beruf zusammenhängen, untersucht jedes Jahr der Fehlzeiten-Report, den das Wissenschaftliche Institut der AOK zusammen mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik herausgibt.

2018 hatte der Bericht einen besonderen Schwerpunkt zum Thema „Sinn erleben – Arbeit und Gesundheit“. Die Basis dafür lieferte eine repräsentative Befragung unter gut 2000 Beschäftigten aus Deutschland.

Was ist Sinn überhaupt? Vor allem: sich wohlfühlen

Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass sich eine als sinnstiftend empfundene Arbeit positiv auf die Gesundheit auswirkt: Die Untersuchung legt auch dar, worin dieser Sinn liegt – und was Arbeitgeber tun können, um das Arbeitsklima und somit die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu verbessern.

Aber wie definiert man Sinn? Darauf hat natürlich jeder eine eigene, ganz individuelle Antwort. Für den Fehlzeiten-Report der AOK sind es vor allem drei Dinge, die Sinn stiften: Am wichtigsten ist demnach die Atmosphäre, dass man sich mit Kollegen gut versteht und ein gutes Verhältnis zu Vorgesetzten hat. Das Berufsmerkmal „sichere und gesunde Arbeitsbedingungen“ wird so auch von 94 Prozent der Befragten als wichtig oder sehr wichtig eingeschätzt – mehr als jedes andere.

Auf Platz zwei – und auch bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit der zweitwichtigste Aspekt – ist „das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun“ (93 Prozent). An dritter Stelle steht, ob und wie man persönliche und berufliche Ziele im Job verwirklichen kann.

Job mit Sinn macht gesünder

Menschen, die demnach Sinn in ihrem Job sehen, haben weniger Fehltage und weniger Beschwerden wie Gelenk- und Rückenschmerzen oder Erschöpfung. Auch interessant: Ein sinnvoller Job schützt laut dem Bericht auch vor dem sogenannten Präsentismus, also dem Phänomen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. Dazu heißt es von der AOK: „Mehr als jeder fünfte Befragte (21,1 Prozent) war entgegen dem Rat des Arztes im letzten Jahr krank zur Arbeit gegangen. Wer seine Arbeit sinnstiftend findet, ist jedoch seltener betroffen (18,5 Prozent) als Beschäftigte, bei denen das nicht der Fall ist (24,8 Prozent).“

Daran zeigt sich auch: Der positive Effekt eines GoodJobs wirkt auch in die andere Richtung. Wer also keinen Sinn in der eigenen Arbeit sieht und sich nicht wohlfühlt, ist häufiger krank und leidet öfter an entsprechenden Beschwerden.

Da stellt sich natürlich vor allem für Arbeitgeber die Frage, wie man ein solches Klima schafft, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen, Sinn empfinden – und gesund bleiben. Laut AOK-Fehlzeiten-Report gibt es bei so ziemlich allen Aspekten, die Beschäftigten wichtig sind, Diskrepanzen zur Wirklichkeit. (Interessanterweise ist es gerade beim Punkt, dass das „Unternehmen von Nutzen für die Allgemeinheit ist“, genau umgekehrt: Etwa 75 Prozent sagen, das sei ihnen wichtig. Aber noch mehr (76 Prozent) sagen, das treffe auch zu.)

Was Arbeitgeber tun können

Besonders groß ist der Unterschied zwischen Anspruch und Realität aber bei drei Aspekten: So ist fast 97 Prozent der Befragten wichtig, dass das „Unternehmen hinter seinen Mitarbeitern steht“. Allerdings sagen keine 70 Prozent, dass das auch zutrifft.

Nicht ganz so groß, aber immer noch bemerkenswert, ist auch die Lücke bei den Fragen, wie wichtig es ist, dass sich die „beruflichen Ziele in Ihrem Unternehmen verwirklichen lassen“ (86 Prozent) und dass die eigene „Tätigkeit im Unternehmen Wertschätzung genießt“ (92 Prozent). Hier sagen nur 67 bzw. 73 Prozent, dass dies der Fall ist.

Darum resümiert auch Helmut Schröder, einer der Mitherausgeber des Berichts: „Wenn Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern und als Arbeitgeber attraktiv bleiben möchten, sollten sie gegenüber ihren Beschäftigten mehr Loyalität vermitteln und die vertrauensvolle Zusammenarbeit quer durch die Hierarchieebenen gezielt fördern.“

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