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Mein GoodJob – „Ein verdammt geiles Gefühl!“

Raus aus der Festanstellung, rein ins Abenteuer Selbstständigkeit – inklusive Charity-Arbeit. Die Journalistin Laura Lewandowski hat den Schritt gewagt. Wie ihr neuer Arbeitsalltag aussieht, erzählt sie im Interview

Interview: Marie Reichenbach

17.05.2018

Mein GoodJob – „Ein verdammt geiles Gefühl!“

© Laura Lewandowski

Laura Lewandowski hat das wovon viele Berufstätige in der Kreativbranche träumen – eine Festanstellung mit guten Karrierechancen. Trotzdem war sie mit ihrem Arbeitsalltag als Journalistin nicht glücklich. Sie ist ins kalte Wasser gesprungen und sich ins Abenteuer Selbstständigkeit gewagt, inklusive Charity-Arbeit. Für sie ein echter GoodJob.

 

Laura, du hast beruflich ein sehr aufregendes Jahr hinter dir. Was genau hat sich verändert?

Als turbulent könnte man mein letztes Jahr auf jeden Fall beschreiben. Bisher war mein Leben immer sehr geradlinig verlaufen: Abitur, Studium, dann direkt in ein journalistisches Volontariat gerutscht, gefolgt von einer Festanstellung – durchaus mit guten Karrierechancen. Objektiv betrachtet könnte man sagen: Lief alles nach Plan. Aber ich habe gemerkt, dass mir das nicht ausreicht und ich noch etwas anderes kennenlernen möchte. In dieser Zeit ist die Entscheidung in mir gereift, dass ich mich aus meinem sicheren Umfeld noch einmal raus wagen will, um mich in ein neues Abenteuer zu stürzen.

Das erste Abenteuer hieß dann Filmbranche …

Ja genau, ich wurde eigentlich ganz klassisch abgeworben und habe das letzte halbe Jahr als Creative Producerin an Projekten zur außerschulischen Jugendbildung gearbeitet. Das klang anfangs total spannend und ich hatte große Lust auf diese neue Herausforderung, habe aber leider ziemlich schnell gemerkt: Der Job ist super spannend und schafft auch einen wichtigen gesellschaftlichen Impact, aber glücklich macht er mich leider nicht. Das war für mich keine leichte Erkenntnis. Immer wieder habe ich mir gedacht: Vielleicht muss ich mich noch mehr auf die Arbeit einlassen, dem ganzen mehr Chancen geben, mich noch mehr reinhängen. Aber irgendwann musste ich – für mich – die Entscheidung treffen, dass es Zeit wird für einen kompletten Neuanfang. Mal ganz ehrlich, wenn nicht jetzt, wann dann?

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Hat sich deine Einstellung gegenüber deinem Job und der Arbeit generell verändert?

Definitiv! Das war eine sehr prägende Zeit und ich habe mich persönlich im letzten Jahr noch einmal ganz anders und viel besser kennengelernt. Ich habe gemerkt, dass ich ein absoluter Freigeist bin. Ich liebe es, im Team zu arbeiten. Aber ich glaube, dass ich viel weiterkommen und auch viel mehr bewegen kann, wenn ich nicht in ein festes Arbeitskorsett geschnürt werde, sondern einfach mein Ding mache. Und mit meiner sozialen Arbeit für LifeAct hat sich dann sowieso noch einmal viel verändert …

Stichwort LifeAct: Was hat es damit auf sich?

Die Geburtsstunde von LifeAct liegt eigentlich schon über ein Jahr zurück. Ich habe gemeinsam mit einem Freund ein Musikfestival für den guten Zweck in Berlin organisiert. Mit dem Erlös haben wir Hilfsprojekte in Ostafrika unterstützt. Wir haben das vor einem Jahr beide noch neben unseren Full-Time-Jobs auf die Beine gestellt – ein echter Kraftakt. Und obwohl unsere Kapazitäten so begrenzt waren, haben wir schnell gemerkt, wie viel man bewegen und vor allem wie viele Menschen man für den guten Zweck mobilisieren kann. Schon damals ist der Wunsch in mir gereift, für LifeAct mehr Zeit zu haben – das habe ich jetzt auf jeden Fall und es lohnt sich: LifeAct wird nämlich langsam erwachsen.  Anfang 2018 haben wir gemeinsam mit einigen Freunden einen gemeinnützigen Verein gegründet, um das Ganze noch professioneller aufziehen zu können. Das fühlt sich an wie ein kleines Start-up. Ich bin total begeistert, wie viele Leute wir für das Thema schon begeistern und ins Boot holen konnten. Mir macht das alles gerade total viel Spaß und ich habe wirklich das Gefühl, etwas zu bewegen.

Wie sieht dein Arbeitsalltag momentan konkret aus?

Primär bin ich gerade dabei, das zweite große LifeAct-Event zu planen. Wir wollen dieses Jahr nicht nur ein Charity-Musikfestival organisieren, sondern ein großes Kulturevent, das eine noch größere Zielgruppe auf die Krisen in Ostafrika, aber auch hier bei uns aufmerksam macht. Wir haben einfach das Gefühl, dass viele Krisenherde auf der Welt zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das muss geändert werden! Gleichzeitig ist es mir aber auch wichtig, mehr Transparenz in Charityangelegenheiten zu bringen. Ich hatte gerade das Glück, drei Wochen in Äthiopien mit unserem diesjährigen Spendenpartner, DAHW – Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V., verbringen zu können. Das war nicht nur eine einzigartige Erfahrung, ich habe auch mit eigenen Augen gesehen, dass die Hilfe wirklich ankommt.

Aus dem Büro direkt nach Äthiopien. Was bedeutet Arbeit mit einem sozialen Impact für dich?

Die Erfahrungen, die ich bei und durch LifeAct bisher machen durfte, sind mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Und ich merke einfach jeden Tag aufs Neue, dass ich mit meiner Arbeit wirklich einen Beitrag leiste und auch andere Menschen für das Thema begeistern kann. Das motiviert wirklich sehr.
Zum anderen ist es aber auch so, dass ich mein Ding durchziehen darf. LifeAct fühlt sich an wie eine kleine Firma, mit der man wirklich etwas verändert. Für mich, die aus einem klassischen „Nine-to-five“-Job kommt, in dem ich immer Aufgaben von anderen bekommen habe, ist das ein sehr befreiendes Gefühl. Ich stehe zu 100 Prozent hinter dem, was ich tue und das setzt schon jetzt viel Kraft und Energie frei.

Dennoch hast du mit deinem Schritt viele Sicherheiten aufgegeben. Macht dir das gar keine Angst?

Natürlich bringt eine neue Situation auch immer neue Herausforderungen mit sich. Einerseits bedeutet es für mich Freiheit, mein eigener Chef zu sein. Meine Arbeitszeiten sind flexibel und ich kann endlich jeden Job annehmen, von dem ich glaube, dass er sinnvoll sein kann. Und das macht mich zurzeit unfassbar glücklich. Andererseits mache ich mir natürlich auch viele Gedanken: Wie geht es langfristig für mich weiter? Wie reagiere ich, wenn ich plötzlich abliefern muss, und nicht mehr ohne Druck arbeiten kann? Auch die finanzielle Unsicherheit ist neu für mich. Ich weiß heute noch nicht, wie viel Geld im nächsten Monat reinkommt. Eigentlich weiß ich noch gar nicht, was nächsten Monat passiert. Das ist spannend, aber verursacht natürlich auch ein mulmiges Gefühl, das man in einer festen Anstellung nicht hat. Ich glaube, jeder muss für sich entscheiden, wie viel die Freiheit wert ist, die man durch die Selbstständigkeit gewinnt.

Was ist dein Tipp für Leute, die in Ihrem Job unzufrieden sind und nach mehr Sinn im Job suchen?

Mir persönlich wurde irgendwann klar: Verdammt, ich habe nur ein Leben und das soll ein glückliches sein. Dann habe ich mich einmal ernsthaft mit der Frage beschäftigt, was genau mich eigentlich glücklich macht. Wir haben das große Privileg, dass wir unser Leben selbst in die Hand nehmen können – aber genau das müssen wir eben auch tun. Unser Job spielt in unserem Alltag eine so große Rolle. Also warum sollten wir nicht nach dem schönsten aller Jobs für uns suchen, der uns wirklich Spaß macht? Ich finde das hat jeder verdient. Niemand sagt dir, dass du das Wort Arbeit mit etwas Negativem in Verbindung setzen musst. Dieser Gedanke ist in vielen Köpfen noch viel zu präsent, da müssen wir endlich von wegkommen. Es geht also um die Frage, wie viel bin ich mir selbst wert. Und in wie weit muss ich beruflich etwas machen, das mir keinen Spaß macht. Diese Fragen muss jeder für sich selbst beantworten. Aber ich bin davon überzeugt, dass wenn man die beste Entscheidung für sich selbst getroffen hat, ein Morgen so aussehen könnte: Du wachst auf, schaust aus dem Fenster und freust dich genauso auf den kommenden Tag, als würdest du in der Südsee mit einem Cocktail in der Hängematte liegen. Und das ist ein verdammt geiles Gefühl.

Hat dir das Interview gefallen? Worüber würdest du gerne mehr bei GoodJobs lesen? Schreib es uns, am besten in einer kurzen Mail. Wir freuen uns auf jedes Feedback!

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