Karriere

Ein Jahr bezahlter Urlaub? – So planst du dein Sabbatical 

Auch wenn dir dein Job Spaß macht: Ist es nicht ein schöner Gedanke, ein ganzes Jahr lang nur zu tun, worauf du Lust hast? Das geht – mit einem Sabbatical!

Lea Thin

09.01.2020

Ein Jahr bezahlter Urlaub? – So planst du dein Sabbatical 

© Nick Dunlap via unsplash

Auch wenn dir dein Job Spaß macht, ist es nicht ein schöner Gedanke, ein ganzes Jahr lang nur zu tun, worauf du Lust hast? Das geht – mit einem Sabbatical! Was das Arbeitsmodell alles kann und wie auch du in den Genuss eines Sabbatjahrs kommen kannst, erfährst du hier.

Zeit für eine Auszeit! 

Das Sabbatical ist ein Arbeitszeitmodell, das dir eine berufliche Auszeit ermöglicht. Es dauert üblicherweise zwischen drei und zwölf Monate, doch auch eine längere Sabbatphase ist nach Absprache mit deinem Unternehmen möglich. Während dieser Zeit bist du im Normalfall weiter bei deinem Arbeitgeber beschäftigt und bekommst einen Teil deines Gehalts. Ursprünglich wurde das Konzept für Professor*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen ins Leben gerufen, um ihnen Zeit für ihre Forschungen außerhalb des Universitätsbetriebs zu ermöglichen. Mittlerweile ist das Konzept auch im öffentlichen Dienst angekommen. Lehrer, Beamte und andere Tarifbeschäftigte genießen sogar einen Anspruch auf ein Sabbatjahr – Tarifvertrag sei Dank. Aber auch immer mehr Arbeitgeber*innen der freien Wirtschaft sind offen für das Arbeitszeitmodell.

Gammeln, Weltreise oder Fortbildung?

Ein Sabbatjahr macht man in der Regel nur einmal im Leben. Daher solltest du dir genau überlegen, wofür du diese wertvolle Zeit nutzen möchtest. Für einige ist das Jahr kein Freizeitluxus – sie nutzen das Sabbatical, um sich von Dauerstress im Job oder einer Krankheit zu erholen. Für viele ist das Sabbatjahr aber eine Möglichkeiten, um Erfahrung im Ausland zu sammeln. Programme wie Work & Travel bieten sich an, aber auch Volunteering und Freiwilligenarbeit in Auslandsprojekten sind begehre Möglichkeiten für einen Tapetenwechsel während der beruflichen Auszeit. Aber Vorsicht: Viele dieser Auslandsprogramme haben eine Altersbeschränkung. Wer jenseits der Dreißig ins Ausland will, der kann die Zeit während des Sabbaticals für eine Weltreise nutzen. In zwölf Monaten schafft man eine ordentliche Strecke – ob zu Fuß durch Europa oder mit der transsibirischen Eisenbahn bis nach Zentralasien. Du musst aber gar nicht in die Ferne schweifen, um dein Sabbatjahr zu genießen. Denn erlaubt ist alles, was du dir für dein Jahr vorgenommen hast. Wenn du die Zeit als Couch-Potatoe verbringen willst, nur zu. Vielleicht hast du auch schon Kinder und möchtest ein ganzes Jahr mit ihnen auskosten, quasi eine Elternzeit on top. Besonders gut eignet sich so ein Jahr aber auch, um eigene Ideen zu verwirklichen, die dir im Kopf herumschwirren. Endlich hast du die Zeit, alles anzugehen, was du dir schon so lange vornimmst. Dabei spielt es keine Rolle, ob du einen Sprachkurs machen, programmieren lernen oder endlich mal surfen lernen möchtest. Vom Umbau deiner Wohnung bis zur beruflichen Weiterbildung – ein Sabbatjahr bietet dir für alles, was dir wichtig ist jede Menge Freiraum.

Wovon soll ich leben?

Weltreise und Hobbies frönen hört sich ja schön an, aber wovon soll das alles ohne Job bezahlt werden? Es gibt unterschiedliche Varianten, wie ein Sabbatjahr finanziert werden kann:

1) Besonders beliebt ist das Teilzeit-Modell. Dabei erhältst du zwei Jahre lang ein Teilzeitgehalt. Tatsächlich arbeitest du aber ein ganzes Jahr Vollzeit und wirst für das zweite Jahr freigestellt. Im Grunde arbeitest du also das zweite Jahr einfach vor. Der Vorteil: Du erhältst durchgängig Gehalt und bist sozial abgesichert. Wenn du also auch mit einem reduzierten Gehalt über die Runden kommst, ist dieses Modell für dich ideal!

2) Wem 50% Gehalt nicht genügt, der kann auch eine längere Ansparphase zwischen einem und zehn Jahre mit deinem Arbeitgeber vereinbaren, bevor die Freistellung beginnt. Diese Variante kann natürlich nur zum Einsatz kommen, wenn der Arbeitsvertrag nicht während der Ansparphase ausläuft und eignet sich daher vor allem für Lehrer*innen und Beamte. Ein Rechenbeispiel: Du arbeitest vier Jahre lang Vollzeit, bekommst aber nur 80% deines Gehalts ausgezahlt. Im fünften Jahr bist du dann freigestellt, bekommst aber weiter 80% deines Gehalts sowie Sozialversicherungen gezahlt.

3) Es gibt auch ein unfreiwilliges Sabbatical: Kommen auf deine*n Arbeitgeber*in wirtschaftlich schwierige Zeiten zu, entscheiden sich manche Unternehmer*innen für die Time-out-Version eines Sabbaticals. Dabei wirst du als Angestellte*r mit einem reduzierten Gehalt freigestellt, bis es mit dem Unternehmen wirtschaftlich wieder bergauf geht. 

4) Selbstverständlich hast du immer die Möglichkeit zu kündigen und dein Sabbatjahr selbst in die Hand zu nehmen. Viele nutzen beispielsweise das Jahr nach dem Abitur, um sich beruflich zu orientieren oder einfach die Zeit vor dem „Ernst des Lebens“ zu genießen. Beachte jedoch, dass du bei einer beruflichen Auszeit keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hast. Du solltest also finanziell so vorgesorgt haben, dass du überleben und sämtliche Versicherungen selbst stemmen kannst.

Vorbereitung ist alles!

Das Sabbatical kann ein Lichtblick im langweiligen 40 Stunden Arbeitstunnel sein – aber auch die letzte Ausfahrt vor dem Burn-Out. Was auch immer deine ganz persönliche Motivation für eine berufliche Auszeit ist, sie muss vorab gut geplant werden.  

Egal wie gut du dich mit deinem oder deiner Vorgesetzten verstehst – halte eure Vereinbarungen für das Sabbatical unbedingt vertraglich fest. Neben der festgelegten Arbeitszeit, Vergütung und Freistellungsphase solltest du vor allem darauf achten, dass während deiner Auszeit in alle Sozialversicherungen eingezahlt wird, die dir wichtig sind. Es kann durchaus dazu kommen, dass dein Arbeitgeber nicht alle davon übernehmen wird. Zu den Sozialversicherungen, die normalerweise durch Beiträge von Arbeitnehmer*in sowie Arbeitgeber finanziert werden, zählen die Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Pflegeversicherung. Besonders die ersten beiden sind dringend notwendig, damit es später zu keinen bösen Überraschungen kommt. Auf jeden Fall solltest du dich hierzu vorab beraten lassen und die Kosten für die Selbstübernahme der Versicherungen in den Plan für das Sabbatjahr einbeziehen. Klar, das ist ein finanzieller und organisatorischer Aufwand, aber hey: Dafür hast du anschließend ein Jahr nur für dich. Hier findest du ein Vertragsmuster, dass du als Grundlage für deine Verhandlungen nehmen kannst.

Chef*in überzeugen – Mit den richtigen Argumenten klappt’s! 

Die Vorteile des Sabbatjahrs liegen auf der Hand – für diejenigen, die es in Anspruch nehmen. Aber auch Arbeitgeber können von diesem Arbeitskonzept profitieren. Jetzt liegt es an dir, deine*n Vorgesetzte*n davon zu überzeugen! Denn so sehr du dich auch auf dein Sabbatjahr vorbereitet hast – ohne die Zustimmung deines Arbeitgebers kannst du deine Pläne gleich wieder ad acta legen. Besonders schwer haben es hier Angestellte in der freien Wirtschaft, denn anders als im öffentlichen Dienst gibt es hier keine vertraglich festgelegten Vereinbarungen. In einigen Fällen kann es ratsam sein, erst einmal beim Betriebsrat oder in der Personalabteilung in Erfahrung zu bringen, ob es die Möglichkeit auf ein Sabbatjahr überhaupt gibt. Bevor du in ein persönliches Gespräch mit deiner oder deinem Vorgesetzten startest, leg dir die vielversprechendsten Argumente zurecht. Grundsätzlich gilt: Gute Mitarbeiter*innen zu finden ist eine der größten Herausforderungen für ein Unternehmen. Anstatt direkt wieder eine neue Arbeitskraft zu suchen und einzuarbeiten kann es daher für deine*n Chef*in ein guter Deal sein, wenn du nach ein paar Monaten wieder zurückkehrst. Das Modell ist zudem gar nicht so abwegig. Schließlich sind auch frischgebackene Eltern bis zu einem Jahr nach der Geburt nicht im Betrieb. Bildest du dich während des Jahres fort, so profitiert dein Arbeitgeber sogar noch von deiner beruflichen Auszeit, da du besser ausgebildet zurückkehrst. Zudem muss dein*e Arbeitgeber*in nicht für deine Fortbildung aufkommen – weder mit verlorener Arbeitszeit, da du diese ja bereits vorgearbeitet hast, noch finanziell. Steht ein stressiges Projektjahr an, freut sich dein Arbeitgeber möglicherweise darüber, dass du dafür deine Stunden aufstockst und lässt sich gern auf den Teilzeit-Deal ein. Auch andersherum kann argumentiert werden: Habt ihr einen wichtigen Auftraggeber für das nächste Jahr verloren, ist deine Arbeitszeit vielleicht in diesem Jahr besser angelegt.